Durststrecke – viel Bangen und viele kleine Hoffnungen

Wie lange denn noch? Bis vor einigen Monaten kannte ich diese quengelnde Frage vor allem von Kindern auf dem Rücksitz im Auto. Jetzt, in diesen Zeiten, höre ich die Frage von vielen Menschen um mich herum. Manchmal sehe ich ihnen die Frage an, an müden Augenringen. Und ich höre die Frage auch in mir drin. Wie lange denn noch?

Puh, was für eine Durststrecke, oder? Dass sich diese Corona-Zeit so lange hinziehen würde... Ja, irgendwie bis nach Ostern. Okay, bis zum Sommer… Mit jeder Woche ist deutlicher geworden: Auch wenn es jetzt Lockerungen gibt, das Ganze dauert vermutlich alles viel länger und niemand kann sich auf ein "Dann ist alles vorbei"-Datum festlegen. Was trägt mich dann durch diese Zeit? Wie halte ich das durch?

Natürlich: Da sind die kleinen Hoffnungen. Sie bestimmen gerade unseren Alltag. Von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Statistik zu Statistik. Hoffentlich dürfen wenigstens die Kinder bald wieder normal in den Kindergarten und die Schule. Bei vielen Eltern steht das weit oben auf der Hoffnungsliste, für sich selbst und erst recht für die Kinder. Hoffentlich halten die alten Verwandten durch im Seniorenheim, ohne richtigen Besuch. Ein Herzenswunsch so vieler Angehöriger. Hoffentlich bleiben die Zahlen unten. Hoffentlich findet die Abifeier statt. Eine befreundete Geigerin hofft, dass sie endlich wieder auftreten darf – gegen Gage. Hoffnungen von Woche zu Woche, von Lockerung zu Lockerung. Nur… und oft werden sie auch enttäuscht.

Was trägt dann? Welche Hoffnung hält mich über Wasser, wenn die kleinen untergehen? Irgendwie muss ich durchhalten.

Hoffnung nährt sich von Geschichten, hab ich mal gelernt. Also nicht von logischen Erklärungen oder philosophischen Theorien. Sondern von dem, was wir erzählen können. Geschichten, die selbst von Hoffnung handeln und sie so auch in anderen wecken. Um eine davon soll es darum heute gehen. Auch wenn das Wort selbst übrigens gar nicht in ihr vorkommt – für mich ist sie trotzdem durch und durch eine Hoffnungsgeschichte. Voll Bangen und Hoffen, und sie nimmt uns mit auf die Suche danach, was uns durchhalten lässt.

Wasser bis zum Hals – Boden unter den Füßen

"Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten; er wandelte mit Gott."

So geht sie los, diese Hoffnungsgeschichte. Viele erinnern sie vor allem als Geschichte, die Kinder lieben mit all den Tieren und dem Schiff. Aber jetzt spricht sie auch zu mir in diesem Durststreckengefühl.

Und sie geht so: Noah sieht eine Katastrophe auf sich und die ganze Welt zukommen, denn Gott hat ihm die Flut angekündigt: Ein Neuanfang mit der wildgewordenen Schöpfung und den missratenen Menschen sei nötig. "Bau ein Schiff" hat ihm Gott befohlen und den Plan gegeben: Genaue Maße für den Kasten von Tannenholz, Kammern darin mit Pech versiegelt innen und außen, ein Fenster, eine Tür, drei Stockwerke.

Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot. (Gen 6,22)

Dann kommt er, der Regen, 40 Tage und Nächte am Stück, auf der ganzen Welt. Die Sintflut.

…und die Wasser wuchsen und hoben die Arche auf und trugen sie empor über die Erde. (Gen 7,17)

Unsere Sintflut heißt Corona. Wobei – um das gleich klarzustellen: Ich glaube nicht, dass Gott Viren als erzieherische Maßnahme einsetzt, so wie die Bibel die Flut erklärt. Aber dieses Archen-Gefühl, das gibt es auch jetzt weltweit bei vielen Menschen und auch bei uns. Wir haben die Katastrophe vor uns aufziehen sehen wie die dunklen Regenwolken. Und nun sind wir seit Wochen wie in einer anderen Welt, die wir vorher nicht kannten, viele Wochen auch so isoliert. Alles um uns herum ist ins Wanken geraten.

