Immer mehr Menschen legen zu Lebzeiten Wert auf Nachhaltigkeit. Und sie möchten, dass diese Haltung auch über ihren Tod hinaus Wirkung zeigt. Bei Bestatter*innen und Unternehmen ist dieser Trend angekommen, längst gibt es Trauerkarten auf Öko-Papier und immissionszertifizierte Krematorien.
Bei einer Feuer- oder Erdbestattung bleiben Schadstoffe zurück. Denn: Menschliche Körper nehmen im Laufe des Lebens Giftstoffe auf. Das hat langfristige Folgen. Implantate lösen sich nicht auf, Pharmazeutika und Schwermetalle gelangen ins Grundwasser. Selbst die Asche hinterlässt laut Bundesumweltamt schädliche Stoffe wie Blei, Cadmium, Kupfer, Zink, Nickel, Chrom und Quecksilber in der Erde. Wir präsentieren neun Ideen für eine umweltgerechte Bestattung.
Öko-Sarg aus Papier und Holz
Wie bei allen Holzprodukten können wir beim Sargkauf auf nachwachsende und regionale Materialien achten. Das Holz soll nicht versiegelt sein und auf Metallelemente für Verzierungen verzichten. Auch das Innere des Sarges sollte aus biologisch leicht abbaubaren Materialien bestehen. Gleiches gilt auch für die Kleidung der Verstorbenen.
Alternativen, wie kostengünstige faltbare Särge aus Papierverbundstoffen, eignen sich nur für Feuerbestattungen. Es wird darüber gestritten, wie Ressourcen schonend diese Lösung am Ende ist, weil zusätzliche Energie bei der Verbrennung von Papier benötigt wird.
Urnen aus abbaubaren Materialien
Die Urne besteht in der Regel aus zwei Teilen: Der Aschekapsel, in der das Krematorium die Asche an das Bestattungsinstitut ausliefert. Diese besteht zu hundert Prozent aus Biopolymeren (Lignin, Zellulose, Holzbestandteile), die gut abbaubar sind. Die meist zusätzlich gewünschte, aber nicht unbedingt notwendige, Schmuckurne kann aus jedem beliebigen Material bestehen: Kunststoff, Keramik, Porzellan, Holz, Glas, Marmor oder Naturstein, Metall oder auch Papier. Bei der Urnenwahl sollten Werkstoffe gewählt werden, die sich schnell in der Erde zersetzen. Immer beliebter werden Schmuckurnen aus zertifiziertem Papier.
Grabsteine aus fairem Handel
Stein ist nicht gleich Stein. Auch hier lohnt es sich, auf die Transportwege und Arbeitsbedingungen in den Abbaugebieten zu achten. Zertifikate von Firmen wie "Fair Stone" oder "XertifiX" bescheinigen, ob
internationale Sozial- und Umweltstandards für Natursteinimporte aus Entwicklungs- und
Schwellenländern eingehalten werden.
Importsteine aus Indien oder China sind wegen der langen Transportwege und der schlechten Arbeitsbedingungen grundsätzlich mit Vorsicht zu betrachten. Nachhaltiger sind Natursteine aus der unmittelbaren Umgebung – allerdings sind diese oft deutlich teurer. Eine Alternative dazu bieten Grabsteine, die über Recycling oder Upcycling entstanden sind. Es lohnt sich, den Steinmetz vor Ort danach zu fragen.
Grabpflege mit Blick auf die Umwelt
Friedhöfe werden immer häufiger als Ruhe- und Erholungsorte wahrgenommen. Friedhöfe verbessern das Stadtklima und bieten Rückzugsräume für viele Pflanzen- und Tierarten. Friedhofsverwaltungen stellen sich darauf ein und werben mit ökologisch angelegten Gemeinschaftsgräbern und kleinen Friedwäldern auf ihren Geländen.
Friedhofgärtnereien bieten Bienen- und Insektenfreundliche Pflanzen an. Wer ein Grab pflegt, kann mit seiner Bepflanzung seinen Teil für die Umwelt tun - und den Wasserverbrauch gering halten.
Aus der Urne wächst ein Baum
Ein spanisches Designbüro hat eine biologisch abbaubare Urne entwickelt. Die Urne aus Kokosnussschalen, komprimiertem Torf und Zellulose wird neben der Asche mit Baumsamen, Torf und Pflanzennahrung gefüllt. Erst wenn sich die Urne nach dem Einsetzen in der Erde auflöst, werden die Baumsamen von der Asche genärht. Aus der Urne wächst dann der Lieblingsbaum.
Ein ähnliches Konzept verfolgt die in Italien entwickelte Idee der "Capsula Mundi". Der Leichnam wird "in Fötus-Position" in einer Kapsel beerdigt. Die kompostierte Kapsel und der sich zersetzende Körper soll den darüber gepflanzten Baum mit Nährstoffen versorgen. Aus den menschlichen Überresten wächst ein neuer Baum, neues Leben entsteht.
