Patricia Rubelius erinnert sich noch gut daran, wie sie mit ihrer Mutter alte Fotoalben angeschaut hat. "Mit fortschreitender Demenz konnte meine Mutter ihre Gefühle nicht mehr mit Worten äußern", erinnert sie sich. Aber beim Bilderanschauen habe die Seniorin ihre Hand auf die Hand ihrer Tochter gelegt und gelächelt. "So habe ich trotzdem ihren Zuspruch gespürt", sagt Rubelius. Diese "nicht-sprachliche" Kommunikation mit dementen Menschen musste Rubelius, die ihre Mutter viereinhalb Jahre gepflegt hat, aber erstmal lernen: "Du musst ja auch selbst mit dieser neuen Situation fertig werden und das ist wahnsinnig schwierig."

Umgang mit dementen Menschen im digitalen "DemenzGuide" erklärt

Gemeinsam mit dementen Menschen alte Fotoalben anschauen, Bildbände mit Landschaftsfotos oder Kochbücher - das sind ein paar Tipps, die sich auch im digitalen "DemenzGuide" finden, der ab dem 1. Februar im Internet aufgerufen werden kann. "Wir wollen Angehörigen mit der App schnell und leicht verständlich Informationen über die Krankheit geben, Tipps, welche Verhaltensweisen hilfreich sind oder Ideen, wie man mit den Erkrankten in einen guten Kontakt kommen kann", sagt Edith Öxler, Leiterin der Evangelischen Altenheimseelsorge in München. Zusammen mit Pastoralreferentin Maria Kotulek, Fachreferentin für Demenz beim Erzbischöflichen Ordinariat, hat sie die Inhalte der App entwickelt. Programmiert wurde sie ehrenamtlich von zwei Informatikstudentinnen aus München.

"Wenn die Demenz über eine Familie hereinbricht, haben die Menschen oft wenig Ahnung von der Krankheit", sagt Öxler. So war es auch bei Patricia Rubelius. Sie hatte das Glück, Edith Öxler privat zu kennen und sich immer wieder mit ihr austauschen zu können. "Leider sind Seelsorger Mangelware", sagt die Pfarrerin. Deshalb hatte sie Anfang 2021 die Idee, Informationen und Tipps aus ihrem Arbeitsalltag in einer App zu bündeln. Vielen Menschen, die ihre dementen Angehörigen pflegen, fehle die Zeit, sich in Büchern oder Vorträgen zu informieren, erzählt Öxler. Auch in Pflegeheimen hätte das Personal oft einfach keine Kapazitäten, auf die Nöte und Fragen der Angehörigen einzugehen. Hier soll der "DemenzGuide" helfen.

Inhalte des digitalen "DemenzGuide"

Unter der Rubrik "Wissen" erklärt die App zum Beispiel, dass man Menschen mit Demenz lieber nicht widersprechen, sondern eher das Thema wechseln sollte. "Das habe ich am Anfang immer falsch gemacht", erläutert Rubelius. Wenn sie sich Tipps von Edith Öxler geholt hatte, habe sie sich immer gleich viel sicherer gefühlt. Ihre Mutter ist mittlerweile gestorben, doch den digitalen Helfer hat sich Patricia Rubelius trotzdem angeschaut: "Ich finde die App mega-gut gelungen und sehr hilfreich. Man kann dort schnell zwischendurch etwas lesen und dann gleich handeln."

Auch Entspannungsübungen und Denkanstöße finden sich im "DemenzGuide". "Die pflegenden Angehörigen sollen auch ein bisschen was für sich tun können", sagt Öxler. Gerade in Gegenden, wo es nicht so viele oder gar keine Selbsthilfegruppen gebe, könne die App vielleicht eine Lücke füllen. Unter der Rubrik "Zuspruch" bietet sie auch tröstende Bibelworte, Zitate und Cartoons.

Die Seelsorgerin hofft, über die beiden Kirchen, Diakonie, Caritas und Pflegedienste möglichst vielen Menschen die App näher zu bringen. Dann soll sie auch erweitert werden, mehr Funktionen bekommen und noch tiefergehender über Demenz informieren. "Wir haben noch viele Ideen", sagt Öxler.

Digitaler "DemenzGuide" enthält Tipps im Umgang mit Demenzkranken

Mit einer neuen App möchten evangelische und die katholische Kirche in München Angehörige von Demenzkranken unterstützen. Der "DemenzGuide" kann ab dem 1. Februar online aufgerufen werden, teilte das Erzbistum München am Montag mit. "Wir wollen Angehörigen oder Freunden schnell und mit leicht verständlichen Tipps beim Umgang mit Menschen mit Demenz helfen", sagte Pfarrerin Edith Öxler, Leiterin der Evangelischen Altenheimseelsorge und eine der Initiatorinnen des Projekts, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Wenn die Demenz über eine Familie "hereinbreche", hätten die Menschen oft kaum Ahnung von der Krankheit, sagt Öxler. Ihnen fehle dann die Zeit, sich in Büchern oder Vorträgen zu informieren. "Auch in Pflegeheimen fallen die Nöte und Fragen der Angehörigen aus Zeitmangel beim Pflegepersonal oft hinten runter". Hier solle die App helfen.

Unter den Rubriken "Wissen", "Zuspruch" und "Auszeit" gibt es in kurzen Sätzen Informationen über die Krankheit, Tipps, welche Verhaltensweisen hilfreich sind oder Ideen, wie man mit den Erkrankten in einen guten Kontakt kommen kann. Außerdem gibt es beispielsweise kleine Entspannungsübungen, Trostworte aus der Bibel und Cartoons.

Inhaltlich betreut haben das Projekt Edith Öxler und Pastoralreferentin Maria Kotulek, Fachreferentin für Demenz beim Erzbischöflichen Ordinariat München. Zwei Münchner Informatikstudentinnen haben die App ehrenamtlich programmiert.