Vieles aus dem alten Leben scheint weggespült. Jetzt gibt es erste Öffnungen, aber wie viele Wünsche sind zerplatzt. Manches ist schon untergegangen und es ist lang nicht alles wieder beim Alten. Viele bangen weiterhin um ihre Gesundheit oder Existenz. Seit kurzem müssen wir uns auch noch sorgen, dass Verschwörungstheorien und politische Gruppierungen den Zusammenhalt und den Mut zerstören wollen. Der feste Boden. Wo ist er noch gleich?

Für Noah, seine Familie und die Tiere ist das die Arche. Sie gibt ihnen Schutz, Boden unter den Füßen und Geborgenheit mitten in diesem Unheil. Und damit ist sie mehr. Ein Versprechen, dass Gott sie durch diese Not hindurch leiten und begleiten wird. Sie ist der Grund für ihre Hoffnung. Seitdem Corona unser Leben auf die wogenden Wellen gesetzt hat, suchen wir nach dem, was uns trägt wie die Arche. Und das auch dann, wenn wieder mehr Einschränkungen kommen sollten.

Das Zuhause oder die Familie kann so einen Halt sein. Etwas, das bleibt von "vorher". Die Natur, die ihren Frühling nicht absagen musste: Vogelzwitschern als Fels in Brandung. Alte Freunde am Telefon. Oder gerade in den ersten Wochen Fernsehgottesdienste oder diese Morgenfeiern im Radio – ein Stück gewohnter Sonntag. Der Kirchenraum übrigens ist in Corona-Zeiten auch als so ein Hoffnungsort beliebt – der riecht so gut nach vielen Jahrhunderten Leben. Und er sagt ohne Worte das gleiche wie Senioren aus meiner Gemeinde: Wir haben schon ganz anderes überlebt. Es trägt der Blick zurück in die Geschichte hinein. Erfahrungen von überstandenen Krisen sind wie ein Hoffnungstrittbrett für die Füße, die nach Halt suchen.

Hoff, o du arme Seele,

hoff und sei unverzagt!

Gott wird dich aus der Höhle,

da dich der Kummer plagt,

mit großen Gnaden rücken;

erwarte nur die Zeit,

so wirst du schon erblicken

die Sonn der schönsten Freud.

Ankern in der Zukunft

Hoffnung kommt von Hüpfen. Klingt lustig, ist aber wahr. Das Wort Hoffnung hat seinen Ursprung in Hopen, also Hopsen, Hüpfen. So wie Kinder eben hüpfen, wenn ihre Hoffnung im Herzen untrennbar verbunden ist mit der Freude auf das, was sie erwarten.

Darum reicht es auf Dauer für eine lebendige Hoffnung auch nicht aus, in der Trauer um das, was untergeht, nur auf Altbewährtes oder alte Geschichten zurückzugreifen und sich im Zuhause einzuigeln: Das gibt der Hoffnung ihren Grund und Halt, aber sie braucht auch eine Richtung, ein Ziel, auf das sich hinhopsen, hinhoffen lässt. So eine Art Anker in der Zukunft.

Noah hat die Arche unter den Füßen, aber er hat auch nach vorn geblickt: Es wird Zukunft geben, irgendeine Form von Rettung. Gott selbst hat ihm beim Auftrag, die Arche zu bauen, einen "Bund" versprochen. Aber was würde das sein? Vermutlich wären Noah und seiner Familie konkrete Daten für die Rückkehr ins alte Leben lieber. Dazu einen genauso detaillierten Plan wie bei der Arche für die Zeit nach der Sintflut. Beides bekommen sie nicht.

