Es riecht nach frischem Mörtel und frischer Farbe, überall stehen Gerüste, Bauzäune und Schuttcontainer herum, dazwischen Handwerker mit feinen Spachteln und Spateln. "Wir hoffen, dass wir bis zum Herbst mit den ersten zwei Teil-Bauabschnitten fertig sind", sagt Frank Weihermann, Geschäftsführer der Gesamtkirchengemeinde Ansbach, als er über den Stadtfriedhof schlendert. Die wegen ihrer rings um das Grabfeld angeordneten 160 Gruften einmalige Anlage ist seit Jahrzehnten in schlechtem Zustand - nun werden 22 Gruften in einem ersten Schritt modellhaft saniert.

Rund 1,5 Millionen Euro werden die Bauabschnitte 1a und 1b am Ende kosten. Finanziert wird diese Summe aus Mitteln des Denkmalschutzes, des Entschädigungsfonds, aus Fördermitteln, aus Mitteln der Gesamtkirchengemeinde und letztlich auch aus Spenden. 90.000 Euro wurden für die 22 Gruften gesammelt, sagt Weihermann. Sinn und Zweck der modellhaften Sanierung ist - abgesehen von der Instandsetzung an sich natürlich -, dass Spender, Sponsoren oder auch Gruften-Interessenten sehen, wie schön man die alten Grabmäler wieder herrichten lassen kann, erläutert Weihermann.

Gruften-Viereck des Ansbacher Stadtfriedhofs ist einmalig

Schöne und besondere Friedhöfe gibt es in Bayern natürlich viele - der Ansbacher Stadtfriedhof nahe der Altstadt ist allerdings ziemlich einmalig. Erbaut wurde er ab 1521, weil wegen der Pest-Epidemie ein Friedhof außerhalb der Stadtmauer gebraucht wurde, neben der 1461 als Pilgerkapelle errichteten Heilig-Kreuz-Kirche. Als Markgraf Alexander ab 1776 aus "sanitären Gründen" weitere Bestattungen von Adligen in der St. Gumbertuskirche untersagte, wurden die Gruftanlagen verbunden - so entstand das markante Gruften-Viereck - ähnlich wie die hofartig angelegten italienischen Camposanti.

Die Gruften sind ein einzigartiges Sammelsurium aus Epochen, Baustilen und Geschmäckern. Fast jede ist unterschiedlich breit, manche sind ein wenig höher als andere. Ein Gutachten vor etwa fünf Jahren stellte fest: eigentlich sind sie alle mehr oder weniger baufällig. Auf knapp 6,5 Millionen Euro wurden die gesamten Sanierungskosten im Jahr 2018 geschätzt - das wird inzwischen wohl längst nicht mehr reichen. Das Problem: Die Gesamtkirchengemeinde als "Eigentümer" des Stadtfriedhofs kann eine solche Summe nicht einmal ansatzweise stemmen, erläutert der Geschäftsführer.

Finanzierungsansätze für die Sanierung der Gruften

Die Lösungsansätze: Der Ansbacher Stadtgesellschaft zum einen den Wert der "grünen Oase" zu vermitteln, die der Stadtfriedhof darstellt, seine Bedeutung als Ort der Ruhe und Auszeit darzulegen. Zum anderen wirbt die Kirche offensiv um Spenden - aktuell beispielsweise mit der Aktion "8.000 Ziegel für die Ewigkeit", bei der man für 111 Euro einen symbolischen Dachziegel für den Erhalt des Stadtfriedhofs kaufen kann. "Und letztlich versuchen wir auch für die Bestattungsform der Gruft zu werben", sagt Weihermann. Bei aktuell 70 Prozent Feuerbestattungen kein leichtes Unterfangen.

Langfristige Pläne für die Gruftanlagen im Ansbacher Stadtfriedhof

Die Sanierung aller 160 Gruftanlagen sei

"eine Lebensaufgabe - wenn ein Leben überhaupt reicht",

sagt Weihermann. Doch aufgeben oder verzweifeln will und wird er nicht. Mittelfristig, das heißt ab 2024, soll der zweite Bauabschnitt mit ungefähr 20 weiteren Gruften in Angriff genommen werden. Kostenschätzung: rund eine Million Euro. "Auch hier können wir die Kosten nicht alleine stemmen - das muss wieder ein Zusammenspiel aus Eigenmitteln, Spenden und öffentlicher Hand sein", betont Weihermann. Auch auf die Grabnutzer oder deren Angehörige werden Mehrkosten zukommen.

"Wir werden die Gebührenordnung und die Friedhofssatzung anpassen müssen", sagt Weihermann. Aktuell kostet eine unsanierte Gruftanlage für 30 Jahre Nutzungsdauer knapp 7.000 Euro. Für diese Summe könne eine sanierte Gruft nicht mehr drei Jahrzehnte genutzt werden. Ein bourgeoiser Luxus aber soll eine Gruftbestattung dennoch nicht werden. "Wir wollen ja, dass sich wieder mehr und nicht weniger Menschen dafür entscheiden", sagt Weihermann.