Reerdigung: Fruchtbare Erde werden
Bis ein menschlicher Körper nach einer Erdbestattung zu Erde wird, dauert es Jahrzehnte. Das US-amerikanische Startup "Recompose" möchte diesen Zersetzungsprozess beschleunigen. In Deutschland wir dieses Verfahren seit kurzem unter dem Namen "Reerdigung" angeboten. Es verspricht, den Körper innerhalb von vierzig Tagen in fruchtbare Erde zu verwandeln. Dafür wird der auf pflanzliche Materialien wie Blumen, Grünschnitt und Stroh gebettet und in einem Kokon gewickelt. Natürliche Mikroorganismen, die uns ständig umgeben, transformieren den Körper bei einer Temperatur von etwa siebzig Grad in Komposterde.
Resomation – sich im Wasser auflösen
Unter dem Begriff der "Resomation", auch "Aquamation" oder "Alkalische Hydrolyse" genannt versteht man das Auflösen eines Leichnams innerhalb weniger Stunden in einer chemischen Lösung. Der Leichnam wird in eine Anlage gelegt, die dem Ofen bei einer Kremation gleicht und mit einer Lösung aus heißem Wasser und Kaliumhydroxid besprüht. Durch hohe Temperatur und Luftdruck wird die Verwesung beschleunigt. Am Ende bleiben gemahlene Knochen übrig und das Wasser, in dem der menschliche Körper aufgelöst wurde.
Das Verfahren wird in einigen US-Bundesstaaten, Kanada, Australien und in den Niederlanden angewendet. Allerdings bezweifeln Umweltexperten den Nutzen dieser Methode, weil für die Resomation viel Energie und aggressive Chemikalien nötig sind und verschmutzes Abwasser hinterlassen wird.
Promession – zu gefriergetrocknetem Staub werden
Die "Promession" ist ein weiteres neuartiges Verfahren. Das von der schwedischen Biologin Susanne Wiigh-Mäsak entwickelte System kühlt den Leichnam und den Sarg auf minus 18 Grad Celsius und im darauffolgenden Schritt in einem Bad aus flüssigem Stickstoff weiter auf minus 196 Grad Celsius. Bei derart niedrigen Temperaturen werden die Körperbestandteile glashart. Der Leichnam wird dann einem Rüttelprozess unterzogen, der dazu führt, dass die Bestandteile in ein Granulat zerfallen. Der darauffolgende Vakuumierungsprozess entzieht dem Granulat die Flüssigkeit. Übrig bleibt ein trockenes Granulat mit einem Restgewicht von etwa dreißig Prozent des Ursprungsgewichts. Dann werden die Metallbestandteile entfernt. Das Granulat kann bestattet werden und löst sich nach sechs bis zwölf Monaten auf. Die Promession ist mit den deutschen Bestattungsgesetzen vereinbar. Allerdings wurde bislang nur in Niedersachsen neben der Erd- und der Feuerbestattung auch die Promession mit aufgenommen.
Transformation im Pilzanzug
Den Körper wieder zu Erde machen, ist auch die Idee des "Mushroom Death Suit", den die an den Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Kunst arbeitende Jae Rhim Lee zusammen mit Mike Ma 2011 vorstellte. Sie konzipierte einen Anzug, der den Toten angezogen wird. Dieser ist mit einem Garn bestickt, der von Pilzsporen durchdrungen ist. Die Pilzsporen beginnen nach dem Begräbnis zu wachsen und bauen sämtliche Schadstoffe ab, die sich im menschlichen Körper befinden. Pestizide, Konservierungsstoffe und viele Metalle werden mit Hilfe des "Mushroom Death Suit" also sprichwörtlich dem
Erdboden gleichgemacht. Ansporn für diese nachhaltige Erfindung war auch die Tatsache, dass in den USA bei Begräbnissen Formaldehyd verwendet wird, um den Verwesungsprozess der menschlichen Überreste zu verlangsamen. Beim "Mushroom Death Suit" kommt kein Formaldehyd zum Einsatz.
Öko-Bestattung planen
Wer nach seinem Tod eine nachhaltige Bestattung sicherstellen will, kann diese Bestattungsform in einer Bestattungsverfügung schriftlich festhalten. Mit einer Bestattungsverfügung liefert ein Mensch eine Willenserklärung in Bezug auf die eigene Bestattung.
Eine Bestattungsverfügung kann sämtliche Wünsche schriftlich festlegen, so etwa
- Auswahl der Bestattungsart
- Gestaltung der Trauerfeier
- Wünsche bezüglich der Trauerrede
- Auswahl der Trauermusik
- Angaben zum Bestattungsinstitut
- Angaben zur Bestattungsvorsorge
Die Bestattungsverfügung kann handschriftlich verfasst werden, muss datiert und unterschrieben werden. Viele Menschen lassen sich die Verfügung auch notariell beglaubigen. Die Verfügung sollte so aufbewahrt werden, dass sie nach dem Tod schnell gefunden wird. Hilfreich ist es, die Nachkommen auch über den Verbleib der Verfügung zu unterrichten.