St. Pauli - Meine Freiheit. Bei diesem Titel wird sofort klar: es geht um den wohl bekanntesten Stadtteil Deutschlands. Dabei bietet dieses Buch so viel mehr. Man merkt es gleich zu Beginn, denn Sieghard Wilm beschreibt zunächst sein eigenes Leben. 1965 in Schleswig-Holstein geboren, erzählt er über das Leben seiner Eltern, die im Schatten von Krieg und Vertreibung aufgewachsen sind.


"Mein Vater machte sich einen Spaß daraus, sich einen Tankwart und einen Dankwart zu nennen. (…) Er ging nicht nur regelmäßig zum Gottesdienst und sang im Kirchenchor mit, sonder er war auch ehrenamtlicher Prediger bei der altpfingstlerischen Stundengemeinde, eine kleine Freikirche, in der sich vor allem ostpreußische Erweckungsfrömmigkeit bewahrte."


Nach dem Abitur und dem Zivildienst beginnt Sieghard Wilm ein Theologiestudium in Heidelberg. Zudem erweitert er seinen Horizont durch Studienreisen, in den Balkan, den Nahen Osten und nach Afrika. Danach geht es nach Hamburg, wo Wilm nicht nur sein Zuhause, sondern auch irgendwie sich selbst findet.

Nach dieser, vielleicht auch ungeplanten, Selbstfindung, geht es quasi ans Eingemachte. Nur weil man sich selbst und seinen eigenen Weg gefunden hat, heißt das nicht, dass der Rest der Welt auch dafür bereit ist. Wilm möchte Pastor sein, aber als schwuler Mann Anfang der 1990er Jahre ist das gar nicht so einfach. Er hält sich als Halbtagspfarrer, Hausmeister und Herausgeber eines Magazins über Wasser. Im Januar 2002 aber trat die Veränderung ein: Sieghard Wilm wird unbefristet Pfarrer auf St. Pauli und lebt dann in einem kleinen Backsteinhaus aus dem Jahr 1820 mit Elbblick. Bis heute ist er Pfarrer auf dem Kiez.


"Ich bin frei, für andere da zu sein, für Menschen, die ich sympathisch finde und interessant und auch für Menschen, die mir in die Quere kommen, die ich mir nicht ausgesucht habe und die mir fremd bleiben. Gott wird schon wissen, warum er sie mir geschickt hat."

Mehr als nur der Kiez

"St. Pauli - Meine Freiheit" ist nicht nur eine Lebens- und Liebesgeschichte auf dem Kiez. Es ist nicht nur der Lebensweg von Sieghard Wilm, der geprägt ist von Freude, Zweifeln und dem Mut, für unterschiedliche Menschen ein offenes Ohr zu haben. Es ist auch ein Zeichen dafür, wie weit die evangelische Kirche in Deutschland gekommen, wenn es um die Akzeptanz unterschiedlicher Lebensentwürfe geht; dass sie sich verändern kann und noch lange nicht am Ende dieser Veränderung angekommen ist. 

St. Pauli - Meine Freiheit

Sieghard Wilm

St. Pauli ist dreckig, laut und herzlich. Der Junge vom Dorf hätte nie geträumt, dort einmal Pastor zu werden. Fromm erzogen, strandet der Gottessucher auf dem Kiez. Dort erlebt er sein Coming Out, findet seine große Liebe und gründet eine Regenbogenfamilie. Mitten im Rotlicht und Blaulicht wird die St. Pauli Kirche sein Ort für Glaube, Liebe und Hoffnung. Menschen aller sozialen Schichten füllen seine Kirche und spiegeln die Vielfalt des Viertels wieder: Promis, Akademiker, Obdachlose und Prostituierte. Eine fromme und freche Freiheitserklärung.

Verlag: Claudius Verlag

Seitenzahl: 224

ISBN: 978-3-532-62849-2

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