Die Sprachassistenten erobern das Wohnzimmer. Auf den Lokalrundfunktagen 2018 in Nürnberg präsentierten sich verschiedene Sender mit ihren Angeboten. Der Amazon Echo - besser bekannt unter Alexa - wird immer häufiger genutzt: So soll es rund 1,2 Millionen Alexa-Nutzer im deutschsprachigen Raum geben.

Alexa, öffne...

Die kleinen Boxen liefern den Nutzern nützliche Informationen wie Nachrichten oder Wetterberichte. Auch die Radiosender und Medienhäuser nutzen die "Skills" (zu deutsch "Fähigkeiten"), wie die Befehle genannt werden, mit denen die entsprechenden Informationen abgerufen werden können. Um den Befehl zu aktivieren, müssen vordefinierte Sprachbefehle einprogrammiert werden. Dann genügt ein "Alexa, öffne...", um etwa einen Nachrichtendienst zu starten.

Für viele Radiosender ist der Einsatz der neuen Dienste zunächst mit positiven Folgen verbunden: "Wir haben ein Wachstum von über 700 Prozent gehabt", erklärt etwa Rüdiger Landgraf von Kronehit. Doch er weist auch auf die Risiken von Plattformen für die Verbreitung hin: "Dienste wie Alexa sind ein trojanisches Pferd für die Radiosender". Denn die Plattformen würden das Knowhow der Sender nutzen, um später selbst Content zu produzieren; außerdem seien sie meist geschlossene Systeme und würden ihre Daten nicht teilen.

Vier Beispiele für Alexa-Skills
 

Radio Teddy
Webseite von Radio Teddy

Radio Teddy

Vier Worte beinhaltet der Slogan für den Kinder- und Jugendsender Radio Teddy: "Schalte Radio Teddy ein". Der Radiosender ist derzeit überwiegend in Berlin und Umgebung zu hören. Doch wollen die Macher mit ihrem Kindersender ganz Deutschland erobern. "Wir haben bei der Zielgruppe Kinder und Jugendliche eine sehr kurze Verweildauer", erklärt Roland Lehmann die Schwierigkeiten dieses kleinen Marktes. Der Sender möchte Kinder- und Jugendliche zwischen 3 und 11 Jahren erreichen. Doch gibt es zu dieser Zielgruppe kaum Daten. Dennoch ist Lehmann optimistisch, dass sein Sender funktionieren wird. Unter anderem setzt Radio Teddy deshalb auf Dienste wie Amazon Echo, Echo Dot oder anderen Geräten. Als besonderen Service bieten sie außerdem die Funktion an, über Alexa nach dem Titel eines besonderen Liedes zu fragen.

 

Animal Sounds Alexa

Animal Sounds von 169 Lab

Das Unternehmen 169 Lab ist spezialisiert auf Anwendungen für Sprachassistenten wie Alexa. Zu den Kunden gehören Medienhäuser wie das Handelsblatt, aber auch Einrichtungen wie die Malteser. Für das Handelsblatt wurde ein "Skill" entwickelt, bei dem Wirtschaftsnachrichten und Informationen über Aktienkurse abgerufen werden. Bekanntester Skill sind allerdings die "Animal Sounds", bei denen Tiergeräusche wie das Quaken eines Frosches oder das Galoppieren eines Pferdes angehört werden können. Inzwischen können sich die Nutzer über den Skill auch neue Tiergeräusche wünschen.

 

Radio Kronehit Österreich Webseite
Webseite des österreichischen Radiosenders Kronehit.

Kronehit auf Alexa

Der Radiosender Kronehit aus Österreich bietet seit einiger Zeit ebenfalls einen Skill für Alexa an. Der Dienst hat dem Sender hohe Wachstumsraten beschert. Dennoch betrachtet Rüdiger Landgraf von Kronehit die Entwicklung seines Senders in Alexa mit Skepsis. Die Vorteile, die er sieht, sind der Mehrwert des Sprachassistenten - denn erstmals können Nutzer mit einem Gerät interagieren und es über die eigene Stimme kontrollieren.

Ungleich schwieriger sei es für die Sender, die Nutzer auf die eigenen Seiten zu bekommen. Viel Energie verwendet Kronehit deshalb laut Landgraf auf Projekte, mit denen die Nutzer auf die eigene Plattform gezogen werden sollen. Dazu gehören Gewinnspiele, bei denen sich die Nutzer registrieren müssen, interaktive Quiz-Fragen oder Inhalte, die wiederum auf die eigene Seite führen sollen.

 

BR Alexa
Der Bayerische Rundfunk bietet Skills an für Alexa

Bayerischer Rundfunk

Der Bayerische Rundfunk bietet inzwischen die BR24 News ebenfalls als Skill über Sprachassistenten an. Über den Befehl "Alexa, was gibt es für Nachrichten?" können die neuesten Informationen abgerufen werden. Diese fünfminütigen Sendungen werden alle 30 Minuten aktualisiert. Darüber hinaus gibt es Sonderdienste - wie BR24 Sport oder BR24 Börse.

 

Lokalrundfunktage 2018 in Nürnberg

Insgesamt kamen rund 1.100 Teilnehmer am 3. und 4. Juli 2018 in Nürnberg zu den 26. Lokalrundfunktagen, um sich über Trends, Technologien und Produkte der Branche zu informieren. BLM-Präsident Siegfried Schneider betonte das Alleinstellungsmerkmal der Lokalen, die als Sprachrohr der Region gelten und Vertrauen zu den Menschen vor Ort haben. Dies sollten die Lokalen nicht aus den Augen verlieren. Denn es gelte: „Heimat gewinnt!“ Sie müssten aber auch die Chancen der Digitalisierung nutzen und aktuelle Trends, wie Sprachassistenten, Storytelling und Podcasts aufgreifen.