Tatverdächtiger des Würzburger Messerangriffs in Psychiatrie gebracht

Mittwoch, 21. Juli, 14.09 Uhr: Nach dem tödlichen Messerangriff von Würzburg ist der tatverdächtige 24-jährige Somalier in eine psychiatrische Klinik gebracht worden. Das Amtsgericht Würzburg sei damit einem Antrag der Generalstaatsanwaltschaft München vom vergangenen Donnerstag (15. Juli) gefolgt, teilte die Anklagebehörde am Dienstag gemeinsam mit dem Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) mit. Die psychiatrische Begutachtung sei "derzeit zu der Einschätzung" gekommen, dass der Beschuldigte zum Tatzeitpunkt möglicherweise schuldunfähig oder vermindert schuldunfähig war.

Im Fall einer solchen Einschätzung ist eine weitere Unterbringung in einer Psychiatrie zwingend und in einer Justizvollzugsanstalt nicht mehr zulässig. Bis abschließende psychiatrische Gutachten von Sachverständigen vorliegen, wird es noch einige Zeit dauern, teilten Generalstaatsanwaltschaft und LKA weiter mit. Wegen der hohen Bedeutung der Ergebnisse der psychiatrischen Untersuchung des Beschuldigten für das Verfahren seien zwei renommierte Gutachter beauftragt worden. Bislang war laut Medienberichten keine Begutachtung wegen des psychischen Zustandes des Mannes möglich.

Inzwischen liege allerdings ein toxikologisches Gutachten vor, teilten die Behörden weiter mit. Demnach wurde beispielsweise untersucht, ob der 24-Jährige zum Tatzeitpunkt unter Einfluss von Drogen stand. Die Untersuchung habe aber "keine relevanten Ergebnisse" erbracht. Der Mann soll seit Jahren teilweise auch harte Drogen wie Heroin konsumiert haben. Generalstaatsanwaltschaft und LKA wiesen darauf hin, dass die Sonderkommission "Main" weiterhin mit Hochdruck vor allem zu den Hintergründen der Tat ermittle. Vor allem die Frage des Motivs stehe dabei im Mittelpunkt.

Die Auswertung der beiden in einer Obdachlosenunterkunft gefundenen Mobiltelefone des Mannes hätten bislang "weder Hinweise auf Propagandamaterial oder sonstige extremistische Hinweise noch auf etwaige Mitwisser oder Mittäter" erbracht. Auch Papierzettel, die kurz nach der Tat am Tatort gefunden wurden, hätten sich als unverdächtig erwiesen.

Tatverdächtiger des Würzburger Messerangriffs soll in Psychiatrie

Dienstag, 20. Juli, 12.04 Uhr: Nach dem tödlichen Messerangriff von Würzburg soll der tatverdächtige 24-jährige Somalier aus der Untersuchungshaft in einem Gefängnis in eine psychiatrische Klinik verlegt werden. Ein Sprecher der Münchner Generalstaatsanwaltschaft bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag, dass die Behörde einen entsprechenden Antrag gestellt hat. Zuerst hatte die Würzburger "Mainpost" berichtet. Dem Sprecher zufolge soll noch am Dienstag ein Gericht über den Antrag entscheiden. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig oder vermindert schuldunfähig war. In diesem Fall ist die weitere Unterbringung in einer Psychiatrie zwingend.

Der 24-Jährige hatte am 25. Juni, einem Freitagnachmittag, in einem Würzburger Kaufhaus ein Küchenmesser an sich genommen und drei Frauen im Alter von 82, 49 und 24 Jahren erstochen. Im Anschluss verletzte er in der Innenstadt vier weitere Frauen, ein elf Jahre altes Mädchen und einen 16-Jährigen schwer. Alle befinden sich inzwischen außer Lebensgefahr. Ein weiterer Mann wurde von dem Somalier leicht verletzt. Das Motiv der Tat ist weiter unklar.

Die Polizei sucht weitere Zeugen

Dienstag, 13. Juli, 16.32 Uhr: Im Zuge der Ermittlungen zum Messerangriff in Würzburg sucht das Landeskriminalamt (LKA) nach weiteren Zeugen. Bei der Attacke am 25. Juni hatte ein 24-Jähriger in der Würzburger Innenstadt drei Menschen getötet. Gesucht würden Zeugen, die vor oder zum Zeitpunkt der Tat um kurz nach 17 Uhr Videos rund um den Tatort am Barbarossaplatz gemacht und diese noch nicht der Polizei zur Verfügung gestellt haben, teilte das LKA am Dienstag in München mit.

