Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern projiziert am Mittwochabend die Namen von 4.500 ermordeten jüdischen Münchnern auf die Fassade der Hauptsynagoge. Die Aktion finde anlässlich des Holocaust-Gedenktages Jom Haschoah statt, teilte die Gemeinde am Dienstag mit. Wegen der Corona-Pandemie könnten auch 2021 viele Gedenkveranstaltungen nur eingeschränkt stattfinden, deshalb habe sich die Gemeinde dazu entschlossen, die Namen der Ermordeten "im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar zu machen", sagte die Gemeindepräsidentin und frühere Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch.

Gedenken ist nötig, betont Charlotte Knobloch

Knobloch betonte die Bedeutung des öffentlichen Gedenkens auch in Pandemie-Zeiten. Auch und gerade in einer Stadt wie München, die "heute eine andere ist als von 1933 bis 1945, weil sie Demokratie, Menschenwürde und Toleranz hochhält", sei ein solches Gedenken nötig:

"Jeder der projizierten Namen erinnert daran, was Menschen Menschen antun können."

Es seien 4.500 Namen von sechs Millionen in der NS-Zeit ermordeter Juden. "Und jeder erzählt die Geschichte eines Lebens, das zu früh endete", sagte Knobloch. Diese Namen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sei das mindeste, was man tun müsse.

An Jom Haschoah steht in Israel das öffentliche Leben still

Jom Haschoah ist ein in Israel entstandener Gedenktag für die Opfer des Holocausts (Schoah). Er findet jedes Jahr am 27. Tag des Monats Nissan statt und währt - wie alle Gedenk- oder auch Feiertage im jüdischen Kalender - vom Sonnenuntergang bis zum Sonnenaufgang. In diesem Jahr also vom 7. bis zum 8. April. In Israel heulen an Jom Haschoah im gesamten Land für mehrere Minuten die Sirenen, das öffentliche Leben steht in dieser Zeit komplett still. In München werden die 4.500 Namen am Mittwoch von 20 bis 22 Uhr an die Synagoge projiziert.