Der Berliner Pfarrer Alexander Brodt-Zabka hat in der Zeit des Corona-Lockdowns kurzerhand einen Podcast produziert und unter dem Titel "Hoffnung zu Ostern in Zeiten von Corona" mit Unterstützung eines professionellen Produktionsteams veröffentlicht. Im Sonntagsblatt-Interview spricht er über seine Idee, die Produktionsbedingungen und den neuen Podcast "Von guten Mächten", an dem er jetzt arbeitet.

Wie entstand die Idee für den Podcast zur Osterzeit?

Alexander Brodt-Zabka: Schon vor der Corona-Krise habe ich über ein Social Media Format nachgedacht. Ich bin zwar kein Digital Native und nicht viel auf Facebook oder Instagram unterwegs, aber ich finde Podcasts hochinteressant. Meine Podcast-Reihe war für die Karwoche geplant, und die Passionsgeschichte spiegelt viel vom momentanen Weltgeschehen wider. Ich hatte Lust, das biblische Geschehen mit der heutigen Situation zu vergleichen. Denn vieles aus Religion und Theologie ist hochaktuell.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Brodt-Zabka: Es hat großen Spaß gemacht und mich persönlich in meinem theologischen Denken herausgefordert. Da der Corona-Lockdown so plötzlich kam und kurz darauf schon Ostern war, mussten wir schnell handeln. Ich wollte von Psalmsonntag bis Ostersonntag jeden Tag mit Inhalt füllen. Teilweise habe ich mir bei den Folgen nur Stichpunkte notiert und das Gesagte erst im Verlauf der Aufzeichnung entwickelt. Das war schön, aber auch recht anstrengend, da wir alle neun Folgen an einem Stück hintereinander aufgenommen haben – was ziemlich ambitioniert war.

Wie wurde der Podcast produziert?

Brodt-Zabka: Das hat sich spontan entwickelt. Hinter der Produktion steht keine Agentur, vier Freelancerinnen. Jede ist auf einen eigenen Bereich spezialisiert: Social Media, Grafik oder Websites. Das hat  sich alles gut ergänzt.

Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Podcast?

Brodt-Zabka: Ich möchte die Botschaft, die ich vertrete und die mir Halt gibt, anderen Menschen anbieten. Viele Menschen, die einen anti-kirchlichen Habitus haben, verspüren trotzdem eine gewisse Sehnsucht nach Sinn, Entschleunigung und Tiefe. Sie suchen nach Erlebnissen jenseits des Materiellen. Und ich möchte Menschen, die der Kirche fern sind, einen Zugang zu den sehr lebendigen Bildern der christlichen Tradition und vor allem der reichhaltigen und mystischen Erfahrungswelt  ermöglichen. Ich möchte sozusagen ein Türöffner sein, der Menschen, die stereotype Bilder von Kirche im Kopf haben, eine andere Zugangs- oder Sichtweise vermittelt.

Gab es eine bestimmte Zielgruppe für den Podcast?

Brodt-Zabka: Wir wollten über Social Media die jüngere Generation erreichen. Nach unserer ersten Auswertung ist uns das auch ganz gut gelungen.

Gab es Feedback der ZuhörerInnen?

Brodt-Zabka: Zu unseren ZuhörerInnen gehörten Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet. Das Feedback war durchweg positiv. Die Menschen waren sehr dankbar und bezeichneten den Podcast als  Begleiter in dieser schwierigen Zeit der Corona-Pandemie. Viele haben es sehr geschätzt, diese geistlichen Impulse zu bekommen. Das hat mich sehr froh gemacht und erfüllt.

Wie wichtig ist die Digitalisierung für die Institution Kirche?

Brodt-Zabka: Die Kirche kommt nicht daran vorbei. Das Schöne am digitalen Arbeiten ist, dass man viele Dinge ausprobieren kann.  Wenn man merkt, dass ein Format gut funktioniert, baut man es aus. Wenn nicht, kann man es verändern. Es ist mit keinen hohen Kosten verbunden und hat etwas  Spielerisches. Aber die Digitalisierung sollte immer nur Mittel zum Zweck sein um, das Evangelium in die Welt zu bringen. Man kann es vergleichen mit der Reformationszeit vor 500 Jahren. Damals hat der Buchdruck die damalige Zeit  revolutioniert. Würde man heutzutage als Kirche beschließen, nichts in Richtung Digitalisierung zu tun, wäre das blödsinnig. Gleichzeitig ist es auch nicht richtig zu denken, dass uns die Digitalisierung rettet. Zudem gibt es viele Dinge, die man niemals durch Social Media ersetzen kann. Beispielsweise eine Woche im Kloster verbringen.

Ihr neues Podcastprojekt heißt "Von guten Mächten" – worum geht es da?

Brodt-Zabka: Dieser spirituelle Podcast erscheint einmal die Woche. Darin geht es um aktuelle Themen und auch um etwas schwerere theologische Kost. Ich versuche gerade, etwas sperrigere Themen verständlich und lebensnah darzustellen. Im Hintergrund habe ich ein Team für die technischen Dinge und die professionelle Begleitung des Podcasts. Jede Folge ist etwa acht Minuten lang und auf Spotify und bei iTunes zu finden.

Planen Sie weitere Podcasts?

Brodt-Zabka: Eventuell will ich etwas in Richtung religiöser Sozialisation machen: Ich möchte die christliche Religion für Menschen erklären, die keinen Zugang dazu haben, sich aber nach Sinn, Ruhe und Gott sehnen. Dafür würde ich theologische Begriffe und kirchliche Handlungsweisen erklären. Theoretisch denkbar wäre auch ein interreligiöser Podcast, der dann aber eher in Form von Dialog oder Trilog stattfinden könnte. Wir haben zwei interreligiöse Projekte in Planung, einmal das Projekt "House of One", ein interreligiöses Gebetshaus und die Drei-Religionen. Beide Projekte bieten jede Menge Gesprächsstoff.  Wir müssen schauen, wie das zeitlich machbar ist, denn die Produktion des Podcasts bedeutet viel Aufwand. Ich finde aber, es lohnt sich in jedem Fall.

Wie Religionen in Zeiten von Corona den digitalen Raum nutzen

 

Dieses Interview entstand im Rahmen des Seminars "Online-Journalismus in der Praxis: Wie Religionen in Zeiten von Corona den digitalen Raum nutzen & innovative Ideen entwickeln" im Rahmen des Masterstudiengangs "Medien - Ethik - Religion" an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen (FAU).

Alle Artikel des Seminars können unter diesem Link nachgelesen werden.