Er misst sieben Meter im Durchmesser und ist maßstabgetreu mit Originalfotografien der NASA bedruckt - der "Mars" des britischen Künstlers Luke Jerram. Während sich also der echte Mars im Juli gerade vom Himmel verabschiedet und erst im Januar nächsten Jahres wieder auftaucht, wird sein künstlerisches Ebenbild ab 16. Juli zum Greifen nah im Raum der Dreieinigkeitskirche Regensburg hängen - und damit zum ersten Mal in Bayern. Zuvor war er schon in Halle, Siegen, Karlsruhe und Bochum zu sehen.

Die Stadt Regensburg hat das Projekt "Mars findet Stadt" im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2023 zu sich geholt. 20 Projekte werden dabei deutschlandweit vom Bund gefördert. Kooperationspartner in Regensburg sind die Evangelische Citykirchenarbeit und die Kirchengemeinde Dreieinigkeit, die nicht zuletzt wegen der Schönheit ihres Kirchengebäudes als Idealpartner gelten und nun ihr Wissen mit anderen Aktiven in die insgesamt 27 Programmpunkte einbringen, welche die Besucher erwarten. Es gibt Vorträge aus Astronomie, Theologie, Kunst und Kultur, Workshops, Konzerte, ein Tanzprojekt, Lesungen und Experimente. Täglich (außer am 17. Juli) kann man den "Mars" von 12 bis 21 Uhr in Ruhe erleben.

Blick nach oben in der Kirche

Wer den Blick in der säulenfreie Kirche nach oben richtet, wird bis zum 30. Juli nicht nur den "Mars", sondern auch die mit Sternen reich verzierte Stuckdecke sehen können. Die Ausrichtung nach oben sei immer eine auf Gott, sagt Pfarrerin Gabriele Kainz von der Citykirchenarbeit: "Gott hat auch die Gestirne geschaffen, und deswegen passt das Projekt so gut zu uns."

Spätestens seit dem Kinofilm "Der Marsianer" (2015) von Ridley Scott ist der Mars in aller Munde, erläutert Kainz. Erzählt wird, wie der NASA-Astronaut Mark Watney auf dem Mars zurückgelassen wird, da er fälschlicherweise für tot erklärt wurde.

Ist Leben auf dem Mars möglich? Welche Umweltbedingungen herrschen dort? Der Mars sei als Planet B in aller Munde, sagt Kainz. "Ob ich davon so begeistert bin, weiß ich nicht." Lieber würde die Pfarrerin "das große Projekt Erde retten", zu dem für sie auch der Weltraum gehört, der vermüllt ist. Über den Tellerrand hinausblicken, neue Dinge denkbar machen, auch unter dem Aspekt der Spiritualität, auch das gehöre zu dem Projekt.

Kirche wird zum Ausgangspunkt von Mars-Expeditionen

"Mars findet Stadt" wird offiziell eröffnet am 16. Juli um 19.30 Uhr in der Dreieinigkeitskirche mit einem Vortrag von Bernhard Lübbers. Der Direktor der Staatlichen Bibliothek zeigt die "Meilensteine der Regensburger Astronomiegeschichte". Am Vormittag um 11 Uhr gibt es anlässlich des Jazzweekends in Regensburg einen Jazzgottesdienst mit Jazzymotion.

Über die ganzen zwei Wochen wird die Kirche zum Ausgangspunkt weiterer Mars-Expeditionen. Die Sternwarte Regensburg zeigt erstmals außerhalb ihrer Räumlichkeiten Teile einer geologischen Sammlung, verschiedene Gesteine, die sowohl auf der Erde als auch auf dem Mars vorkommen. Als Highlight gebe es einen echten Marsmeteoriten in einer Vitrine in der Kirche zu sehen.

Auch die Hochschulen machen mit. So bietet die Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) Regensburg am 22. Juli Experimentierstationen zum Leben auf dem Mars an. Dass der Mars auch Musiker inspirierte, lässt sich bei drei Konzerten erleben. Am 20. Juli startet Kasimir Sydow an der Bachorgel in die "Unendlichen Weiten - interstellare Musik". Am 22. Juli kleiden Gerwin Eisenhauer und Stefan Baier den Mars in "Sphärische Klänge". Am 28. Juli lässt Dekanatskantor Roman Emilius das Programm "Mars macht Musik" an der Orgel hören.

Bei den Nachtandachten "20 Minuten für Gott" mittwochs um 22 Uhr lässt sich der "Mars" sogar mit Innenbeleuchtung erleben. Und das Evangelische Bildungswerk (EBW) organisiert eine Tanzperformance unter dem "Mars". Luke Jarram hat nicht nur den Mars, sondern auch schon die Erde und den Mond als Nachbildungen geschaffen. Auch diese tourten in den vergangenen Jahren durch ganz Europa, mit einigen Stopps in Deutschland.

Kommentare

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Magnolie am Mo, 07.08.2023 - 20:44 Link

`Der Tanz ums goldene Kalb` hätte als Überschrift auch gepasst. Ich finde das nicht passend für eine Kirche, es fühlt sich an wie Verrat. Man nährt die Illusion, wir könnten uns selbst einen Planeten zurecht ` terraformen`. Das ist Humbug! Allein die Versuche, zum Mars zu gelangen sind doch ungeheuer klimaschädlich. Wir haben hier eine wunderschöne Erde mit unendlich vielfältigem Leben, dass sich stets weiterentwickelt. Wer Planet zwei und drei in petto hat, der kann so weitermachen wie bisher.