Das fertiggestellte Ensemble wurde am Dienstag auf dem Johannisfriedhof vorgestellt. "Das ist eines der bedeutendsten Epitaphien dieser Zeit und auch kunsthistorisch sehr wertvoll", sagte Vorstandsmitglied Sven Heublein. 12.000 Euro hat die Stiftung in das Anfang 2020 in Auftrag gegebene Projekt investiert.

1701 beigesetzter Bankier konnte es sich leisten

Ein Löwe mit aufgerissenem Maul und scharfen Krallen, darunter ein kunstvoll gestalteter Helm sowie ein Wappen, auf dem eine Palme und ein steigender Löwe zu sehen sind - das ist das Epitaph für Wolff Magnus Schweyer auf dem Johannisfriedhof. 1701 wurde der wohlhabende Bankier dort beigesetzt, der sich die aufwendige Metallarbeit als Erinnerungsstück leisten konnte.

Im Laufe der Jahrhunderte sind Helm und Löwe abhandengekommen, Rost fraß sich durch den Unterbau. Nun ist das Ensemble, von dem es nur einen alten Kupferstich als Vorlage gab, wieder vollständig.

Irgendwann loslassen

"Irgendwann muss man es loslassen", sagte Thomas Haydn mit Blick auf die vielen Arbeitsstunden, die er in den Auftrag investiert hat, "und ich denke, es ist gut gelungen." Die ergänzten Stücke hat er auf seine eigene Art und nicht eins zu eins nach der Vorlage gestaltet - dies sei auch nicht im Sinne des Denkmalschutzes gewesen, da das neue Epitaph einen eigenen künstlerischen Wert erhalten sollte.

"Am schwierigsten war, die passende Ästhetik für den Löwen zu finden", sagte Haydn. Immer wieder habe er die Mähne neu gestaltet und verfeinert,

"um einen Mix zu finden aus den historischen Ästhetiken und meiner eigenen Auffassung. Das war gleichzeitig auch das Spannendste."

Epitaphien sind Grabinschriften oder metallene Gedenktafeln, die seit dem 16. Jahrhundert auf Nürnberger Gräbern angebracht wurden. Die Künstler der Dürer-Stadt haben es laut der Historikerin Antonia Landois zu einer einzigartigen Kunstfertigkeit gebracht. Die Epitaphien-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, das einzigartige und gefährdete Kulturerbe zu bewahren und die erhaltenen Werke auf den Nürnberger Friedhöfen Rochus und Johannis zu erhalten.

Nach eigenen Angaben stehen im Moment 50.000 Euro aus Spendenmitteln bereit, um die nächsten Projekte in Angriff zu nehmen. "Aber es müssen auch weiter Gräber auf den Friedhöfen gekauft werden, um diese Kultur weiterzuführen", sagte Heublein.