"Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe" aus dem 1. Korintherbrief 16,14 ist die Jahreslosung für das Jahr 2024. Dieser schöne und gleichzeitig auch herausfordernden Satz, den Paulus am Schluss seines Briefes an die Korinther geschrieben hat, steht in einem historischen Zusammenhang.
Die Jahreslosung 2024 lautet:
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (1. Korinther 16, 14)
Der diesjährige Spruch der Jahreslosung 2024 stammt von Paulus. Die Losung stammt aus dem 1. Korintherbrief und steht im Neuen Testament (16,14).
Paulus hatte sich damals auf eine lange Missionsreise begeben, bei der er sehr unterschiedlichen Menschen begegnete. Die Reise führte ihn auch in die griechische Hafenstadt von Korinth. Die Stadt war 44 vor Christus durch Julius Cäsar als Kolonie wiedergegründet worden und eine floriende Handels- und Hafenstadt. Die Bevölkerung war kulturell, religiös und sozial vielfältig, in der Hafenstadt wohnten Heiden- ebenso wie Judenchrist*innen, viele arme, aber auch einige sehr reiche Menschen.
Paulus wohnte in Korinth bei Aquila und Priscilla, einem jungen Ehepaar, und arbeitete als Zeltmacher. Auf seiner langen Reise hielt Paulus dann den Kontakt zur jungen Gemeinde über Briefe. Darin bezog er Stellung zu aktuellen Problemen.
Jahreslosung 2024: Paulus auf Missionsreise
In der jungen Gemeinde damals gab es zahlreiche Spannungen und Konflikte, auf die sich Paulus bezog. Mit seinem Brief wollte er den Menschen Orientierung geben. Gleichwohl schloss er seinen Brief mit diesem Satz aus der Losung - und gab der Gemeinde damit einen Ausblick und eine Ermutigung mit auf den Weg: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe."
Im griechischen Originaltext heißt es "πάντα ὑμῶν ἐν ἀγάπῃ γινέσθω" – in den verschiedenen Bibelübersetzungen gibt es unterschiedliche Versionen:
- Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (Einheitsübersetzung)
- Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen. (Luther 2017)
- Omnia vestra in caritate fiant. (Biblia Sacra Vulgata)
- Bei allem, was ihr tut, lasst euch von der Liebe leiten. (Hoffnung für alle)
- Alles bei euch geschehe in Liebe! (Elberfelder)
- Egal was ihr macht, Hauptsache, euer Grundmotiv ist die Liebe! (Volxbibel)
- Let all your things be done with charity. (King James Version)
In der Elberfelder Bibel wurde der Text mit den Worten "Alles bei euch geschehe in Liebe" übersetzt. Der Spruch könnte von dieser Perspektive aus so verstanden werden, dass es darum geht, die Liebe als Lebenshaltung zu verstehen. Demnach wäre die Liebe ein wichtiges Movens des Menschen, und die Jahreslosung ermutigt die Menschen, sich dafür einzusetzen, diese Liebe zu leben.
Anders als bei vielen anderen biblischen Texten geht die wissenschaftliche Forschung davon aus, dass Paulus tatsächlich der Verfasser des Briefes war. Zwar könnte es sein, dass sein Begleiter Sosthenes ebenfalls mit an dem Brief geschrieben hat, auch soll der Text später ergänzt worden sein um einige Passagen – doch ist die Verfasserschaft für die meisten Theolog*innen hinreichend bewiesen. Demnach hat Paulus den Brief um 54 nach Christus verfasst. Erst später wurde der Brief in 16 Kapitel aufgeteilt.
Briefe an die Gemeinde
Inhaltlich geht es in dem Brief um sehr verschiedene Themen: Missstände in der Gemeinde, den Umgang der Gemeindemitglieder mit Scheidung und Ehelosigkeit, die richtige Feier des "Herrenmahls" oder die Stationen der Missionsreise. Viel Raum nehmen auch theologische Erläuterungen ein.
