STARKES MOTTO: "Leidenschaft leben" heißt das geistliche Programm, mit dem die evangelische und die katholische Kirche im Ort die 42. Oberammergauer Passionsspiele begleiten wollen. Vor jeder der fünf wöchentlichen Aufführungen bieten Ehrenamtliche und Gastpfarrer eine theologische Einführung in das Passionsspiel. Nach Ende der Vorstellung nachts um zehn Uhr finden emotional aufgewühlte Theaterbesucher in den Gemeinden Gesprächsangebote – und eine Tasse Tee.

KUNST AUF DEM WEG: Neben einem Passionsweg durch das Dorf und verschiedene Kirchenführungen gibt es 2020 auch eine Kunstinstallation am Max-Streibl-Platz. Acht Stelen transportieren theologische Fragen nach Tod und Auferstehung, Schuld und Erlösung in die Lebenswelt der Besucher. "Damit sind wir als Kirchen in der Dorfmitte präsent", sagt der evangelische Ortspfarrer Peter Sachi.

HELFER GESUCHT! Schon jetzt sucht die evangelische Gemeinde Ehrenamtliche, die tagsüber und nachts als Gastgeber für die Besuchergruppen da sind. Auch die Landeskirche bittet Pfarrerinnen und Pfarrer, Kirchenmusikerinnen und –musiker um Unterstützung für die sechsmonatige Aufführungsdauer der Passionsspiele.

DIE WELT ZU GAST IM DORF: "Bei uns in der Kreuzkirche trifft sich die evangelische Weltkirche", erklärt Pfarrer Peter Sachi. Von Amerika über Schweden bis Südafrika: Das Publikum ist international. Das schlägt sich auch im gemeinsamen Liederheft nieder, das Stücke auf deutsch, englisch, französisch, spanisch und polnisch vereint.

KIRCHE FÜR ALLE: Nicht nur die Theaterbesucher stehen im Fokus der Kirchen, sondern auch die Mitwirkenden. Vor jeder Aufführung spricht einer der Ortspfarrer einen geistlichen Impuls. Dann heißt es "Zum Gebet auf die Bühne" – und Darsteller, Kulissenschieber, Garderobenfrauen, Platzanweiser und Feuerwehrleute folgen dem Ruf.

ERSTMALS JUGENDTAGE ZUR PASSION! Ein Novum sind die geplanten Jugendtage: Erstmals lädt die Kommune Oberammergau Jugendliche aus ganz Deutschland zu den Passionsspielen ein. Vom 8. bis 10. Mai dürfen sie zu Sonderkonditionen bei den Generalproben zuschauen. Dazu bieten die Kirchen Workshops und einen gemeinsamen GD an. "Das betont den missionarischen Aspekt des Spiels", sagt Pfarrer Peter Sachi. Die Ortsgemeinden kümmern sich gemeinsam mit den kirchlichen Jugendwerken der Region dann zusätzlich um rund 4.000 junge Erwachsene.

DAS GELÜBDE: Die Passionsspiele gehen auf ein Pestgelübde von 1633 zurück. Damals gelobten die Oberammergauer, alle zehn Jahre die letzten Tage im Leben Jesu darzustellen, wenn Gott sie von der Pest verschone. Die ersten Spiele wurden 1634 aufgeführt. Seitdem soll niemand im Dorf mehr an der Pest gestorben sein.

DAS PASSIONSTHEATER hat fast 4.700 überdachte Plätze. Es wurde 1928 errichtet, der Zuschauerraum stammt aus dem Jahr 1898. Ein Großteil der Bühne kann mit einem Schiebedach vor Regen geschützt werden. Mehr als eine halbe Million Menschen aus aller Welt besuchten die Passionsspiele 2010.