Ist unser Leben vorherbestimmt? Läuft das, was uns widerfährt nach ehernen Gesetzen ab? Oder gibt es echte Entscheidungsfreiheit? Es ist unbestreitbar, dass es viele Faktoren gibt, die uns prägen, bevor wir eigene Entscheidungen treffen können. Unser genetisches Erbgut, die Dynamik unseres Familiensystems, unsere Erziehung. Es gehört zu den schwierigsten Lebensaufgaben, trotz allem ein "eigener Mensch" zu werden.

Die Astrologie sagt: Über das Genannte hinaus bestimmen uns kosmische Gesetze. Das, was auf der Erde geschieht, steht in Entsprechung zu den Bewegungen und Konstellationen von Sonne, Mond und Planeten. Von größter Bedeutung ist dabei das Geburtshoroskop: der Stand der Hauptgestirne in der Minute meiner Geburt, der Stand der Sonne in diesem Augenblick entscheidet darüber, in welchem der zwölf Sternzeichen ich geboren wurde.

Ebenso wichtig ist der "Aszendent", jenes Sternzeichen am Himmel, das gerade dann am östlichen Horizont "aufgeht", wenn ich zur Welt komme. Er markiert auch das erste von zwölf "Häusern". Entscheidend ist, welche Planeten sich zur Zeit der Geburt in jedem dieser Häuser befinden. Außerdem spielen die Beziehungen zwischen Sternzeichen, Aszendent und Häusern und zwischen den Planeten bei der Deutung des Horoskops eine wichtige Rolle.

Heutige Astrologie ist vor allem Charakterseelenkunde

Die moderne Astrologie basiert auf einer uralte Weisheitslehre, die von den Babyloniern entwickelt wurde. Benutzte man früher die Astrologie hauptsächlich zur Voraussage der Zukunft, ist die seriöse Astrologie heute vor allem eine Charakterseelenkunde. Wulfing von Rohr, ein bekannter Astrologe, schreibt:

"Im Horoskop steht nicht, wann ein Mensch stirbt, ob er berühmt wird oder unheilbar krank wird. Ein Horoskop ist kein Ersatz für persönliches Denken, Fühlen und Erleben, für eigenverantwortlichen Entscheidungen, und auch nicht für Gebet und Meditation. Ein Horoskop weist auf in der Persönlichkeit angelegte Möglichkeiten hin und auf kosmische Zeitzyklen, in deren Rahmen sie sich entfalten können."

Im Christentum ist Astrologie umstritten

Unter Christen war die Astrologie meist umstritten. Luther lehnte sie ab; sein Mitstreiter Melanchthon dagegen war ein begeisterter Anhänger. Was sagt die Bibel? Im Ersten (Alten) Testament finden sich mehrere kritische Bemerkungen zur Sterndeuterei. Sonne, Mond und Sterne, die von den Babyloniern als Götter verehrt werden, nennt die Schöpfungsgeschichte, die im babylonischen Exil verfasst wurde, ziemlich despektierlich "Lampen". In der Josephs- und Danielsgeschichte sind die königlichen Hofastrologen unfähig, die königlichen Träume zu deuten, während Joseph und Daniel allein aufgrund ihrer Gottesbeziehung zu treffsicheren Interpretationen fähig sind. 3. Mose 19 wird vor der Befragung von "Zeichendeutern" gewarnt.

Die Sachlage scheint klar zu sein. Aber dann steht da plötzlich im Matthäusevangelium, Kapitel 2, die Geschichte von den "Magiern" aus dem Osten, die aufgrund einer astrologischen Konstellation aufgebrochen sind, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen. Wir wissen heute, dass es damals eine dreimalige "Konjunktion" von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische gab. Saturn galt den Babyloniern unter anderem als Planet Israels, Jupiter als Königsstern und das Sternbild der Fische bezeichnete das Weltende. Das Himmelsereignis bedeutete folglich: In Israel wird der König der Endzeit geboren.

Mit dieser Information kommen die Magier zu König Herodes. Dort erfahren sie von der alttestamentlichen Weissagung, die Bethlehem als Geburtsort des Messias vorhersieht. Nachdem sie Jesus gefunden haben, erscheint ihnen ein Engel Gottes im Traum und sendet sie auf einem anderen Weg nach Hause, weil Herodes dem Kind nach dem Leben trachtet. Ganz unbefangen geht dieser Text davon aus, dass die Geburt Christi tatsächlich "in den Sternen" stand. Hirten und Magier waren die ersten, die ihn anbeteten.

Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen

Wenn Gott die Sterne benutzt hat, um die Weisen zu Jesus zu führen, kann die Astrologie nicht völliger Humbug sein. Könnte es tatsächlich geheimnisvolle Zusammenhänge zwischen "oben" und "unten" geben, von denen das alte Weisheitswissen der Astrologie etwas weiß? Dann wäre es auf jeden Fall wichtig, dass Christen nicht von Vorneherein diejenigen verteufeln, die auf diesem Wege nach Erhellung der Weltzusammenhänge suchen.

Ob ein Christ einen Astrologen oder eine Astrologin konsultieren kann, um sich beraten zu lassen, muss der/die Einzelne mit dem eigenen Gewissen ausmachen. Deutlich warnt die Bibel vor jeder Form von Vorhersage. Unsere Zukunft liegt in Gottes Hand und geht uns gewissermaßen nichts an.

Die Geschichte von den Magiern deutet auch darauf hin, dass die Astrologie sie nur bis einen bestimmten wichtigen Punkt geführt hat. Nach der Begegnung mit dem Göttlichen gehen sie auf einem "anderen Weg" heim - gelenkt von Gottes Engeln.

Wer in Christus ist, hat die alten Gesetze überwunden

Folgende Geschichte soll so oder ähnlich wirklich passiert sein: Ein Astrologe und ein Pfarrer, der die Astrologie ablehnte, sollen sich in einem Kriegsgefangenenlager begegnet sein. Der Astrologe erbot sich, ein Horoskop des Pfarrers anzufertigen, damit dieser im Rückblick sagen könnte, ob da was "dran" ist. Zur Verblüffung des Pfarrers stimmten die Deutungen des Astrologen für die ersten 18 Lebensjahre bis ins Detail. Dann aber wurde alles falsch. Der Astrologe fragte: "Gab es in deinem 18. Lebenjahr ein besonderes Ereignis?" Und der Pfarrer sagte; "Ja, damals habe ich zu einer persönlichen Glaubensbeziehung zu Christus gefunden!"

Die Begegnung mit dem lebendigen Christus ist immer auch dadurch gekennzeichnet, dass Zwänge und Verstrickungen gelöst werden. Deswegen warnt das Neue Testament davor, sich von kosmischen Gesetzen allzusehr faszinieren zu lassen. Der Kolosserbrief nennt sie einen "Schatten von dem, was kommen sollte: die Wirklichkeit in Christus erschienen" (Kol. 2,17). Der indische Meditationslehrer Rajinder Singh sagt, die Astrologie wirke "nur auf jene, die unter dem Einfluss der Sterne stehen, für jene indes, die unter der Obhut von Meistern sind, die den gestirnten Himmel bereits durchschritten haben, erweisen sich die Voraussagen als nicht zutreffend."

Wieviel mehr gilt das für diejenigen, die unter der Obhut von Christus stehen, der der Meister aller Meister ist und von dem es heißt: "Der herabgefahren ist, ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel, um das All zu erfüllen" (Epheser 4,10). Wer in Christus ist, steht letztlich nicht mehr unter den alten Gesetzen - und zu diesen gehört auch die Macht der Gestirne.