Weil Stadt und Landkreis Hof immer noch Corona Hotspot in Deutschland sind, dürfen auch keine Präsenz-Gottesdienste stattfinden. Dafür hat der evangelische Dekan Günther Saalfrank zwar Verständnis, verweist aber auch auf ihre Bedeutung gerade in der Krise. Denn der sonntägliche Kirchgang könne ein "Impfstoff" gegen seelische Inzidenzen sein. Sobald sich die Lage entspanne, sollte deshalb das Gottesdienstverbot zurückgenommen werden, sagt der Dekan im Gespräch mit dem Sonntagsblatt.

Herr Saalfrank, bedingt durch die Inzidenzwerte in Stadt und Landkreis Hof dürfen aktuell auch keine Präsenzgottesdienste stattfinden. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen?

Günther Saalfrank: Ich bedauere einerseits, dass Gottesdienste in Präsenz bis auf weiteres in der Stadt Hof nicht mehr möglich sind. Für manche Menschen war der sonntägliche Kirchgang wie ein "Impfstoff" gegen die seelischen Inzidenzen: Der Kirchenraum half, auf andere Gedanken zu kommen, die Kirchenmusik tat dem Gemüt gut und geistliche Impulse gaben Halt und Orientierung in Corona-Zeiten.

Andererseits habe ich ein gewisses Verständnis für die verschärften Maßnahmen, auch wenn Gottesdienste keine Ansteckungsorte waren. Die Verantwortlichen in der Stadt Hof standen angesichts der hohen Inzidenzwerte offenbar unter starkem Handlungsdruck. Ich hoffe sehr, dass die zuletzt eingeleiteten Schritte wie das Gottesdienstverbot als erste wieder zurück genommen

Wie reagiert das Dekanat Hof auf diese Meldung, wie erreichen Sie die Gläubigen?

Saalfrank: Bereits kurz nach der Veröffentlichung der verschärften Maßnahmen informierte das Dekanat in einer Pressemitteilung über die digitalen geistlichen Angebote von Kirchengemeinden in Hof. Diese wurde am vorigen Sonntag deutlich genutzt. Alleine der Online-Gottesdienst aus der St. Michaeliskirche verzeichnete innerhalb weniger Stunden über 300 Zugriffe. Auch andere digitale Angebote waren gefragt.

Wie erleben Sie momentan die Lage, wie geht es den Menschen?

Saalfrank: Die neuen Maßnahmen drücken natürlich aufs Gemüt. Viele fragen sich, wie es denn zu solch hohen Inzidenzwerten kommen kann - trotz vieler Schnelltests und intensiven Impfens. Deshalb wird auch nach "Schuldigen" gesucht. Es belastet, dass der Slogan "Hof in Bayern ganz oben" nun in Corona-Zeiten eine traurige Bedeutung bekommen hat und sogar noch verschärft gilt: "Hof in der Bundesrepublik ganz oben". Viele Menschen in der Saalestadt fühlen sich wie an den Pranger gestellt.

Wie geht die Pfarrerschaft damit um?

Saalfrank: Pfarrerinnen und Pfarrer gehen einerseits gelassen mit den Verschärfungen um. Zwei Hofer Gemeinden hatten in der letzten Zeit bereits auf Präsenzgottesdienste verzichtet. Anderseits fragen sich die Geistlichen, wie lange Gottesdienste wohl ausgesetzt bleiben. Ende Mai zum Beispiel stehen Konfirmationen an. Die wollen mit den Jugendlichen und ihren Eltern vorbereitet und besprochen sein. Diese Unsicherheit macht schon zu schaffen.

Wie sieht es mit Seelsorgegesprächen aus, gibt es hier vermehrte Anfragen?

Saalfrank: Dass Pfarrerinnen und Pfarrer nun verstärkt Anfragen erreichen, kann ich nicht erkennen. Die Erfahrung des letzten Jahres zeigt: Das im Dekanat Hof eigens eingerichtete Seelsorgetelefon wurde wegen mangelnder Nachfrage nach Monaten wieder eingestellt. Wohl aber waren Geistliche bei Besuchen oder zufälligen Begegnungen gefragte Gesprächspartner.

Was würden Sie gerne den Menschen in Hof sagen?

Saalfrank: Die Botschaft von Ostern, dass das Licht stärker ist als das Dunkel, möge die Menschen in Hof und darüber hinaus durch die schwierige Zeit begleiten. Diese Hoffnungsbotschaft braucht es mehr denn je, um durchzuhalten.