Der bayerische Fotograf und Geograf Michael Martin würde sich selbst nicht als Aktivisten bezeichnen - wohl aber als Anwalt der Natur. "Ich gehöre keiner Partei an und bin kein Mitglied einer Organisation", sagte er im Gespräch mit dem Sonntagsblatt

"aber ich will den Leuten die Welt aus der Position eines Naturwissenschaftlers erklären - nur schöne Bilder zeigen, das kann man heute nicht mehr machen."

30 Jahre lang war Martin als Wüstenfotograf unterwegs, jetzt ist sein Bildband "Terra" mit wissenschaftlichen Begleittexten erschienen. Dafür bereiste der Fotograf, der ein Diplom in Wirtschaftsgeografie hat, zehn große Naturlandschaften der Erde.

Gesamtbild der Erde repräsentieren

Von den 500.000 gemachten Fotos haben es 500 in den Bildband geschafft. Bei seinen Multimedia-Vorträgen zeigt und erklärt Martin 1.400 Bilder. Auch Fernsehfilme sind entstanden. Die Kriterien für die Auswahl der "zehn Gesichter der Erde" waren neben der fotografischen Ergiebigkeit auch eine möglichst gute Repräsentation des Gesamtbildes der Erde. Er habe die Bilder in einen Zeitstrahl eingebettet und festgestellt:

"Die Erde steht in der Blüte ihrer Zeit." Der Mensch habe perfekte Bedingungen vorgefunden, um sich auf der ganzen Erde auszubreiten:

"Insofern sollte die Demut ein wenig größer sein."

Und damit auch die Motivation, die Erde zu schützen, meint Martin.

Auswirkungen der Klimakrise

Er selbst nutze seine Vorträge, um aufzuklären, wünsche sich aber auch eine stärkere geografische Bildung der Menschen. Den Folgen des Klimawandels ist Martin auf seinen Reisen immer wieder begegnet. Besonders stark seien die Auswirkungen in den Wüstenrandgebieten wie der Sahelzone, wo Regenzeiten inzwischen ganz ausfallen.

"Bei uns heißt Klimawandel vielleicht, dass wir im Sommer kein Auto mehr waschen können. Dort ist es ein existenzielles Problem."

Neben der Arktis sei auch in den Hochgebirgen der Klimawandel stark zu spüren, zum Beispiel durch den massiven Rückgang des Gletschereises, der für die Menschen zu Wassermangel führe.

Weltwirtschaftssystem muss verändert werden

Martin wünscht sich insgesamt mehr Respekt vor der Leistung des globalen Südens. "Da gibt es die furchtbarsten Klischeevorstellungen", sagt der Fotograf.

"Wir müssen das Weltwirtschaftssystem verändern, denn es ist ungerecht, wie der Wohlstand des globalen Nordens auf den Schultern des globalen Südens aufgebaut ist."

Ein Verständnis dafür versuche er auch bei seinen Vorträgen zu schaffen. Mit seinem Multimedia-Programm "Terra - Gesichter der Erde" tourt er derzeit durch Deutschland und hält dafür im Oktober unter anderem in Oettingen, Haßfurt und Roth.