Mehr als 250 Fotos und Videos haben Bürgerinnen und Bürger laut LKA bereits ins Online-Portal der Polizei hochgeladen. Diese seien auch schon gesichtet worden. Um das Tatgeschehen jedoch lückenlos nachvollziehen zu können, suchten die Beamten der Sonderkommission "Main" nach weiterem Material.

Derzeit gehe die Soko rund 300 Spuren nach, rund 100 Zeugen seien befragt oder vernommen worden.

Mutter wurde getötet: Behörde übernimmt Vormundschaft für Elfjährige

Freitag, 9. Juli, 14.25 Uhr: Die tödliche Messerattacke von Würzburg vor zwei Wochen trifft ein elfjähriges Mädchen besonders hart: Nicht nur, dass es selbst von dem 24-jährigen Tatverdächtigen schwer verletzt wurde - das Kind hat bei der Messerattacke auch seine alleinerziehende Mutter verloren, wie das Landratsamt Würzburg am Donnerstag mitteilte. Die Behörde habe deswegen inzwischen die Vormundschaft und damit die gesetzliche Vertretung für das Kind übernommen. Man stehe zudem in "teils internationalem Austausch mit den Familienangehörigen" des Mädchens.

Der Leiter des Jugendamtes im Kreis Würzburg, Bernd Adler, sagte laut Mitteilung, seine Behörde setze sich "mit allen verfügbaren Mitteln dafür ein, dass wir das Mädchen bestmöglich unterstützen können - mit seelischer, rechtlicher und auch finanzieller Unterstützung". Eine Mitarbeiterin des Amts sei "voll umfänglich für das Mädchen zuständig", die Behörde kümmere sich um bürokratische und rechtliche Vorgänge wie mögliche Sozialleistungen, Versicherungsdinge oder Gerichtsverfahren, die das Kind betreffen. Man wolle das Kind "pädagogisch begleiten" und die Angehörigen entlasten.

Durch den Verlust seiner Mutter sei das Kind auch mittellos. Der Landkreis habe deshalb mit dem Verein "Würzburg zeigt Herz" Kontakt aufgenommen, hieß es. In Zusammenarbeit mit der Stadt ruft der Verein zur Unterstützung der Opfer der Messerattacke auf. Mit den Spenden soll unkomplizierte Hilfe zur Trauerbewältigung der Opfer und Hinterbliebenen geleistet werden. Auch "andere persönliche Hilfestellungen" sollen über diese Spenden unbürokratisch erfüllt werden. Zweckgebundene Spenden für das betroffene elfjährige Mädchen seien über den Verein möglich, hieß es weiter.

Ermittler suchen nach Würzburger Messerattacke weiter nach Motiv

Mittwoch, 7. Juli, 14.37 Uhr: Rund eineinhalb Wochen nach der tödlichen Messerattacke von Würzburg haben die Ermittler noch keine gesicherten Erkenntnisse zum Motiv des Tatverdächtigen. Die Auswertung der beschlagnahmten Gegenstände des 24-Jährigen laufe, besonders die Auswertung der zwei Handys, sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Mehr als 130 Kräfte der Polizei arbeiteten weiterhin an dem Fall. Der LKA-Sprecher erläuterte, die Ermittler hätten inzwischen mehr als 180 Hinweise rund um das Tatgeschehen und zum Tatverdächtigen erhalten. Darüber hinaus seien mittlerweile mehr als 100 Befragungen und Vernehmungen vorgenommen worden. Aufgabe der Ermittler sei es derzeit, "den Hintergrund zu beleuchten", dies sei aufwendig und komplex. Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) hat das zuständige Gericht außerdem einen psychiatrischen Gutachter bestellt.

Schon kurz nach der Tat hatte die Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München das Ermittlungsverfahren gegen den Mann übernommen, das Landeskriminalamt richtete die Sonderkommission (Soko) "Main" ein und ermittelt derzeit zusammen mit dem Polizeipräsidium Unterfranken. Unterstützung erhalten sie darüber hinaus von Experten des Bundeskriminalamtes, von Übersetzern sowie von Islamwissenschaftlern.

