Das Online-Format Crime Time setzt sich mit Texten aus dem Alten Testament auseinander. Das Besondere ist, dass es einen interreligiösen Ansatz verfolgt und sich zudem auf den weiblichen Blickwinkel fokussiert.
Andrea König vom Forum Frauen der ELKB und Rabbinerin Antje Yael Deusel haben Crime Time ins Leben gerufen.
"In der Bibel gibt es viele Krimisituationen und Geschichten, die Fragen aufwerfen. Man kann sich einfach mal zur Spurensuche aufmachen",
sagt Andrea König. Die Idee kam im ersten Corona Herbst 2020. Das Format kam so gut an, dass es im Oktober in die zweite Staffel geht. Deusel sagt, es sei wichtig, die Stimme der Frauen zu hören, da "die Auslegungen früherer Zeiten zum allergrößten Teil männliche Verfasser haben."
Interreligiöser Dialog in Form von Begegnungen
Interreligiöser Dialog passiere häufig in institutioneller Form, in Gremien oder Netzwerken, die sehr geschlossen seien, sagt König. Crime Time möchte diesen Dialog an die Basis bringen und sich theologisch, auf Augenhöhe mit den Texten auseinandersetzen.
Für Deusel liegt der jüdischen Sichtweise auf die Bibeltexte eine andere Betrachtungsweise zugrunde. Das liege auch daran, dass die Texte im hebräischen oft mehrere Bedeutungsebenen haben könnten. Auch der jüdische Hintergrund könne dazu beitragen, dass der Text anders rezipiert wird:
"Nehmen wir zum Beispiel die Geschichte von Tamar, der Schwiegertochter von Jehuda, deren Verhalten wohl erst so richtig verständlich wird, wenn man um die Problematik einer Aguna weiß, einer Frau, die als Ehefrau gilt und doch keine mehr ist: Hier erzwingt eine mutige Frau auf ungewöhnliche Weise unter Einsatz ihres Lebens ihr Recht."
Auch persönlich hat der interteligiöse Dialog Antje Yael Deusel viel Positives:
"Dialog erweitert das Verständnis für unser Gegenüber, ohne das eigene Verständnis aufzugeben – ja, der Dialog kann sogar gerade dazu beitragen, sich jeweils des eigenen Verständnisses - im positiven Sinn - bewusster zu werden und es dadurch zu stärken."
Online als Vorteil
König sieht das Online-Format als einen großen Vorteil. Bei Crime Time sei keine Zeit für eine Vorstellungsrunde. Es gibt einen Impuls und dann geht es auch schon los.
"Das empfinde ich als sehr erfrischend und auch ganz anders als tatsächlich Begegnungen, die auch schön sind. Aber online haben sie eine besondere Kürze, die eine ganz eigene Art des Miteinanders über Orte hinweg schnell und einfach ermöglicht. Hier kommen Frauen zusammen, die sich sonst nicht begegnen würden.."