Große Pläne im kleinen Neuendettelsau: Bis 2026 soll dort für ungefähr 20 Millionen Euro der neue Campus EineWelt entstehen.

Das landeskirchliche Partnerschaftszentrum Mission EineWelt geht dazu mit der Kirchengemeinde St. Nikolai und der Kommune eine Kooperation ein.

Mehrere Gebäude von Mission EineWelt sollen dafür umgebaut, teilweise abgerissen oder in Zukunft nicht mehr genutzt werden - zugleich soll ein neuer Saal gebaut werden, den die drei Partner gemeinschaftlich nutzen. Die Landessynode hat bei ihrer Herbsttagung bereits die Projektmittel genehmigt.

Prüfung des Gebäudebestandes: Hohe Erhaltungskosten

"Die Planungen für den Campus laufen seit drei Jahren", sagt Hanns Hoerschelmann, der zusammen mit seiner Frau Gabriele das Direktoren-Tandem bei Mission EineWelt bildet.

Dem Projekt liege eine Prüfung des Gebäudebestands des Zentrums zugrunde. Das Ergebnis war ziemlich eindeutig, wenngleich auch nicht sehr überraschend: Zwischen 10 und 14 Millionen Euro würde alleine der Erhalt der bisherigen Gebäude kosten, ohne dass die Nutzung wirklich optimiert würde.

Ursache für diese enormen Summen sei der jahrzehntelange Sanierungsstau an den Immobilien.

Die Hintergründe des Projekts 

"Es geht nicht darum, dass wir uns als Mission EineWelt neue, schicke Gebäude für uns hinstellen", sagt Hanns Hoerschelmann. Diese Dreier-Kooperation zwischen Kirchengemeinde, politischer Gemeinde und einer landeskirchlichen Einrichtung sei zumindest bayernweit einmalig: "Das ist eine Chance."

Man könne an einem Ort verschiedene Kirchen-Facetten zeigen: die Kirchengemeinde, die globale Kirche und die Verwaltung. "Unsere Pläne folgen den Vorgaben des Reformprozesses 'Profil und Konzentration'", sagt Gabriele Hoerschelmann, selbst Mitglied der Landessynode.

Die Finanzierung des Projekts

Unter dem Strich wird der Teilumbau und Neubau des Saales die Landeskirche nur wenig mehr kosten als der Erhalt der bisherigen Gebäude, sagt Kirchenrat Hans-Martin Gloël, der im Münchner Landeskirchenamt Referent für Ökumene und Weltverantwortung ist.

Die Kirchengemeinde wird sich mit etwa 1,8 Millionen Euro an den Kosten beteiligen, und auch die Kommune Neuendettelsau hat etwas mehr als eine Million Euro zugesichert. Abzüglich aller staatlichen Fördermittel etwa für energetische Sanierung komme das Projekt kaum teurer als der Gebäudeerhalt, betont Gloël.

Optimierung der Räumlichkeiten bei Mission eine Welt

Konkret bedeutet das Campus-Projekt, dass die Gebäudefläche von Mission eine Welt von derzeit rund 5.100 Quadratmetern um etwa 1.600 Quadratmeter reduziert wird. Das wird vor allem durch eine Optimierung der Räumlichkeiten erreicht.

"Wir nutzen derzeit viele Ein-Zimmer-Appartements als Büros, jedes hat ein eigenes Bad", sagt Hanns Hoerschelmann. Auch etliche Küchen würden wegfallen.

Zwei Gebäude - das ehemalige Pastoralkolleg und das Direktorenhaus - sollen ganz aufgegeben werden. Am Ende soll so auch der CO2-Fußabdruck des Zentrums reduziert werden.

Die Gestaltung des Campus

Neben dem gemeinsam genutzten Saal soll es auch ein neues öffentlichen Café auf dem Campus EineWelt geben - dort sollen Mitarbeiter von Diakoneo arbeiten. Auch der Eine-Welt-Laden wird umgebaut, ebenso die Räumlichkeiten der Buchhandlung.

Zudem wird die Begegnungsstätte von Mission EineWelt von derzeit rund 40 auf künftig etwa 28 Betten verkleinert. Begegnungsstätte und Café sollen mit einer "schwarzen Null" betrieben werden, derzeit läuft deswegen ein Beratungsprozess mit externen Experten, die dabei helfen sollen, erklären die Direktoren Hoerschelmann.

Weitere Schritte in der Planung folgen noch

Dass es auch Kritik an den Campus-Plänen gab, weil sie bislang nicht in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wurden, nehmen die Hoerschelmanns gelassen.

"Das ist kein Großprojekt wie etwa der Evangelische Campus Nürnberg", sagt Gabriele Hoerschelmann. Die Planungen seien ganz vorschriftsmäßig mehrfach durch den Landeskirchenrat gegangen - und nun an die Synode. "Außerdem sind wir noch längst nicht so weit wie beim ECN", ergänzt sie.

Es gebe noch keine Architektenpläne, sondern nur ein eher grobes Nutzungskonzept: "Alles weitere kommt jetzt erst noch."

Gemeinsame Nutzung mit der Kommune

Auch für die Kommune hat der Campus die ein oder andere Auswirkung - neben der gemeinsamen Nutzung des Saals. Ins Löhe-Haus, bislang unter anderem als Gemeindesaal genutzt, soll irgendwann das räumlich momentan beengte Löhe-Zeit-Museum untergebracht werden.

Dies soll Teil eines Entwicklungsprozesses sein, an dessen Ende das Löhe-Haus als neue Ortsmitte der rund 10.000 Einwohner großen Gemeinde dienen soll.