Medienberichten zufolge soll der Tatverdächtige schon seit Längerem psychisch auffällig sein. So war er nicht nur mehrmals kurzzeitig in klinischer Behandlung, die Behörden hatten auch mehrere Anläufe unternommen, dem Mann einen Betreuer zur Seite zu stellen. Sie scheiterten damit zunächst vor den dafür zuständigen Gerichten, letztlich beauftragte das Amtsgericht Würzburg dann doch eine Sachverständige – dies geschah der Tageszeitung "Mainpost" zufolge zwei Tage vor der Tat.

Menschenkette in Würzburg

Samstag, 3. Juli, 8.36 Uhr: Mehrere Hundert Menschen haben sich am Freitag genau eine Woche nach der tödlichen Messerattacke von Würzburg in der Innenstadt an einer Menschenkette beteiligt. Die Polizei sprach am Freitag von etwa 600 Personen, die eine Menschenkette vom Barbarossaplatz - dem Tatort der Messerattacke - bis zum Rathaus bildeten. Zu dem Gedenken für die drei Todesopfer sowie die Verletzten hatte das Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage aufgerufen.

Die Menschenkette soll nach der offiziellen Gedenkfeier im Dom am vergangenen Sonntag "eine andere Form der Trauer und des Zusammenhalts" sein, teilten die Veranstalter vorab mit. Auch der katholische Würzburger Bischof Franz Jung wollte sich in die Menschenkette mit einreihen. Nach Angaben der Polizei ist die Veranstaltung störungsfrei verlaufen. Neben der Menschenkette waren auch zwei weitere Kundgebungen und Versammlungen angemeldet, teilte die Stadt mit.

Während die Bevölkerung ihre Anteilnahme ausdrückte, gehen die Ermittlungen zum Tathergang weiter. Medienberichten zufolge soll der 24-jährige Tatverdächtige aus Somalia schon seit Monaten psychisch auffällig sein. So war er nicht nur mehrmals in klinischer Behandlung, die Behörden hatten mehrere Anläufe unternommen, dem Mann einen Betreuer zur Seite zu stellen. Sie scheiterten zuerst vor Gerichten, letztlich beauftragten diese dann zwei Tage vor der Tat doch eine Sachverständige.

Bei der Messerattacke waren am Freitag vergangener Woche drei Frauen getötet worden. Der mutmaßliche Täter, der seit 2019 in Würzburg lebt, sitzt wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft. Der Mann aus Somalia kam 2015 als Asylbewerber nach Deutschland und steht unter subsidiärem Schutz. Es gibt Hinweise sowohl auf ein islamistisches Motiv als auch auf eine psychische Erkrankung.

 

Video: Menschenkette in Würzburg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Woche nach der Messerattacke: Würzburger planen Menschenkette

Donnerstag, 01. Juli, 16.45 Uhr: Das Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage ruft nach der tödlichen Messerattacke an diesem Freitag zu einer Menschenkette durch die Innenstadt auf. Von 16.45 bis 17.45 Uhr wolle man genau eine Woche nach der Gewalttat "eine andere Form der Trauer und des Zusammenhalts" wählen, heißt es in einem Aufruf. In die Menschenkette vom Barbarossaplatz, dem Tatort der Messerattacke, bis zum Rathaus will sich auch Würzburgs katholischer Bischof Franz Jung einreihen.

Das Bündnis für Demokratie und Zivilcourage bittet als Organisator alle Teilnehmer darum, von Bannern und Fahnen abzusehen. Gerne könne "über die Kleidung die Vielfalt" der beteiligten Organisationen ausgedrückt werden. Die Teilnehmer sollten eine Blume mitbringen und sich entlang der Wegstrecke ab 16.30 Uhr positionieren. Gerne könnten auch kleine Plakate mit den Sätzen "Würzburg trauert" und "Würzburg hält zusammen" mitgebracht werden, hieß es weiter.

Nach der Gedenkfeier im Kiliansdom am vergangenen Sonntag sowie zahlreichen anderen Gedenkveranstaltungen möchte das Bündnis für Demokratie und Zivilcourage nach eigenen Worten gemeinsam mit dem Würzburger Ombudsrat "aus der Zivilgesellschaft heraus der Opfer gedenken" und sich so an die Seite der Verletzten und Angehörigen stellen. Zudem wolle man ein deutliches Zeichen gegen all jene setzen, die versuchten, diese Tat und die Opfer für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Bei der Messerattacke waren am Freitag vergangener Woche drei Frauen getötet worden. Der mutmaßliche Täter, der seit 2015 in Deutschland lebt, sitzt wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft. Es handelt sich um einen 24-jährigen Mann aus Somalia, der in Deutschland unter subsidiärem Schutz steht. Es gibt Hinweise sowohl auf ein islamistisches Motiv als auch auf eine psychische Krankheit.

