Auf halbem Weg vom Hahnenkamm zum Hesselberg, wo die Wörnitz den nördlichen Rieskrater durchbricht, liegt der kleine schwäbische Ort Auhausen. Von Weitem sichtbar grüßen die Hauben altertümlich anmutender Zwillingstürme, ein stattliches Kirchenschiff thront mit noch höher aufragendem Chor über den Häusern.

Wer dem Schild "Klosterkirche" folgt, wird nicht enttäuscht. Eine gewaltige, wild hochgemauerte Westfassade erhebt sich vor dem Betrachter, archaisch, altertümlich, durch den fehlenden Putz die verschiedenen Bauphasen verratend – und doch von angenehmer Einfachheit und Klarheit.

Für Kirchenführerin Ines Meierhuber wirkt die Architektur der dreischiffigen romanischen Basilika mit gotischem Chor und der Doppelturmfassade wie ein aufgeschlagenes kunsthistorisches Buch.

Klosterkirche im schwäbischen Auhausen

Mysteriös und geheimnisvoll zeigt sich die uralte Kirche in ihrer Ausstattung. Einer der mittleren Pfeiler des Hauptschiffs trägt ein Fresko mit einer bärtigen gekreuzigten Frau. "Das ist die heilige Kümmernis", erklärt Ines Meierhuber. Die Darstellung aus dem 15. Jahrhundert zeigt eine fiktive Volksheilige, die als Gekreuzigte im langen Gewand, bärtig und gekrönt dargestellt wird. Die spätmittelalterliche Legende erzählt von der zum Christentum bekehrten Tochter eines heidnischen Königs, die sich gegen eine vom Vater erzwungene Heirat wehrte. Ihre verzweifelten Gebete, verunstaltet zu werden, um der Heirat mit einem Heiden zu entgehen, wurden erhört: Ihr wuchs ein Bart. Der erboste Vater ließ die Jungfrau daraufhin "nach Art ihres gekreuzigten Gottes" hinrichten.

Noch mysteriöser erscheint der riesige tönerne Torso mit lang gestreckten Beinen gleich rechts vom Eingang der ehemaligen Benediktinerkirche. Die Tonfigur des heiligen Christophorus aus dem Jahr 1450 ist die Lieblingsfigur von Ines Meierhuber. "Im kompletten Zustand wäre er die größte Tonfigur Deutschlands", weiß die Kirchenführerin. Der Teil oberhalb des Gürtels fiel im 18. Jahrhundert dem Einbau einer Empore zum Opfer, als die Kirche markgräflichen Soldaten als Quartier diente.

Da die Kirche ursprünglich zu einem Mönchskonvent gehörte und der südliche Eingang an das Kloster grenzte, diente das Westportal als "Laieneingang". Pilger bekamen beim Verlassen der Kirche vom heiligen Christophorus einen Schutzsegen mit auf den Weg. So konnte man das Gotteshaus mit dem Gefühl der Sicherheit verlassen und in die Welt voller Gefahren eintreten.

Geschichte der Klosterkirche Auhausen

Der Legende nach wurde das Kloster Auhausen im Jahr 958 als Sühnestiftung des Grafen Ernst von Truhendingen gegründet, der sich gegen Kaiser Otto I. erhoben hatte. Historisch verbürgt ist die Gründung als Hirsauer Reformkloster im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts durch den Auhauser Ortsadel. In dieser Zeit entstand jedenfalls die romanische Basilika mit der Vorhalle. Mächtige quadratische Pfeiler tragen die Rundbogen zwischen Mittel- und Seitenschiffen. Ein Querhaus fehlt, darin folgt die Kirche der Tradition der "alpenländischen Basilika". Der romanische Nordturm stammt aus dieser Zeit, sein gotischer Zwilling wurde nach dem Einsturz des alten Südturms im Jahr 1334 errichtet.

Das Kloster hat gesegnete Jahre und Notzeiten erlebt. Im 15. Jahrhundert bedrängten die benachbarten Grafen von Oettingen die Benediktiner; auch die Burggrafen von Nürnberg und die späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach schielten nach dem Klosterbesitz.

In seiner Endphase erlebte das Kloster noch einmal einen Aufschwung. Sein letzter Abt Georg Truchseß von Wetzhausen ließ ab 1519 Teile der Kirche modernisieren – kurz bevor die Reformation die Mönche aus dem Kloster vertrieb.

Ende des Klosters Auhausen

Das Ende des Klosters wurde durch die Reformation besiegelt, die Markgraf Georg der Fromme von Ansbach in seinem Gebiet vorangetrieben hatte. Abt Georg Truchseß von Wetzhausen flüchtete als Führer der katholischen Opposition in der Markgrafschaft nach Eichstätt ins dortige Dominikanerkloster. Durch sein Studium in Ingolstadt war er mit dem Luther-Gegner Johannes Eck vertraut und wollte am katholischen Glauben festhalten.

1534 wurde Auhausen faktisch markgräfliches Klosterverwalteramt; die verbliebenen Mönche konnten noch drei Jahre lang ihr Klosterleben fortsetzen. 1537 führte der Markgraf eine neue Klosterordnung ein, mit der das Klosterleben sein Ende fand. Die romanische Abteikirche wurde zur evangelischen Pfarrkirche St. Maria.

1608 rückte die Kirche in den Mittelpunkt der europäischen Politik, als die evangelischen deutschen Fürsten in Auhausen die "protestantische Union" gründeten, ein Verteidigungsbündnis gegen die machtvoll aufstrebende katholische Gegenreformation. Zwischen dem Augsburger Religionsfrieden und dem Prager Fenstersturz markiert die Union einen Meilenstein reformatorischer Geschichte. Die "Unionstraße" im Zentrum Berlins verdankt ihren Namen dem Ereignis in dem kleinen schwäbischen Dorf. 

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