Die Internationale Orgelwoche Nürnberg (ION) will vom 26. Juni bis 5. Juli unter dem Motto "Ins Offene. Über Mut" wieder Tausende Besucher in die Innenstadtkirchen und das Germanische Nationalmuseum locken. Der Berliner Moritz Puschke übernimmt zum zweiten Mal die künstlerische Leitung des Events und stellte am Freitag das Programm vor. Es gebe auch diesmal wieder die beliebten Mittagskonzerte, die auch spontan Bürger wie Touristen in die Frauenkirche locken sollen, und einen Orgelwettbewerb in drei Runden, der am 26. und 27. Juni in Herzogenaurach und am 30. Juni in Nürnberg stattfindet.

Auch der mittlerweile zum "Kult" gewordene Orgelwettstreit werde wieder ausgetragen, sagte Puschke. Am 29. Juni stellen sich dabei in der Lorenzkirche Deutschlands jüngster Orgelprofessor Martin Sturm (27) und die spanische Organistin Monica Melcova Improvisations-Aufgaben. Eher klassischen Charakter hat das Eröffnungskonzert mit dem Lettischen Rundfunkchor am 27. Juni, der in der Egidienkirche ein extra arrangiertes Konzert mit französischen Texten über Freiheit 75 Jahre nach Kriegsende aufführen wird. Am selben Ort erinnert das Konzert "Songlines" am 1. Juli an die Gründung des Egidienklosters im Jahr 1140, bei dem der Einfluss irischer Benediktinermönche von der Ars Choralis Coeln musikalisch nachgebildet wird.

Das Jahresthema soll auch den Anspruch der Organisatoren unterstreichen, die ION tiefer in der Stadtgesellschaft zu verankern und auch Menschen anzusprechen, die ihren Weg kaum in die Kirche finden.

"Was wir brauchen, ist Mut, Offenheit, ein Ringen um die Wahrheit und ein Wiederversöhnen. All das spiegelt sich in der Musik wider", sagte Puschke. Der gesellschaftspolitische Auftrag der Veranstaltungsreihe sei, vom Schulkind bis zum Nachtschwärmer alle erdenklichen Besuchergruppen anzulocken.

Ein Beispiel ist die "ION-Nacht" (26. Juni), zu der sich im vergangenen Jahr rund 2.500 Menschen in der Innenstadt zum Singen versammelt hatten und die mit rund 7.000 Gästen bestens besucht war. Zum Schulprojekt "SingBeethoven" kommen am 3. Juli 250 Kinder aus Nürnberger Schulen in der Lorenzkirche zusammen, die eine Woche lang schulfrei hatten, um ein Konzert einzustudieren. Über 1.000 Kinder ab der 3. Klasse sind bereits für das Schulprojekt "Orgel zum Anfassen" angemeldet und dürfen in die Orgel der Kirche St. Martin sogar hineinklettern. 

Neu ist die Reihe "Nightflight", bei der am 27. Juni sowie am 3. und 4. Juli jeweils ab 23 Uhr Konzerte zwischen Klassik und Jazz in der Marthakirche stattfinden.

Besondere Akzente soll bei gleich zwei Konzerten Anna-Maria Hefele mit ihrem Obertongesang setzen.

Weitere Highlights sind die Aufführungen von Händels Oratorium "La Resurrezione" am 3. Juli im Germanischen Nationalmuseum mit dem La Floia Barockorchester und das Konzert "Von Bach bis Prince" der A-cappella-Gruppe "Slixs" am 4. Juli in der Katharinenruine. Als neuer Kooperationspartner ist das Bewerbungsbüro der Stadt Nürnberg zur Kulturhauptstadt Europas 2025 mit im Boot, das die ION mit rund 10.000 Euro unterstützt.

Der Gesamtetat liege in diesem Jahr bei etwa 578.000 Euro, wie Geschäftsführerin Cornelia Schiffel erklärte. Mit jeweils 85.000 Euro beteiligen sich die Stadt Nürnberg und das Land Bayern an der ION. Dass die Kirchen ihre Räume für die Konzerte öffnen und sich vom Mesner über den Pfarrer bis zum Regionalbischof auch Ehren- und Hauptamtliche engagieren und predigen, sei ein großer Gewinn für das Musikfestival, der nicht selbstverständlich sei.

Moritz Puschke nannte als Ziel für die 70. Auflage im kommenden Jahr, rund um die ION eine Akademie zu gründen, in der Musiker und Künstler mit Workshops und Meisterkursen nachhaltig dafür sorgen sollen, dass die ION lebendig bleibt.

"Wir gehen auf die Menschen zu, laden zum Diskurs und feiern den Nürnberger Geist der Versöhnung", sagte Puschke.