Seehofer sieht Defizite bei Integration

Mittwoch, 30. Juni, 15 Uhr: Nach der tödlichen Messerattacke von Würzburg hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) politische Defizite bei der Flüchtlingsintegration beklagt. "Wenn ein junger Mann sechs Jahre in einem Obdachlosenheim lebt, ohne dass jemand hinschaut und sich kümmert, dann kann ich mit unserer Politik nicht zufrieden sein, da fehlt es am Bewusstsein", sagte Seehofer der "Augsburger Allgemeinen" mit Blick auf den tatverdächtigen 24-jährigen Somalier, der in Deutschland unter subsidiärem Schutz steht. "Da müssen wir, Bund und Länder, gemeinsam überlegen, ob unsere Integrationsbemühungen verstärkt werden müssen."

Bei der Messerattacke waren drei Frauen im Alter von 82, 49 und 24 Jahren getötet worden. Der Täter, der seit 2015 in Würzburg lebt, sitzt wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft. Noch sei die Motivlage des Täters nicht vollständig geklärt, erklärte Seehofer. "Wir haben Hinweise auf eine islamistische Gesinnung des Täters. Eine psychische Störung kommt offenbar dazu."

Seehofer warnte vor einer hohe Bedrohungslage durch alle Erscheinungsformen von Extremismus und Terrorismus . "Ich will die Menschen nicht in Angst und Schrecken versetzen, aber wir dürfen die Gefahren auch nicht verharmlosen", sagte er. "Wir leben in einer Alarmsituation, unsere Sicherheit und unsere Demokratie werden von mehreren Seiten bedroht", betonte der Minister.

 

Ermittler suchen Motiv des Tatverdächtigen

Dienstag, 29. Juni, 10 Uhr: Nach der Messerattacke in Würzburg mit drei Toten und sieben Verletzten suchen die Ermittler weiter fieberhaft nach einem Motiv des 24-jährigen Tatverdächtigen. Zwar liege "ein islamistischer Hintergrund für die Taten" nahe, teilten die Generalstaatsanwaltschaft München und das Landeskriminalamt am Dienstag gemeinsam mit. Hinweise auf Propagandamaterial oder sonstige extremistische Inhalte wurden bei dem Tatverdächtigen bislang aber nicht gefunden.

Die Ermittler gehen von einem islamistischen Tatmotiv aus, weil der tatverdächtige Somalier nach Aussagen von Augenzeugen während der Tat zwei Mal "Allahu Akbar" ("Gott ist am Größten") gerufen haben soll. Im Krankenbett einer Würzburger Klinik soll er die Tat zudem als seinen "Dschihad", also als "Heiligen Krieg", bezeichnet haben. Die Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft werde ein gerichtspsychiatrisches Gutachten in Auftrag geben.

Mit diesem Gutachten soll unter anderem die Frage der Schuldfähigkeit geklärt werden - und auch die Frage zur Unterbringung in einer Psychiatrie. Der tatverdächtige Somalier wirkte nach Angaben von Augenzeugen verwirrt, zugleich aber stach er mit dem 33 Zentimeter langen Küchenmesser gezielt zu. Der Terrorexperte Peter Neumann vom Londoner King's College sagte dem Bayerischen Rundfunk (BR), die Grenze zwischen psychischer Auffälligkeit und islamistischem Motiv sei schwer zu ziehen.

Bereits am vergangenen Samstag hatte die Generalstaatsanwaltschaft München das Ermittlungsverfahren gegen den Mann übernommen, das Landeskriminalamt richtete die Sonderkommission (Soko) "Main" ein und ermittelt derzeit zusammen mit dem Polizeipräsidium Unterfranken zur Tat. Unterstützung erhalten sie dabei von Experten des Bundeskriminalamtes, von Übersetzern sowie von Islamwissenschaftlern, teilten die Behörden mit.

