Joseph Pöhlmanns Zuhause ist die Nürnberger Nordstadt, ein Wohnstudio in einem bunten, kreativen Stadtteil. Da steht der E-Flügel neben der Staffelei. Die Pianistenschals winken der Kaffeemaschine und der Miniatureisenbahn. Hinter der Schallschutztür steckt das professionelle Studio mit Akustikflügel und viel Technik.

Seit langem verdient Jo Jasper einen Teil seiner Brötchen mit Hintergrundmusik in teuren Hotels und Treffen. Das ist mehr als ein Dienstleisterjob, ein gut bezahlter Hintergrund-Soundtrack. Jo covert Songs wie "What a wonderful world" und ist hoch konzentriert:

"Ich schaffe für Menschen Atmosphären und spüre, wer ist gerade da. Ich diene ihnen in meiner Musik aus dem Herzen heraus, das habe ich irgendwann in meinem Künstlerleben geschenkt bekommen."

Jo Jasper sagt, er spürt wie bei seinem Publikum ein inneres Fenster aufgeht. Jede habe ja bei Musik andere Bilder, Erinnerungen oder einen Blick in die Zukunft, das versucht er zu erspüren und darauf mit Tönen zu antworten. Eine demütige Dienstleistung für Jo Jasper, kein "Hey, ihr müsst mir jetzt alle zuhören", sondern je lauter die Stimmen werden, desto leiser spielt er, immer unter dem Gesprächslevel. Drei Stunden ohne Pause, die Energie darf nicht abreißen – er gibt alles was er hat.

Jo Jasper begründet das auch religiös. Den Jesusausspruch "Wer der Größte sein will, soll den anderen dienen" übersetzt er ins Showgeschäft, in die Welt der Selbstdarsteller. Und behauptet, dass das Publikum spürt, dass da jemand nur für sie spielt.

Auf seinen CDs ist Jo Jasper es gewohnt, seine Instrumente alle selbst zu spielen. Auf der aktuellen CD "Resilienz" geht er noch einen Schritt weiter: Nur Stimme, Piano und gesungene Instrumente. Resilienz ist ja derzeit ein Hype. Jo sagt, für ihn ist es eine Überlebensfrage:

"Ohne die Resilienz, das resiliente Verhalten in meinem Leben, wäre ich vielleicht nimmer da. Resilienz ist für mich zum Beispiel, auch mal rauszugehen aus Situationen und neue Stärken zu entwickeln."

Jetzt sind Musiker bestimmt etwas dünnhäutiger als andere Menschen, aber vielleicht kann man gerade deswegen Resilienz bei ihnen lernen. Eine prägende Erfahrung war die Siegel-Schlagerschmiede . An der Wand hingen immer die Charts, die Nummer eins war das Ziel der Träume und der Maßstab des Komponierens. Denn wenn du groß rauskommst, dann wollen alle was von dir – davon ist Jo Jasper geheilt.

"Genau darauf gucke ich nicht mehr: Wo komme ich groß raus, wo bin ich erfolgreich? Sondern wenn ich was poste, in sozialen Netzwerken, dann ist es mir egal, ob da vier draufclicken oder 40, sondern ich tue das, weil ich das aus meinem Herzen raus spüre."

Als selbständiger Musiker braucht man Mut für diese Haltung. Er ist davon abhängig, dass Menschen seine Sachen kaufen und er Erfolge landet. Jo Jasper erklärt sich mit seinem christlichen Glauben. Einerseits glaube er naiv wie ein Kind, dass Gott ihn versorgt, schließlich habe er ihm auch das Talent gegeben. Und gleichzeitig macht er seine Hausaufgaben. Professionell arbeiten, alles machen, was möglich ist, aber nicht zu überdrehen. Er kennt die Momente, wenn man als Freiberufler leer dreht, dann kommen die Ängste und dann geht überhaupt nichts mehr. Aber er lebt jetzt schon sehr lange von seiner Musik und hat auch die Corona Krise überstanden.

Das ist nicht seine erste Krise, Jo Jasper erzählt, dass er das Missbrauchssystem der Regensburger Domspatzen-Vorschule Etterzhausen durchlitten hat. Ein gewalttätiger Direktor, Jo sagt, er habe lange in seinem Leben Probleme gehabt mit Autoritäten, sich auch mal durchzusetzen.

"Und irgendwann habe ich gespürt, ich darf der sein, der ich bin. Es hat auch viel Therapie gebraucht, diese Dinge anzuschauen, Widerstandskraft zu entwickeln. Und ich muss auch etwas tun, ich muss mich aktiv auf den Weg machen."

Jo Jasper gibt viele Workshops mit Jugendlichen, die Probleme haben, ins Berufsleben zu finden. Er schreibt mit ihnen Songs über ihr Leben und bringt ihre Sicht der Welt musikalisch auf die Bühne. Er erzählt vom letzten Jugendprojekt, in dem ein Mädchen erzählt hat, sie will Altenpflegerin werden. Und die anderen Jugendlichen spotten, da verdienst du doch nichts.

"Dann hab ich gesagt, wenn sie es aber wirklich machen will, dann tut sie das, und dann kommt sie vielleicht auch mit dem Geld zurecht, dass sie verdient. Diesen eigenen Weg zu finden, auch in der Schlichtheit des Herzens, das ist ganz wichtig."

Weitere Infos und die CD "Resilienz" unter www.jojasper.de

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden