Wenn zum 1. Januar 2025 die drei evangelischen Dekanate Donauwörth, Nördlingen und Oettingen zum Donau-Ries-Dekanat verschmelzen, ist diese Wortschöpfung auch schon ein halbes Jahrhundert alt. Denn schon zweieinhalb Jahre nach der Gründungsversammlung am 16. Januar 1974 erhielt der Verein seinen heutigen Namen. Vorsitzender war Pfarrer Dieter Knoch, seine Stellvertreterin Ursula Müller, die jahrzehntelang eng mit dem EBW verbunden bleiben sollte.

Vorangegangen war 1972 die Einführung des Erwachsenenbildungsförderungsgesetzes in Bayern. "Plötzlich gab es staatliche Zuschüsse, selbst für die Seniorenarbeit, wenn man diese mit Bildungsangeboten verband und entsprechend dokumentierte", erklärt Jürgen Adler, Ruhestandspfarrer und bis heute begeisterter EBW-Mann. Mit 3000 Mark Startkapital für Referenten, Materialien oder Mieten wurde begonnen. Heute hat das EBW rund 50 Mitglieder aus allen drei Dekanatsbezirken, zu denen sich noch weitere Institutionen wie die Liebenzeller Gemeinschaft oder der Tutzinger Freundeskreis gesellen. Rund 12.000 Euro werden jedes Jahr auf Antrag für die Aktionen der Mitglieder ausgezahlt, die in ihren Gemeinden Bildungsangebote machen.

Dienstleister der Dekanate

"Wir verstanden uns als Dienstleister für die Dekanate", meint Ruhestandsdekan Hans Issler, der ab 1976 den Vorsitz übernahm. Standen zu Beginn noch Veranstaltungen für Senioren und Frauen rund um die Themen Glauben, Naturwissenschaft, Luther oder die Kirchentage auf dem Programm, weitete sich das Angebot schnell aus.

Für Gruppenleiter gab es Fortbildungsangebote. Religionspädagogin Irmgard Martin begann mit interessierten Gemeindegliedern, die Gemeindebriefe interessanter zu gestalten oder rief "Bibliodramatage" ins Leben. "Mittlerweile habe ich das Radpilgern für mich entdeckt", erklärt die Seniorin, die immer noch viel Freizeit im EBW verbringt. In den 80ern standen Themen wie Frieden, Umwelt oder AIDS im Vordergrund. In den 90ern erlebten Krabbelgruppen ihren Boom.

Christa Müller seit 30 Jahren als Leiterin

Christa Müller übernahm 1994 die pädagogische Leitung des EBW von Dorothea Vogel – und ist seit nunmehr 30 Jahren die einzige Hauptamtliche. "Das Programm spiegelt bis heute wider, was in den Gemeinden gefragt und los ist", sagt sie. Themen wie Glaube oder Fortbildung bleiben – es ändern sich aber die Formate. In den Corona-Jahren sah sich Müller plötzlich als Referentin für Zoom-Konferenzen wieder. Die Ausbildung zu Digital-Lotsen für Senioren seinen beispielsweise eine Erscheinung des Internet-Zeitalters. Aber es bleibt auch vieles beim Alten. "Heute beteiligen wir uns mit umliegenden Bildungswerken an der Ausbildung für Kirchenführer. Damit erreichen wir Menschen, die Kirchen als kulturellen Raum schätzen und diese bislang nicht aus Glaubensgründen aufgesucht haben", meint sie.

Ein Highlight im Jahr sei der "Evangelische Aschermittwoch", der seit 1993 traditionell im Gemeindezentrum Dürrenzimmern gefeiert wird. Ansonsten ist der Saal des Gemeindehauses oder eine Buchhandlung in Nördlingen einer der Orte, den Menschen aus dem gesamten Ries gerne ansteuern. Das EBW selbst hatte sein Büro bis 1994 in Oettingen, zog dann ins alte "Haus der Kirche" nach Nördlingen und ist dort seit 2012 im neuen "Haus" untergebracht – gemeinsam mit weiteren evangelischen Institutionen im Ries.

Zentrale Orte, so Christa Müller, seien aber nicht das entscheidende. "Mehr denn je muss sich unser EBW fragen, wo Orte sind, an denen Menschen sich begegnen und wie wir sie dort spirituell begleiten", ist sie überzeugt. Ebenso wie über die guten Zukunftsaussichten: "Solange es Menschen gibt, die sich ehren- und hauptamtlich engagieren, wird es weitergehen."

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