In der städtischen Obdachlosenunterkunft, in der der Mann zuletzt gewohnt hatte, stellten die Ermittler bereits am Wochenende zahlreiche Gegenstände sicher - darunter zwei Handys. Der Mann reiste laut Landeskriminalamt am 6. Mai 2015 nach Deutschland ein, in Würzburg ist er seit 4. September 2019 ansässig. In seinem Asylantrag gab er an, vor der Terrororganisation Al-Shabaab in Somalia geflohen zu sein. Deshalb hat er sogenannten subsidiären Schutz erhalten.

Im Januar 2021 sagte ein Zeuge gegen den wegen mehrerer Gewaltdelikte polizeibekannten 24-Jährigen aus, er habe im Jahr 2015 ein Telefonat des Beschuldigten mitgehört. Demnach soll der Somalier in den Jahren 2008/2009 selbst als Elf- oder Zwölfjähriger für die Terrormiliz Al-Shabaab Zivilisten, Journalisten und Polizisten in Somalia getötet haben. Mangels konkreter Tatsachen leitete weder die Generalbundesanwaltschaft noch die bayerische ZET ein Ermittlungsverfahren ein.

In Würzburg hatte am Freitag ein 24 Jahre alter Somalier in einem Kaufhaus ein Messer an sich genommen und drei Frauen im Alter von 82, 49 und 24 Jahren erstochen. Im Anschluss verletzte er in der Innenstadt vier weitere Frauen, ein elf Jahre altes Mädchen und einen 16-Jährigen schwer. Alle befinden sich inzwischen außer Lebensgefahr, teilte das LKA weiter mit. Ein weiterer Mann wurde von dem Somalier leicht verletzt.

 

Ermittler werten beschlagnahmte Gegenstände aus - Innenminister Herrmann sieht islamistisches Motiv

Montag, 28. Juni 2021. Auch drei Tage nach der brutalen Messerattacke mit drei Toten und mehreren Schwerverletzen in Würzburg rätseln die Ermittler noch über das Motiv des 24-Jährigen. Man sei derzeit dabei, die in der Obdachlosenunterkunft beschlagnahmten Gegenstände des Somaliers zu untersuchen, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes. Unterdessen sieht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) klare Hinweise auf ein islamistisches Motiv des Tatverdächtigen.

Der Sprecher des Landeskriminalamtes wollte auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) am Montag keine Angaben dazu machen, welche Gegenstände die Polizei derzeit untersucht. Klar ist nur, dass sich zwei Handys darunter befinden, die dem Somalier gehören sollen. Der Inhalt werde nun übersetzt und anschließend bewertet, sagte der Sprecher. Genauere gesicherte Erkenntnisse zur Tat und zur Motivlage gebe es momentan nicht, die Ermittler arbeiteten aber mit Hochdruck.

Innenminister Herrmann sagte im Radiosender Bayern2: "Es gibt Zeugen, die sagen der Täter habe im Kaufhaus Allahu Akbar (Anm. d. Red.: "Gott ist am Größten") ausgerufen, als er die ersten Stiche auf Personen verübt hat." Es gebe zudem weitere Aussagen, wonach der 24-Jährige davon gesprochen haben soll, die Tat sei "sein persönlicher Beitrag zum Dschihad". In der Obdachlosenunterkunft habe man "einiges an Material gefunden, was auf islamistisches Propagandamaterial hindeutet".

Der Terrorexperte des Londoner King's College, der Würzburger Peter Neumann, glaubt nicht, dass der Täter zur Islamistenszene gehört. Der Somalier habe sich - wie der Täter bei der Messerattacke 2017 in Hamburg - vermutlich "nur an die islamistische Ideologie drangehängt", sagte er der "Main-Post" (Montag). Beide hatten wohl psychische Probleme, dies schließe aber eine islamistische Motivation nicht aus. Bislang habe allerdings keine Terrororganisation die Tat für sich reklamiert.

Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, verurteilte am Montag in Berlin im Namen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die "fürchterlichen, niederträchtigen Morde" von Würzburg. Es sei "eine Tat von nicht zu begreifender Brutalität und Bösartigkeit". Die Anteilnahme gelte den Opfern, den Angehörigen und den Augenzeugen. Die Kanzlerin sei dankbar für den Mut der Menschen auf der Straße, die sich dem Täter entgegengestellt und so womöglich weitere Morde verhindert hätten.

