Wer am meisten aus seinem Urlaub herausholen möchte, der sollte nach Auffassung von Professor Harald Zeiss bald schon wieder die nächste Sommerreise planen. Langfristig geplantes Reisen könne sowohl den Geldbeutel als auch die Umwelt schonen und trage zu größerem Wohlbefinden bei, sagte der Experte für nachhaltigen Tourismus der Hochschule Harz dem Sonntagsblatt:
"Das ist mein Plädoyer gegen Last-Minute-Angebote."
Ein Urlaub, den man ein Dreivierteljahr vorher vorbereitet habe, auf den man sich freue und bei dem man hinterher beim Anschauen von Bildern über die Erinnerungen sprechen könne, sei etwas "Herrliches", sagte der Vorsitzende des Ausschusses Nachhaltigkeit beim Deutschen Reiseverband.
Nachhaltiger – und billiger
Zeit für die Planung zu investieren, sei vielfach lohnenswert. So zahle eine vierköpfige Familie in der Regel 4.000 Euro oder mehr für eine Urlaubsreise.
"Man wird nicht nur mehr für sein Geld bekommen, sondern im Zweifel auch weniger Geld ausgeben."
Bei der Planung einer nachhaltigen Reise spiele Mobilität eine größere Rolle, also ob die Reisenden mit dem Auto oder dem Flieger fossile Rohstoffe verbrauchten, sagte Zeiss. Empfehlenswert sei daher die Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Wobei das Auto nicht von vornherein weniger nachhaltig sei:
"Wenn eine Familie zu viert ins Auto steigt, hat sie eine ähnliche Klimabilanz wie mit einer Zugfahrt."
Aber auch Themen wie die Vermüllung der Meere oder die Wassernutzung in Wüstenländern sollten bei einer nachhaltigen Reise berücksichtigt werden, sagte der Wissenschaftler. "Es gibt viele Beispiele, die sofort eine direkte Auswirkung haben." Im Urlaub selbst könnten die Reisenden aktiv werden und vor Ort Dinge ansprechen, die Ressourcen verschwendeten.
Erholung, Wellness und Abenteuer auch in der Nähe
In vielen Fällen müssten die Menschen für den Wunsch nach Erholung, Wellness oder Abenteuer nicht weit wegfahren, betonte Zeiss. Wer spirituelle Erholung suche, könne beispielsweise auch in ein Kloster in Niedersachsen gehen.
Auf der Suche nach Abenteuer reichten vielleicht auch die österreichischen Berge. Schwer zu ersetzen sei allerdings der Wunsch, ferne Völker und Kulturen kennenzulernen.
Die nachhaltigste und günstigste Urlaubsart sei zu Hause auf dem Balkon, sagte Zeiss. Zu den größten Sünden zähle eine Kreuzfahrt in der Antarktis.
"Und man sollte nichts unterstützen, das schon beim Betrachten Fragen aufwirft, wie das Golfen in der Wüste."