Nach Einschätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung sind Smart-Home-Technologien für die aktuelle Generation von Senior*innen noch unverständlich. Markus Heberle ist Vorstandsmitglied des Zusammenschlusses der Wohnberatungsstellen in Deutschland und berät in Garmisch-Partenkirchen Senioren im Umgang mit altersgerechtem Wohnen. Für Smart-Home-Technologien interessierten sich dort nur zehn Prozent der älteren Kunden, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Wie groß ist das Interesse der Älteren an Smart-Home-Technologien, die zu Ihnen in die Wohnberatungsstelle in Garmisch-Partenkirchen kommen?

Heberle: Von rund 100 Kunden über 65 Jahren sind es maximal zehn Personen, die sich dafür interessieren. Wie viele von ihnen sich die Technik dann wirklich einbauen lassen, erfahre ich nicht. Wenn ich das Thema anspreche, sagen viele, das sei ihnen zu abgefahren. Aber es gibt auch immer wieder Senioren, die finden, das ist eine gute Idee. Was ich besonders interessant finde, ist, dass auffällig viele Frauen neugierig auf das Thema sind, wissen wollen, wie die Technik funktioniert und sie auch hinterfragen.

Warum ist das Interesse der älteren Generation so gering?

Heberle: Smart-Home-Technologien sind für die heutigen Senioren einfach noch böhmische Dörfer. Viele von ihnen haben noch nicht einmal Internet oder WLAN und wollen sich das deshalb auch nicht anschaffen. Es gibt eine große Hürde, zu sagen, da investiere ich jetzt. Ich glaube, das wird sich erst mit der Generation 50 plus ändern, für die Technik im Allgemeinen heute schon zum Alltag gehört. Bei den heute über 75-Jährigen fehlt einfach eine prinzipielle Technikaffinität, so dass sie im Alter sagen, ich baue mir jetzt ein ganzes Smart-Home-System ein.

Wer wendet sich in den Beratungen in Garmisch-Patenkirchen mit Fragen zur Smart-Home-Technologie dann an Sie?

Heberle: Das sind oft die Angehörigen der Senioren. Wir haben hier die Situation, dass Menschen, die in Garmisch-Partenkirchen früher Urlaub gemacht haben, im Rentenalter herziehen. Sie kommen dann zum Beispiel aus Norddeutschland, wo auch die Angehörigen meist noch wohnen. Sobald dann ein Partner stirbt, machen sich die erwachsenen Kinder in der Ferne große Sorgen, dass sie nicht mitbekommen, dass ein Sturz passiert ist und Bedürftigkeit besteht. Für die Angehörigen versprechen die Systeme Sicherheit: Für sie ist es beruhigend zu wissen, dass sie eine Nachricht aufs Handy bekommen, wenn etwas passiert ist, die Mutter morgens nicht aufgestanden ist oder ihre Medikamente nicht eingenommen hat. Dem Senior gibt es die Sicherheit, dass er weiß, dass das System im Notfall reagiert, die Angehörigen informiert und Hilfe einleitet.