Drei Anschläge, drei Täter, drei verschiedene Hintergründe – aber ein Muster. In Magdeburg, München und Mannheim sind in den vergangenen Wochen Männer mit einem Auto in eine Menschenmenge gerast und haben wahllos getötet.

Die Täter: Ein saudischstämmiger Islamhasser, ein Afghane mit möglicher islamistischer Motivation, ein Deutscher mit rechtsextremer Vergangenheit. Unterschiedlicher könnten sie kaum sein, und doch sind ihre Taten nahezu identisch. 

Was sie eint: Es sind Männer. Alle litten offenbar an psychischen Problemen. Und alle haben ein Muster übernommen, das sich in der Vergangenheit bereits bewährt hat – wenn man in den Kategorien einer brutalen Aufmerksamkeitsökonomie denkt.

Denn dass solche Anschläge zur Nachahmung einladen, ist kein Geheimnis. Schon Amokläufe an Schulen liefen nach einem erschreckend ähnlichen Schema ab. Die Täter fanden sich in einer Spirale aus persönlicher Krise, medialem Hype um vorherige Fälle und dem Bedürfnis, durch Gewalt eine Spur zu hinterlassen.

Die falschen Antworten der Politik

Statt das endlich zu erkennen, ziehen führende Politiker*innen jedoch lieber reflexhafte Konsequenzen: Grenzen dicht, kriminelle Ausländer abschieben. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz und viele andere setzen auf ein altbewährtes Ablenkungsmanöver: Verschärfungen bei der Migrationspolitik, die suggerieren sollen, dass sich das Problem damit lösen ließe.

Aber wie bitte hätte eine strengere Migrationspolitik den rechtsextremen Täter von Mannheim gestoppt? Oder den Islamhasser von Magdeburg, der bereits seit 20 Jahren in Deutschland lebte? Die einfache Antwort: Gar nicht.

Das eigentliche Problem wird übersehen, weil es komplexer ist und sich nicht einfach einer als fremd wahrgenommenen Gruppe in die Schuhe schieben lässt. Die Art und Weise, wie über diese Taten berichtet wird, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sensationslust, Live-Berichterstattung, stundenlange Sondersendungen, dramatische Rekonstruktionen – all das verleiht den Tätern genau die Aufmerksamkeit, nach der sie sich sehnen.

Wer ohnehin in einer psychischen Ausnahmesituation steckt, für den kann die Vorstellung, in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu rücken, ein entscheidender Faktor sein. Wir Medien tragen Verantwortung, ob wir es wollen oder nicht. Ein Umdenken wäre längst überfällig.

Gibt es eine gezielte Destabilisierung?

Natürlich muss man auch die Frage stellen: Warum gerade jetzt? Drei Anschläge nach exakt demselben Muster, kurz vor der Bildung einer neuen Bundesregierung. Einige Expert*innen weisen darauf hin, dass ausländische Geheimdienste ein Interesse daran haben, Deutschland zu destabilisieren – zumal deutsche Sicherheitsbehörden Hinweise darauf haben, dass russische Agenten in Afghanistan für Anschläge der Taliban bezahlt haben sollen.

Für einen Zusammenhang mit der Bundestagswahl oder eine direkte russische Intervention bei den jüngsten Anschlägen in Deutschland gibt es hingegen keine Belege. Bisher deutet nichts darauf hin, dass Russland konkret die Anschläge geplant und unterstützt hat, etwa durch direkte Finanzierung der Attentäter.

Das eigentliche Problem bleibt ungelöst

Bleiben wir bei dem, was wir sicher wissen: Die Täter waren keine politischen Soldaten – sie waren Männer in psychischen Krisen. Doch dass sich ihre Taten derart ähneln, zeigt, dass hier nicht nur Einzeltäter agierten, sondern ein Muster existiert, das gesellschaftlich mitbefeuert wird. Wer sich nun hinter einfachen Parolen verschanzt, will das eigentliche Problem gar nicht lösen. Und genau das ist die eigentliche Gefahr.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden

Florian Meier am Mi, 05.03.2025 - 08:36 Link

Sorry, aber eine Statistik basierend auf der Stichprobe 3 ist ziemlich windig und das Problem unter Männerkrise zusammen zu fassen ist genauso unterkomplex wie es unter Ausländer, Rechts oder Autos zu subsumieren. Bekanntlich gab es auch schon weibliche Selbstmordattenteusen und SchulshooterInnen, wenngleich sie klar in der Minderheit sind und die Mehrheit kriselnder Männer geht angeln oder Kartenspielen und fährt keine Kinder tot - zum Glück. Das Männer heute in der Krise sind ist wohl eine Binse auf die sich von Björn Höcke bis Hillary Clinton viele verständigen könnten. Das erklärt aber nichts, entschuldigt nichts und führt vor allem nicht aus der Krise hinaus und es lässt auch andere Krisen nicht verschwinden oder macht Islamismus, Faschismus oder Linksextremismus sympathischer. Ich finde eh diese Psychologisierung etwas schwierig: In jedem MörderIn ist etwas kaputt gegangen sonst würden sie nicht morden und wir alle haben zugleich ein gewisses Potential dafür. Bei der gerichtlichen Bewertung der Tat ist die Schuldfähigkeit der Täter relevant und ihre sorgfältige Betrachtung ein zivilisatorischen Fortschritt, aber sie schützt niemand vor der Tat, sie tröstet nur bedingt und sie bringt die Toten nicht zurück.