Ich bin mir nicht sicher, ob sich Noah wirklich vorstellen kann, was dieses Bundesversprechen bedeutet.  Klar ist aber: Dass ein Gott sich so auf Augenhöhe mit Menschen begeben, sich so mit den Menschen verbinden würde, das wäre etwas ganz Neues. Anders als alles, was Noah von allen anderen Göttern weiß. Mit dieser Verheißung hat Noah etwas Größeres vor sich. Daran kann sich seine Hoffnung festmachen. Das zieht ihn förmlich nach vorn.

Nach vierzig Tagen tat Noah an der Arche das Fenster auf, das er gemacht hatte, und ließ einen Raben ausfliegen; der flog immer hin und her, bis die Wasser vertrockneten auf Erden. Danach ließ er eine Taube ausfliegen, um zu erfahren, ob die Wasser sich verlaufen hätten auf Erden. Da aber die Taube nichts fand, wo ihr Fuß ruhen konnte, kam sie wieder zu ihm in die Arche; denn noch war Wasser auf dem ganzen Erdboden. Da tat er die Hand heraus und nahm sie zu sich in die Arche. Da harrte er noch weitere sieben Tage und ließ abermals die Taube fliegen aus der Arche. Sie kam zu ihm um die Abendzeit, und siehe, sie hatte ein frisches Ölblatt in ihrem Schnabel. Da merkte Noah, dass die Wasser sich verlaufen hatten auf Erden. Aber er harrte noch weitere sieben Tage und ließ die Taube ausfliegen; sie kam nicht wieder zu ihm. Im sechshundertsten Jahr Noahs am ersten Tage des ersten Monats waren die Wasser vertrocknet auf Erden. Da tat Noah das Dach von der Arche und sah, dass der Erdboden trocken war. Und am siebenundzwanzigsten Tage des zweiten Monats war die Erde ganz trocken.

Es würde kein Zurück zum Alltag sein und sie würden auch nicht im Paradies landen. Das müssen Noah und die anderen auch schon auf der Arche geahnt haben. Trotzdem hat Noah die Vögel losgeschickt, erst einen Raben und dann die Taube, die zum Hoffnungssymbol bis heute geworden ist. Das Wasser versiegt langsam.

Endlich wieder Land. Wie erleichternd für die Reisenden auf der Arche. Es geht weiter. Es gibt eine Zukunft nach der Flut. Nein, die Wunschliste ist damit nicht erfüllt. Einfach wieder normal wie früher zu leben? Nie wieder eine Krise? So geht die Geschichte nicht aus. Noahs Geschichte nicht, und unsere wohl auch nicht. Aber mit jedem Stück trocknenden Land hat seine große Hoffnung ein Stück Gestalt bekommen. In einem von Hilde Domins Gedichten klingt diese Erfahrung mit dem Hoffen so:

Wir werden eingetaucht
und mit den Wassern der Sintflut gewaschen
Wir werden durchnässt
bis auf die Herzhaut

Der Wunsch nach der Landschaft
diesseits der Tränengrenze
taugt nicht
der Wunsch den Blütenfrühling zu halten
der Wunsch verschont zu bleiben
taugt nicht

Es taugt die Bitte
dass bei Sonnenaufgang die Taube
den Zweig vom Ölbaum bringe
dass die Frucht so bunt wie die Blume sei
dass noch die Blätter der Rose am Boden
eine leuchtende Krone bilden 

und dass wir aus der Flut
dass wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst
entlassen werden.[1]

Es taugt die tiefe Hoffnung, die sich von den enttäuschten Wünschen nicht einschüchtern lässt. Hilde Domin kannte beides: enttäuschte Lebenswünsche und eine viel größere Hoffnung: Als Jüdin vor den Nationalsozialisten ins Exil geflohen, ist sie nach Kriegsende nach Deutschland zurückgekehrt. Hier wollte sie leben und schreiben. Trotz allem oder gerade in allem, was sie erlebt hat. "Immer versehrter und heiler werden", darauf richtet sich Hilde Domins Hoffnung.