Zu einem möglichen Tatmotiv sagte Seibert, dieses herauszufinden, sei Aufgabe der Ermittler. Es gebe sowohl Hinweise auf islamistische Hass-Propaganda in der Wohnung des Mannes als auch auf psychische Probleme. Seibert warnte aber davor, von einem Täter auf andere Menschen derselben Ethnie, derselben Herkunft oder derselben Religion zu schließen. Er habe die Gewissheit, dass es "keine Religion gibt, die eine solche blindwütige hasserfüllte Tat in irgendeiner Weise rechtfertigt".

Laut Innenminister Herrmann hätten die bisherigen Auffälligkeiten des Würzburger Täters nicht für eine Abschiebung gereicht. Die rechtlichen Hürden für eine Abschiebung von Menschen mit einem subsidiären Schutz seien hoch. Wenn anerkannte Asylbewerber Straftaten begingen, müsse "in einem nicht ganz einfachen Verfahren" geprüft werden, inwieweit der Schutz aufgehoben werden kann, so Herrmann. Zunächst einmal würde auch eine Verurteilung "nichts an dem Asylschutz ändern".

Bei der Messerattacke am Freitag wurden drei Frauen im Alter von 82, 49 und 24 Jahren getötet. Der Täter sitzt wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes sowie gefährlicher Körperverletzung derzeit in Untersuchungshaft.

 

Trauer und offene Fragen nach Messerattacke in Würzburg

Sonntag, 27. Juni 2021. Trauer, Appelle zum Zusammenhalt und noch viele offene Fragen: Nach der Messerattacke von Würzburg, bei der drei Frauen ums Leben gekommen sind, sitzt der Täter in Untersuchungshaft. Was den 24 Jahre alten Somalier zu den Morden antrieb, blieb am Wochenende indes weitgehend unklar. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einer "entsetzlichen Gewalttat". Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) warnte angesichts der Herkunft des Täters vor Pauschalurteilen.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte am Sonntagnachmittag bei einer ökumenischen Trauerfeier im Kiliansdom, die Nachricht von den Morden habe "die Angehörigen, die ganze Stadt und alle ins Herz" getroffen. Er warnte davor, diese "hasserfüllte Tat" mit Hass oder Rache zu beantworten. Klischees und Vorverurteilungen würden den Opfern und Angehörigen nicht helfen, sondern nur noch weitere Wunden reißen. Der Täter habe zwar einen Migrationshintergrund, aber es hätten eben "auch Bürger mit Migrationshintergrund geholfen", den Täter aufzuhalten: "Gut und Böse sind keine Frage von Religion oder Nationalität, sondern sie sind häufig nicht zu erklären."

Wie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Samstag in Würzburg vor Journalisten sagte, sehen die Ermittler den Mann als Einzeltäter. Noch sei nicht bekannt, welche Bedeutung die Psyche des Mannes hatte und ob es ein islamistisches Motiv gab.

Die Tatwaffe hatte er am Freitagnachmittag in einem Kaufhaus an sich genommen und dort zunächst eine Verkäuferin sowie zwei weitere Frauen erstochen. Im Anschluss attackierte er weitere Menschen in der Innenstadt. Drei Frauen, ein elf Jahre altes Mädchen und ein 16 Jahre alter Jugendlicher wurden schwer, eine weitere Frau und ein Mann leicht verletzt. Gegen den Festgenommenen wurde am Samstag Haftbefehl unter anderem wegen dreifachen Mordes erlassen. Laut Zeugenaussagen soll er während der Tat "Allahu Akbar" ("Gott ist am größten") gerufen haben.

Der Mann sei in der jüngsten Vergangenheit bereits wegen eines Angriffs auf Mitbewohner aufgefallen und vorübergehend in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen worden, sagte der Bamberger Generalstaatsanwalt Wolfgang Gründler. Der Somalier lebe seit 2015 in Deutschland, genieße subsidiären Schutz im Rahmen eines Asylverfahrens und halte sich somit legal im Land auf.

Bundespräsident Steinmeier sagte am Samstag in Berlin, der Täter habe äußerst brutal gehandelt. Dafür werde er durch den Rechtsstaat zur Verantwortung gezogen. "Ich bin in Gedanken bei denen, die ihre Nächsten verloren haben", sagte er.

Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, schrieb bei Twitter, die Ermittlungen würden ergeben, was den Täter antrieb. "Sicher ist: Seine entsetzliche Tat richtet sich gegen jede Menschlichkeit und jede Religion", fügt er hinzu.

