Für rund 4,2 Millionen Euro soll die Dreieinigkeitskirche in Nürnberg-Gostenhof bis Ende 2023 umgebaut werden. Rund die Hälfte der Kosten tragen die bayerische evangelische Landeskirche (ELKB) und das Dekanat. Die andere finanziert die Kirchengemeinde selbst, wofür unter anderem ein Mietshaus verkauft wurde. Gottesdienste und Konzerte sollen dann in der neu gestalteten Kirche möglich sein, in die unter anderem eine Fußbodenheizung rein- und eine Seitenempore rauskommt. Den Beschlüssen vorausgegangen war ein jahrelanger Prozess, in dem Diakonieverein, Kirchenvorstand sowie der Dekanatsausschuss Ideen gesammelt und debattiert hatten, bis im Juli 2018 das Konzept von Diezinger Architekten (Eichstätt) einstimmig beschlossen wurde.

Kantor der Dreieinigkeitskirche übt Kritik an Renovierungsplänen

In den Augen von Christian Gabriel, seit 1999 hauptamtlicher Kantor an der Dreieinigkeitskirche, sind die Gemeinde und vor allem er selbst bisher zu wenig an den Entscheidungen beteiligt worden. Mit einer Webseite und einem Aufruf zur "Rettung" kritisiert er sie. In einem Brief an die zuständige Referentin Kathrin Müller vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, das die Maßnahmen begleitet, beklagt Gabriel unter anderem, bislang in die Beratungen nicht mit einbezogen worden zu sein. Als "notwendigen Schritt, etwas zu tun", bezeichnet er diesen Brief an Müller gegenüber dem Sonntagsblatt.

Gabriel ist der Meinung, die wenigsten Gemeindemitglieder wüssten, welch irreversiblen Eingriffe in die historische Bausubstanz vorgenommen würden. Die Seitenempore wegzunehmen vertrage sich nicht mit denkmalpflegerischen Überlegungen und auch nicht mit der Akustik des Raumes. Zudem befürchtet der Musiker, dass die Steinmeyer-Universalorgel aus dem Jahre 1953 wegen einer zu erwartenden niedrigeren Luftfeuchtigkeit Schaden nehme. Gabriel vermisst zudem ein konkret formuliertes "Kulturkonzept".

"Wenn der Pfarrer einfach nur die Kirche für andere aufsperren und sie dort machen lassen will, ist mir das zu wenig. Ich möchte Qualität",

sagt Gabriel, der seit über 20 Jahren in der Dreieinigkeitskirche Konzerte veranstaltet. Er räumt aber ein, er werde nicht weiter gegen die Pläne opponieren, wenn das Gros der Gemeindemitglieder damit einverstanden sei.

Reaktionen auf die Vorwürfe Christian Gabriels

Überrascht von den Vorwürfen Gabriels zeigt sich der zuständige Architekt Andreas Weingut, der sämtliche fachlichen Bedenken gegen die Pläne ausräumen will. Gerade was die Orgel angeht, habe man frühzeitig Fachleute wie einen Akustiker oder die Orgelbaufirma Friedrich aus Oberasbach mit ins Boot geholt, die dafür Sorge tragen, dass der Klang des Instruments sich im Kirchenraum nach dem Umbau mindestens genauso gut verbreite wie vorher. "Jede einzelne Schraube, die wir verwenden, muss mit der Denkmalbehörde abgestimmt werden", so Weingut.

"Wir hängen an dem Gebäude und wollen es nicht nur für die Zukunft erhalten, sondern auch einen Mehrwert für unseren Stadtteil schaffen",

erklärt Petra Edel. Als Vertrauensfrau des Kirchenvorstands war und ist sie in sämtliche Findungs- und Entscheidungsprozess mit einbezogen und meint, die Gemeindemitglieder hätten bisher ausreichend Gelegenheit gehabt, sich mit einzubringen und mitzureden. Aus beruflicher Erfahrung wisse sie aber, dass man noch so gut kommunizieren könne - manche Menschen und deren Aufmerksamkeit erreiche man einfach nicht, wenn es gerade darauf ankomme. Christian Gabriel habe jederzeit Gelegenheit gehabt, sich mit den Planungen vertraut zu machen. Gleichwohl wolle der Kirchenvorstand bei den coronabedingt derzeit etwas eingeschlafenen öffentlichen Veranstaltungen die nächste Gelegenheit nutzen, die Menschen auf den neusten Stand zu bringen.

Pfarrer Peter Bielmeier zeigt sich verwundert über den Vorstoß seines Organisten. Er verweist auf zahlreiche Sitzungen des Kirchenvorstands sowie öffentliche Veranstaltungen mit Bürgerbeteiligung, die dem Beschluss vorausgingen, das Haus zu einem Kulturzentrum umzubauen, das nach wie vor als sakraler Raum erkennbar sei und auch als solcher genutzt werde. Die Kommunikation mit Christian Gabriel sei wegen immer wiederkehrender Differenzen im Alltag allerdings schon seit Jahren auf das Nötigste reduziert. Jedoch hätte der Musiker jederzeit Einsicht in die laufenden Planungen nehmen können. Auch Gabriel gibt auf Nachfrage zu, dass er schon länger auf Distanz zu Bielmeier sei.

Der Pfarrer geht zum 1. August in den Ruhestand, will aber das Projekt "Kulturkirche" noch zum Abschluss bringen. Die Pläne für den Umbau liegen derzeit noch bei den städtischen Genehmigungsbehörden. Ende des ersten Halbjahres sollen die Ausschreibungen stattfinden, im Herbst mit dem Bau begonnen werden.