Ab dem 14. Jahrhundert entstanden vorwiegend in Nürnberg Tafeln mit Familienwappen, Inschrift und dem Namen ausschließlich männlicher Verstorbenen, die aus einer ratsfähigen oder hoch angesehenen Familie stammten. »Reichtum war kein Kriterium, sondern der Stand«, erklärte Katja Putzer. Die Historikerin hat zwischen 2014 und 2017 zusammen mit Kunsttechnologin Elisabeth Taube und weiteren Kollegen 50 Exemplare von 146 Totenschilden aus dem Archiv des GNM untersucht, der laut Generaldirektor Ulrich Großmann als der größte museale Bestand an solchen Schilden überhaupt gelte.

Gesucht wurde auch nach den Auftraggebern, die meist die Hinterbliebenen eines Verstorbenen waren, sowie den Herstellern, was meist im Dunkeln verblieb. »Es gibt kaum noch Handwerksverträge und Rechnungen aus dieser Zeit«, meinte Taube. Grundsätzlich habe allerdings zuerst ein Schreiner Hand angelegt, danach ein Maler oder Bildschnitzer und schließlich noch ein Schlosser.

Sprechende Wappen

Gezeigt werden Schilde mit sprechenden Wappen wie das von Peter Staudigl (gestorben 1385), auf das ein Igel aus Holz modelliert wurde. Das Totenschild des Hieronymus Kress ziert ein Kopf mit Schwert im Mund, darunter der Torso eines Körpers. Einer Sage nach habe der Urahn der Patrizierfamilie bei einer Schlacht sämtliche Gliedmaßen verloren und wollte aber weiter kämpfen.

Blecharbeiten wie auf dem Totenschild von Hans Pirckheimer (gestorben 1492) seien eine Nürnberger Spezialität. Zudem waren sämtliche Nürnberger Arbeiten großflächig versilbert, was ihnen ein metallisch-glänzendes Aussehen verlieh, das nach Jahrhunderten allerdings verblasst ist. Des Weiteren finden sich neben Holz und Blech auch Seile, Leder, Weidenruten, Glassteine und sogar Echthaar unter den Materialien. Wie diese Gedenktafeln hergestellt wurden, wird in der Ausstellung anhand von Vitrinen mit Werkzeugen und Material sowie einer interaktiven Bildschirmquelle präsentiert.

Ein Totenschild habe durchschnittlich eineinhalb Gulden gekostet. »Der halbe Jahreslohn eines einfachen Knechts«, sagte Putzer. »Für einen reichen Patrizier aber Peanuts.« Ab dem ausgehenden 14. Jahrhundert seien die Schilde immer aufwändiger und größer geworden und hätten viel Platz in den Kirchen eingenommen, zu denen sich die Stifterfamilien zugehörig gefühlt haben. Der Nürnberger Rat beschloss daher 1495/96, dass nur noch einfache Tafeln erstellt werden dürfen, an was sich die Auftraggeber bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts auch hielten.Timo Lechner

 

INFO: Die Ausstellung ist bis 6. Januar 2020 zu den Öffnungszeiten im GNM zu sehen.