Der Bayerische Rundfunk (BR) macht derzeit von sich reden, aber nicht wegen seines tollen Programms und seiner journalistischen Leistungen. Ein Streik der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgt für Aufsehen – und Programmänderungen.

Ob dieser gerechtfertigt ist, darf bezweifelt werden. Die Gewerkschaften fordern laut BR unter anderem eine Erhöhung der Gehälter um 10,5 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten sowie eine Erhöhung der gezahlten Honorare, Lizenzen, Gagen und Vertragspauschalen um 10,5 Prozent. Auch eine bessere Förderung der Altersvorsorge für feste Freie durch einen dauerhaften Zuschuss steht auf der Forderungsliste.

BR-Mitarbeiter sind privilegiert

Alles nachvollziehbar, aber auch sehr üppig. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks schon jetzt deutlich besser gestellt sind als ihre Kollegen bei den privaten Rundfunk- und Fernsehanstalten. Sie befinden sich in einer privilegierten Situation.

Die Gehälter und Arbeitsbedingungen bei öffentlich-rechtlichen Sendern wie dem BR sind bereits jetzt deutlich attraktiver als bei den privaten Kollegen. Im Schnitt verdient man beim ÖRR rund 20 Prozent mehr als bei den Privaten.

Hinzu kommen weitere Vorteile wie höhere Arbeitsplatzsicherheit, bessere Altersvorsorge und oft auch umfangreichere Sozialleistungen. Viele private Radiosender in Bayern legen ihr Programm teilweise zusammen wie Trausnitz und Landshut, melden Insolvenz an wie Radio Primaton in Schweinfurt, oder stellen den Sendebetrieb zum Jahresende ein wie RSA in Kempten.

Hohn für die Gebührenzahler

Die aktuellen Herausforderungen für Journalisten und Medienschaffende sind vielfältig. Die Digitalisierung, der zunehmende Druck durch soziale Medien und der stetige Wandel der Medienlandschaft sind nur einige Beispiele. Dennoch muss daran erinnert werden, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks für eine öffentlich-rechtliche Anstalt arbeiten, die sich aus Rundfunkgebühren finanziert. Diese Gebühren werden von allen Bürgerinnen und Bürgern gezahlt, und zwar unabhängig davon, ob sie die Programme des BR nutzen oder nicht.

Vor diesem Hintergrund wirkt der Streik der BR-Beschäftigten nicht nur für die Redakteurinnen im privaten Rundfunk, sondern auch für Millionen Gebührenzahler wie blanker Hohn. Denn diese finanzieren den BR mit der berechtigten Erwartung, dafür ein kontinuierliches und qualitativ hochwertiges Programm zu erhalten. Ein Streik, der zu Programmausfällen führt oder die Qualität der Berichterstattung beeinträchtigt, schadet daher nicht nur dem Image des Senders, sondern auch den Interessen der Bürgerinnen und Bürger.

Der Bayerische Rundfunk und seine Beschäftigten sollten sich daher ihrer besonderen Verantwortung bewusst sein. Statt die Gebührenzahler durch Streiks unnötig zu belasten, sollten sie den Dialog suchen und konstruktive Lösungen finden. Denn letztlich muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk der gesamten Gesellschaft dienen – sonst brauchen wir ihn nicht. 

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Florian Meier am Sa, 10.08.2024 - 00:33 Link

Es scheint eine neue Mode zu sein Arbeitnehmer zu kritisieren, wenn sie ihr Recht auf Arbeitskampf wahrnehmen und die Wutbürger als Rechtfertigung für Lohndrückerei zu verwenden. Nach einem Rücktritt der Manager und im Fall öffentlicher Einrichtungen beaufsichtigender Politiker, die sich gerne selbst bedienen während sie den Laden an die Wand fahren, wird vergleichsweise selten gerufen. Dabei gäbe es Beispiele zuhauf. Ja, es gibt sicher auch beim BR gut bezahlte Mitarbeiter, aber eben auch andere (freie, Putzkolonnen, Aushilfskabelträger usw.), die sicher nicht im Geld schwimmen und wie viele unter der Teuerung leiden. Statt also den Arbeitskampf pauschal anzugreifen kann man eher fragen wie sozial und zugleich leistungsgerecht ein Unternehmen mit den Angestellten umgeht. Arbeitskampf hat nichts mit den Aufgaben des Unternehmens zu tun. Dafür ist die Geschäftsführung und Leitung zuständig. Zurecht lassen auch in Deutschland Angestellte nicht mehr alles mit sich machen.