Immer versehrter, immer heiler – für mich als Christin ist das ein Bild dafür, was Gott mit dieser Welt und ihren Menschen vorhat. In der Kirche erzählen wir ja oft davon: vom Reich Gottes, vom Neuen Himmel und der Neuen Erde, von der Ewigkeit. Wie Noah vielleicht nicht genau weiß, was ein Bund bedeuten würde, so geht es mir auch mit diesen Verheißungen. Es gibt keinen detaillierten Bauplan für dieses Reich Gottes am Ende aller Zeiten. Aber aus den vielen Worten und Bildern, aus der Bibel, aus dem, was wir und die Menschen vor uns im Glauben erfahren haben, ahne ich: Das wird so gut – so friedlich, so gerecht, so froh und voller Sinn, dass ich meine Hoffnung daran hängen möchte.

Hoffnungsfroh leben im Hier und Jetzt – Tauben losschicken

So steh ich jetzt in dieser seltsamen Zeit – und meine Hoffnung ist aufgespannt zwischen den beiden Ankern: Zwischen Rückblick und Ausblick, zwischen dem, warum und worauf ich hoffe, zwischen dem, was mich trägt und dem, was mich in die Zukunft zieht. Was mach ich nun im Dazwischen?

In der Noah-Geschichte hören wir davon, dass Noah die Vögel losschickt, erst erfolglos den Raben, dann am Ende erfolgreich die Taube.

Nichts hören wir von den ersten vierzig Tagen. Was haben sie gemacht? Worüber haben sie gesprochen? Wenn überhaupt. Noah bleibt komplett wortkarg, und ich höre seine Frau förmlich: "Jetzt sag du doch auch mal was dazu!". Und die anderen? Allein die Vorstellung von drei Schwiegertöchtern, Schwiegermutter und 3 Söhnen an Bord setzt die Phantasie in Gang. Dazu dieser halbe Zoo. Was sagen sie? Endlich mal Zeit zum Ausschlafen oder für neue Morgenroutinen.

Hat schon wieder jemand das Desinfektionsmittel gegen all diesen Tierdreck aufgebraucht. Einer der Söhne ist vielleicht der Rechthaber, der nach Erklärungen und Schuldigen sucht und der ohnehin alles für fakenews des göttlichen Establishments hält…, solang bis ihm eine fette eiskalte Welle selbst über die Füße schwappt und er jammernd um Hilfe bettelt. Und ganz bestimmt sehnt sich jemand nach einem Frisörtermin.

Ja, ich kann nicht anders: Mit unseren Erfahrungen im Gepäck entdecke ich schnell humorvolle Seiten der Geschichte. So ist es jetzt bei uns ja auch: In allem, was einen verzweifeln lässt, gibt es Lustiges, Tragikomisches. Ich spüre: Es hilft mir zu lachen in diesen Zeiten. Also nicht höhnisches oder zynisches Lachen über Opfer oder Verlierer der Krise. Sondern schmunzelnd den Kopf zu schütteln über die Absurditäten und das Komische, das in den Ritzen dieses Unglücks wächst.

Toilettenpapier-Kunstwerke zu Beginn oder jetzt die Suche nach den lustigsten Masken. Mitlachen über die Witze, die sich Kinder jetzt besonders oft erzählen, weil wir Erwachsenen gerade alle oft so ernst dreinschauen. Klar, das ist einerseits Zerstreuung, aber es ist auch mehr: Im Lachen und im Humor bekomme ich Distanz zu dem, was das Leben gerade beschwert. Ich lasse mich davon nicht gefangen nehmen, sondern weiß, dass es mehr und anderes gibt. Den Blick wach zu halten für das auch Komische und Fröhliche des Lebens, das da ist – in allem, trotz allem – das ist eine Art, wie ich heute Tauben losschicken kann. Lachen ist auch ein Ausdruck von Hoffnung, davon, hoffnungsfroh zu leben.

Ein wunderbares altes Wort, finde ich. Hoffnungsfroh. Hoffnung kommt ja auch von Hüpfen, erinnern Sie sich? Da geht’s nicht darum, ob Wünsche erfüllt werden. Hoffnungsfroh – das ist eine Lebens- oder eben Glaubenshaltung. Und so sehr wir im Moment als Christinnen und Christen und als Kirche da sind zum Trösten gegen Angst und zum Mit-Leiden, so sehr dürfen wir nicht vergessen, auch diesen frohen Unterton der Hoffnung weiterzutragen.