Oberbürgermeister Schuchardt warnte in einem offenen Brief davor, die ausländische Bevölkerung nach der Messerattacke nun unter Generalverdacht zu stellen. Die Verbrechen Einzelner seien niemals auf Bevölkerungsgruppen, Religionen oder Staatsangehörigkeiten zurückzuführen. "Auch wir Deutsche wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nicht pauschal verurteilt. Genauso wenig gilt dies jetzt für Somalier oder generell Geflüchtete. Dieses Schubladendenken muss ein Ende haben", forderte der CDU-Politiker.

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sagte, sie hoffe, "dass ganz unabhängig vom genauen Motiv des Angreifers alles getan wird, um solche Exzesse in Zukunft so weit wie möglich zu verhindern". Der öffentliche Raum müsse ein sicherer Raum bleiben.

Thorsten Frei (CDU), stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag, warnte vor voreiligen Schlüssen. "Es ist noch zu früh, um politische oder rechtliche Schlussfolgerungen aus dem Fall zu ziehen", sagte der der Tageszeitung "Welt" (Montag). Zu viele Umstände seien bislang noch unklar, gerade auch hinsichtlich des Motivs.

 

Bluttat in Würzburg - Gottesdienst am Sonntag

Samstag, 26. Juni 2021. Die Bestürzung ist groß: Nach dem Axtangriff vor fast genau fünf Jahren ist Würzburg erneut Schauplatz einer schrecklichen Bluttat geworden. Wie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vor Journalisten sagte, gehen die Ermittler von einem Einzeltäter aus, der am Freitag drei Frauen getötet und weitere Menschen in der Würzburger Innenstadt teils schwer verletzt hat. Noch sei nicht bekannt, welche Bedeutung die Psyche des Täters hatte und ob es ein islamistisches Motiv gab.

Am Freitagnachmittag hatte ein Mann wahllos Passanten mit einem Messer angegriffen. Die Tatwaffe hatte sich der Mann in einem Kaufhaus besorgt und dort zunächst eine Verkäuferin sowie zwei weitere Frauen erstochen, wie der unterfränkische Polizeipräsident Gerhard Kallert am Samstag mitteilte. Gegen den festgenommenen Tatverdächtigen wurde Haftbefehl erlassen. Laut Zeugenangaben soll der 24-jährige Somalier während der Tat "Allahu Akbar" gerufen haben.

Der Mann sei in der jüngsten Vergangenheit unter anderem wegen eines Angriffs auf Mitbewohner aufgefallen, sagte der Bamberger Generalstaatsanwalt Wolfgang Gründler, und vorübergehend in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen worden. Der Somalier lebe seit 2015 in Deutschland, genieße subsidiären Schutz im Rahmen eines Asylverfahrens und halte sich somit legal im Land auf.

Die Bluttat stieß deutschlandweit auf Entsetzen: Der bayerische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), der Angriff komme zu einer Zeit, in der viele aufgeatmet hätten und das Leben wieder neu genießen wollten, weil der Höhepunkt der Corona-Pandemie überwunden scheint. "Umso mehr trifft uns ein Verbrechen, das uns mitten in dieses Aufatmen hinein unsere Verletzlichkeit vor Augen führt."

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete die Tat als "unfassbar und schockierend". Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erschüttert. Der Täter habe äußerst brutal gehandelt. Dafür werde er durch den Rechtsstaat zur Verantwortung gezogen. "Ich bin in Gedanken bei denen, die ihre Nächsten verloren haben."

Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, schrieb am Samstag bei Twitter, die Ermittlungen würden ergeben, was den Täter antrieb. "Sicher ist: Seine entsetzliche Tat richtet sich gegen jede Menschlichkeit und jede Religion."

Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CSU) warnte indes davor, die ausländische Bevölkerung nach der Messerattacke nun unter Generalverdacht zu stellen. Nur weil der Täter aus Somalia stamme, dürfe es keine Pauschalverurteilungen geben. Der Friede in der Stadtgesellschaft müsse bewahrt werden, mahnte Schuchardt.

Am Sonntagnachmittag soll um 15.30 Uhr eine ökumenische Gedenkfeier im Würzburger Kiliansdom stattfinden. Teilnehmen werden unter anderem der katholische Würzburger Bischof Franz Jung sowie die evangelische Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski, der in Würzburg ansässige Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sowie Vertreter der muslimischen Gemeinden in der Stadt. Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wird laut Bistumsangaben erwartet.