Simultankirchen waren über Jahrhunderte hinweg Experimentierfelder der Koexistenz zwischen Christen unterschiedlicher Konfessionen - nicht immer mit Erfolg und mitunter nicht von langer Dauer. Doch die von evangelischen und katholischen Gemeinden gemeinsam genutzten Gotteshäuser mit ihrer bewegten Geschichte könnten gerade in der aktuellen kirchlich-gesellschaftlichen Situation Impulse für die Zukunft geben, sagte ein Sprecher des Fördervereins Simultankirchen in der Oberpfalz laut Mitteilung. Der Verein lädt vom 15. bis 17. September in die einstige Residenzstadt Sulzbach-Rosenberg zu einem ökumenischen Symposium ein.

Interkonfessionelles Zusammenleben sollte Frieden schaffen

Unter der Schirmherrschaft der beiden Regensburger Bischöfe sollen dabei namhafte Referentinnen und Referenten Einblicke und Impulse geben. Es sei wichtig, "die ökumenischen Erfahrungen jener Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und zu würdigen", sagte der Regensburger Regionalbischof Klaus Stiegler.

Angesichts des massiven kirchlichen Umbruchs und des damit notwendigen Rückbaus im 21. Jahrhundert seien "konfessionell gemeinsam genutzte Gebäude eine wichtige Zukunftsperspektive für die Weiterentwicklung der christlichen Kirchen in unserem Land".

Besonders die mittlere und nördliche Oberpfalz waren ab 1652 ein europaweit "einmaliges Trainingslager interkonfessionellen Zusammenlebens", initiiert von dem toleranten, 1656 zum Katholizismus konvertierten Pfalzgrafen Christian August. Er siedelte ab 1666 auch Juden an, um Christen ihre einenden Wurzeln erleben zu lassen. Nach den unsäglichen Wirren des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) setzte er in seinem Fürstentum Sulzbach auf Toleranz, anstatt wie andere Herrscher zu bestimmen, welcher Konfession seine Untertanen angehören sollten. Er hoffte so, dauerhaften Frieden zwischen den Konfessionen zu erreichen.

Rund 50 Simultaneen (Simultankirchen) sind in der Oberpfalz belegt, die meisten lösten sich jedoch Anfang des 20. Jahrhunderts auf. An neun Orten existieren sie bis heute, unter anderem die Kirchen in Altenstadt bei Vohenstrauß (Landkreis Neustadt a.W.), Eschenfelden, Frankenhof, Fürnried, Illschwang (alle Landkreis Amberg-Sulzbach).

Hochkarätige Experten geben Einblicke

Die Veranstaltung soll ein überregionales Interesse auf die Simultankirchen im Raum Amberg, Sulzbach, Weiden und die Idee des "interkonfessionellen Zusammenlebens unter einem Dach" lenken, sagte Markus Lommer, der ehrenamtliche Stadtheimatpfleger in Sulzbach-Rosenberg. Das Thema werde durch populärwissenschaftlich fundierte Präsentationen und Diskussionen auf eine "solide Basis" gestellt und mit einem kulturellen Rahmenprogramm erfahrbar gemacht. Unter anderem würden auch Exkursionen zu einigen der etwa 50 Simultankirchen in der Oberpfalz unternommen.

Dadurch sollen Verantwortungsträger "Denkanstöße für die zukünftige Entwicklung kirchlicher Strukturen" erhalten.

Die Tagung sei mit Experten hochkarätig besetzt. Unter anderem sind angekündigt Alois Schmid (LMU München), Klaus Unterburger (LMU), Hans-Jürgen Becker (Uni Regensburg), Schwester Nicole Grochowina (FAU Erlangen), Manfred Eder (Uni Osnabrück) und Eva-Maria Seng (Paderborn). Zielgruppe seien interessierte Laien sowie haupt- und ehrenamtlich Kirchen-Engagierte.

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