Tauben losschicken –Ausschau halten nach dem, was uns trägt und woraufhin wir leben – und damit das Leben in diesem Moment schon verändern.

Das haben viele Menschen auf ihre Weise getan. Und wahrscheinlich wird das noch wichtiger in den nächsten Wochen, weil wir vielleicht doch zu schnell aus der Arche geklettert sind und das Trocknen der Erde viel länger dauert. Dann wird es umso wichtiger, sich an die Hoffnung zu halten. Davon zu erzählen: "Egal, wie das jetzt weitergeht, aber ich hoffe, dass wir manches neu sortieren im Leben", haben mir manche Menschen gesagt. Oder: "Hoffentlich bleibt etwas von dieser Solidarität." Viele sagen: Wir werden es ganz neu zu schätzen wissen, wenn wir das ganze Leben einfach so genießen dürfen. Und mein Fünfjähriger sagte mir allen Ernstes: Mama, ich hoffe, dass ich als Erwachsener dann wieder so leben kann wie als Kind.

Manchen ist es wichtig, die Tauben auch für andere loszuschicken, denen es vielleicht gerade schwerer fällt mit dem Hoffen: Sie haben neue Rituale entwickelt, geklatscht und gesungen, mit Kreide Botschaften auf den Bürgersteig geschrieben. Lehrer und Erzieherinnen haben den Kindern Mutmach-Videos geschickt, Künstler haben neue Lieder geschrieben oder vor Seniorenheimen Musik gemacht.

Wer hoffnungsfroh lebt, braucht übrigens keine Verschwörungstheorien… Die sind ja gerade Zeichen von Hoffnungslosigkeit, weil sie nur nach Sündenböcken suchen, die ihnen ihre Wünsche nicht erfüllen. Wer hoffnungsfroh lebt, erzählt mit seinem Handeln Geschichten, die nicht der Wut, sondern der Hoffnung Futter geben.

Am Ende gibt es ihn dann, den Hoffnungstusch der Noah-Geschichte. Noah dankt Gott, und Gott richtet den versprochenen Bund auf und spricht:

"Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund…" (Gen 9,13-15)

Gott selbst setzt das Hoffnungszeichen schlechthin: Den Regenbogen. Eine Art Geheimzeichen zwischen Gott und den Menschen, dass die gemeinsame Geschichte ihren Grund und ihre Zukunft hat. Vielleicht haben Sie auch Regenbögen gesehen. Echte im April und Mai und auch gemalte oder gebastelte. Viele Kinder, Seniorenheime und Gemeinden hängen in diesen Wochen einen Regenbogen in die Fernster wie eine Erinnerung: Das Hoffen nicht vergessen!

Der Bogen in den Wolken – die ganzen Hoffnungsfacetten kommen in ihm zusammen, die mir die Noah-Geschichte erzählt: Es gibt ihn nicht an den Sonnentagen des Lebens, sondern er leuchtet dann auf, wenn alles verregnet und dunkel verhangen ist. Die gebogene Form mit ihrem Anfang und dem Ende erinnert mich, dass die Hoffnung einen Grund und ein Ziel hat.

Dann die Farben: alles andere als dezent, sondern eben prall bunt, einmal die ganze Palette, so als sollten wir sehen: So wunderschön geht es im Himmel zu. Du kannst darauf hinhüpfen und -hoffen: Das wird dein Leben jetzt auch schon bunter und schöner machen. Und mir fällt am Ende kein besseres Wort für das Gefühl ein, das Menschen haben, wenn sie einen Regenbogen am Himmel entdecken: In dem Moment sind sie durch und durch hoffnungsfroh.


[1] Bitte von Hilde Domin (aus: dies., Gesammelte Gedichte, Frankfurt a.M. 1987)

Evangelische Morgenfeier vom 14.06.2020 mit Pfarrerin Stefanie Schardien, Fürth. Thema: Hoffnung kommt von Hüpfen