Paulus erinnert in dem Brief zum Beispiel an die Gründung der Gemeinde. Damit will er die Gläubigen an die Spaltungen erinnern und appelliert an die Mitglieder, sich wieder auf das Fundament des Glaubens zu besinnen, das alleine in Christus läge. Der Spruch über die Liebe markiert das Ende des Briefes und kann auch als eine Art Segenswunsch verstanden werden.
Paulus ist übrigens auch der Autor des "Hohelied der Liebe". Dieser sehr poetische Text widmet sich den vielen Dimensionen von Liebe, die das ganze Leben umfassen. Sein Appell ist bis heute gültig: "Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. ..." (1. Korinther 13,1-13)
Geschichte der Jahreslosungen
Die Jahreslosungen gibt es seit 1934. Initiator war der Pfarrer und Liederdichter Otto Riethmüller (1889-1939), der zur in Opposition gegen das NS-Regime stehenden Bekennenden Kirche gehörte.
Losungen der Herrnhuter Brüdergemeinde
Wesentlich älter als die Jahreslosungen sind die täglichen Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine. Seit mehr als 270 Jahren zieht ein Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft ein Bibelwort für jeden Tag. Die so ermittelten Worte werden bis heute als Tageslosungen in einem Sammelband veröffentlicht und sind Richtschnur für den Alltag vieler Christen.
Wie wurde die Jahreslosung 2024 ausgesucht?
Die Jahreslosung der christlichen Kirchen wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) ausgewählt. Die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation spielt dabei keine Rolle, weil die Auswahl stets vier Jahre im Voraus stattfindet.
Wichtig ist der Arbeitsgemeinschaft vielmehr, dass eine zentrale Aussage der Bibel in den Blick kommt, und zwar in einprägsamer und möglichst knapper Formulierung. Ausgewählt wird meist ein Bibelwort, das ermutigen, trösten, aufrütteln oder auch Diskussionen provozieren soll.
Die Jahreslosungen werden seit den 1930er Jahren veröffentlicht. Derzeit gehören 23 Institutionen der ÖAB an, darunter die deutschsprachigen Bibelgesellschaften, das Katholische Bibelwerk, die AG der Evangelischen Jugend, die Vereinigung Evangelischer Freikirchen und die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste. Zusätzlich können vier Experten ernannt werden. Neu berufen wurden dieses Jahr als Beratende für vier Jahre Mareike Witt und Theresa Brückner aus Berlin sowie Michael Landgraf aus Neustadt an der Weinstraße. Sie sollen ihre Erfahrung aus der Arbeit mit jungen Menschen und sozialen Netzwerken einbringen.
Als Grundlage für die Auswahl der Texte reichen die Gremienmitglieder im Vorfeld Vorschläge ein. Jährlich werden eine ganze Reihe von Bibeltexte für die Jahreslosung eingereicht. Außerdem werden Verse für jeden der zwölf Monatssprüche ausgewählt. Damit liegen etwa 400 Sprüche vor. Der zweitägige Auswahlprozess beginnt in Kleingruppen, in denen acht Vorschläge für die Jahreslosungen ermittelt werden. Nach mehrfacher Diskussion werden am Ende zwei Texte zur Wahl gestellt. Neben theologischen Kriterien spielen Klarheit und Verständlichkeit eine Rolle.
Jahreslosungen - Alle Jahreslosungen im Überblick
Links zu den Jahreslosungen im Sonntagsblatt
Jahreslosung 2020: "Ich glaube; hilf meinem Unglauben" (Markus 9,24)
Jahreslosung 2021: "Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!" (Lukas 6, 36)
Jahreslosung 2022: Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. ( Joh 6,37)
Jahreslosung 2023: Du bist ein Gott, der mich sieht. (Gen 16,13)
Jahreslosung 2024: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (1 Kor 16,14)
Jahreslosung 2025: Prüft alles und behaltet das Gute! (1. Thess 5,21)
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