Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt, heißt es im Talmud. Roni, Emily und Doron, drei vor 15 Monaten nach Gaza verschleppte junge Frauen sind frei – ein Grund, dankbar zu sein. Aber ist der Waffenstillstand ein Grund zum Feiern?

Ja, fanden in Berlin und andernorts zahlreiche Pro-Hamas-Demonstranten. Vom angeblichen Völkermord zum bejubelten Sieg der nun wieder aus ihren Tunneln kriechenden Hamas-Terroristen brauchte es nur wenige Stunden. Ja, findet auch Hamas-Führer Khalil al-Hayya. Er verkündete von Katar aus, das Massaker des 7. Oktober 2023 mit 1200 Toten – der größte Pogrom an Juden seit dem Holocaust – werde "für immer eine Quelle des Stolzes für unser Volk sein".

Kein Wort des Bedauerns über die vielen Tausend getöteten Palästinenser, die vielerorts völlige Zerstörung des Gaza-Streifens, all das Leid des eigenen Volks. Stattdessen kündigte der Palästinenserführer weitere Angriffe im Stil des 7. Oktobers an und versprach: "Unser Volk wird die Besatzung so schnell wie möglich aus unserem Land und Jerusalem vertreiben."

Die angestrebte "Endlösung der Israelfrage"

Und selbstverständlich meinte er das ganze Land, die Vernichtung des Staates Israel. Denn aus muslimisch-fundamentalistischer Perspektive kann es keinen Frieden mit Israel geben – bloß das zeitweilige Schweigen der Waffen. Den Waffenstillstand wird die Hamas nun zu nutzen versuchen: um den nächsten Schlag gegen die Juden vorzubereiten.

Wenn jetzt überlebende Geiseln aus Gaza freikommen, ist das ein Segen. Aber der Preis ist hoch. Unter den 2011 von Israel im Rahmen des Gilad-Shalit-Geisel-Deals freigelassenen 1000 Terroristen war auch Yahya Sinwar, der Architekt des Massakers vom 7. Oktober. Israelische Ärzte hatten dem an einem Gehirntumor leidenden Sinwar zuvor das Leben gerettet. Doch Menschlichkeit ist für Islamisten wie Sinwar oder al-Hayya nur Schwäche. Und die Geschichte droht sich zu wiederholen.

Denn mit der Hamas an der Macht wird es keinen Frieden geben.

Die vom Iran gesponserte Allianz derer, die sich wie Hamas die Endlösung der Israelfrage auf die Fahnen geschrieben haben, ist zwar ins Bröckeln geraten. Dennoch darf man sich keinen Illusionen hingeben: Frieden ist im Heiligen Land nicht in Sicht.

Den wird es erst geben, wenn es – wie nach 1945 ansatzweise bei den Deutschen – gelingt, in die Köpfe der Palästinenser zu kommen: wenn sich der Wahn des nach Vernichtung lechzenden Judenhasses langsam beginnt, aufzulösen.

Deutsche, europäische Politik in der Region sollte genau das zu ihrer klaren Maxime machen. Dafür muss der Druck auf den Iran erhöht und der Umgang mit Sympathisanten der islamistischen Muslimbrüder wie dem türkischen Präsidenten revidiert werden.

Vor allem aber ist es an der Zeit, für den Wiederaufbau von Gaza die ­UNRWA aufzulösen und dafür neue Strukturen zu schaffen. Schulbücher, die den Hass auf Israel schüren, UN-Mitarbeiter, die als Terroristen Juden verschleppen und ermorden, sind offensichtlich nicht Teil der Lösung, sondern des Problems.

Kommentare

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Florian Meier am Di, 21.01.2025 - 10:44 Link

Gut, dass der Artikel einerseits klare Worte findet. Andererseits stößt der Satz, dass fundamentalistische Muslime Judenhasser sein müssten, etwas auf. Es mag heute sehr häufig so sein, war aber nicht immer so. Immerhin haben Muslime und Juden in der Region lange nebeneinander gelebt und die islamischen Hauptheiligtuemer liegen in Saudi-Arabien nicht Jerusalem. Man denke auch an das zeitweilig ganz solide Zusammenleben in Marokko. Man soll die Vergangenheit nicht romantisieren und Hass sitzt tief, aber man sollte keine religiösen Barrieren analysieren, wo diese vielleicht gar nicht sind oder flacher als gedacht. Europa ist hier auch nicht die Supermacht, die Frieden machen kann. Es könnte einen Beitrag leisten ist aber geschichtlich vorbelastet und keineswegs so stark. Sicher gilt es Politik kritisch zu überdenken, aber nur mit Ausgrenzung wird man nichts erreichen und auch muss man nicht in die Köpfe "der" Palästinenser. Nicht alle sind blind von Hass zerfressen wie so eine Aussage glauben machen könnte - zum Glück.

Schahin am Mo, 20.01.2025 - 11:25 Link

Also dieser Beitrag ist ha so einseitig, das könnte ja ein Schüer als Hausaufgabe besser.
1. Zuallererst wieso sagen Sie, dass die Menschen in Berlin und anderswo die sich freuen, dass dieser grauenhafte Krieg und seine Kriegsverbrechen vorbei ist Pro Hamas Demonstranten sind und nicht Pro Palästinensisch mit Blick auf die Menschenrechte und der Würde des palästinensischen Volkes?

2. Hamas sind Terroristen, die durch Vetreibung und vorherige geschichtliche Ereignisse zu Terroristen geworden sind und abscheulich Taten begehen.
Die israelische Regierubg ist aber auch ein Terrorstaat, die durch illegale Siedlungen, Vertreibung durch nicht Anerkennen der Grenzen gemäß der UN Resolutionen und jüngst die abscheulichen Kriegsverbrechen und dad endlose Masskrieren von 50.000 toten Palästinensern samt der Rhetorik der rechtsextremen Minister (wovon einer verurteilt ist wegen Terrorunterstützung) bekannt ist.

Ich verstehe nicht und viele andere auch nicht wo diese enorme Heuchelei herkommt und das Spalten zwei Völker in die Guten und die Bösen.

Wichtig wäre für einen dauerhaften Frieden zu sorgen, den Palästinensern ihren Staat zurückzugeben in dem vorgesehenen Grenzen von 1967 und illegale Siedlungen endlich international anzugehen, sowie ein UN Friedenstrupp einzusetzen, was dann vielleicht wieder von Israel angegriffen wird, wie es im Libanon schon zu sehen war.

Diese ekelhaft Heuchelei und dieser BILD Journalismus sind ein Krebs für unsere Gesellschaft.

Es war von Anfang an klar, dass die Geiseln nur Freikarten wenn der Krieg beendet wird, was ja wie jetzt herausgefunden, von israelischen Ministern vehement verhindert wurde.

Jetzt muss gesehen werden, dass die zuständigen Minister in Israel vor Gericht kommen und für dad palästinensische Volk die gleichen Menschenrechte gelten wie für Sie als Autor auch in Ihrem warm beheizten Einfamilienhaus.
Alles Andere wird nur noch einen weiteren grossen Zufluss an Terroristen ergeben.

Der Westen und seine grosse Heuchelei

Florian Meier am Di, 21.01.2025 - 11:24 Link

Zu 1.: Man sieht auf den Straßen leider meist pro Hamas-Leute, die seit Jahren durch dumme Terrorverherrlichung inklusive entsprechender Symbolik und die immer gleichen dumpfen Parolen auffallen. Es mag genug andere geben, schließlich sind solche Demos meist überschaubar, aber die sind dann eher unauffällig oder gehen gar nicht auf die Straße. Die Rowdydemos nützen auch den Palästinensern nichts, zumindest denen, die sich Solidarität von der Restgesellschaft wünschen oder hier friedlich leben wollen. Der Westen ist in der Sache sicher weder immer aufrichtig noch schuldfrei. Allerdings hat er mit internationalen Organisationen immerhin eine rechtliche Prüfung und humanitäre Unterstützung mitorganisiert. Das Schweigen der Waffen ist zu begrüßen. Allerdings sind eben nicht alle Geiseln frei gekommen und wenn man sich den Austausch ansieht: Babys und Frauen gegen bekannte Mordbuben (man beachte auch das Tauschverhältnis), so kann man die israelische Politik bei aller berechtigten Kritik nicht nur in Bausch und Bogen verdammen.