Daniela Schmid ist Synodale der bayerischen evangelischen Landeskirche. Im Sonntagsblatt-Interview erklärt sie, warum sie sich für Geflüchtete engagiert und wie sie sich die Kirche der Zukunft vorstellt.


Was reizt Sie am Amt der Synodalen?

Wenn nichts dazwischenkommt, werde ich noch gut 30 Jahre lang aktive Pfarrerin unserer Kirche sein. In dieser Zeit wird sich unsere Kirche wahrscheinlich stark verändern und einige Herausforderungen bestehen müssen. Als Synodale kann ich verantwortlich mitgestalten. Ich bringe in diese Prozesse zwei verschiedene Perspektiven ein: Auf meiner aktuellen Stelle ganz im Nordosten Bayerns erlebe ich starke evangelische Traditionen und dass die Gemeinden vielfältig vernetzt und präsent sind im gesellschaftlichen Leben. Hier siehe ich, wie wichtig es ist, dass wir als Kirche nahe bei den Menschen sind. Wie das konkret gelingt kann von Ort zu Ort unterschiedlichen sein.

Mit dem Herzen vor Ort sein und gleichzeitig den Blick über den Tellerrand wagen, das ist mir wichtig.

Ich habe in Lateinamerika studiert und als Pfarrerin gearbeitet. Daher kenne ich unsere Partnerkirchen dort. Diese sind verhältnismäßig arm an materiellen Ressourcen, aber reich an Glaubensfreude, Hoffnung und sozialem Engagement. Das macht mir Mut für die Zukunft, auch wenn unsere Kirche vielleicht kleiner und ärmer wird. Der größte Reichtum, den wir haben, ist die Frohe Botschaft des Glaubens. Jesus Christus verbindet uns als seine Gemeinde in dieser Welt über alle Grenzen und Sorgen hinweg.

Welche Themen bewegen Sie persönlich - und warum?

Mich beschäftigt im Moment sehr die Situation vieler Geflüchteter bei uns im Land. Im persönlichen Kontakt mit diesen Menschen erfahre ich davon, dass hinter jedem Geflüchteten ein persönliches Schicksal steht. Die Asylverfahren, die sich oft über Jahre hinziehen, sind zermürbend und die Unsicherheit psychisch extrem belastend.

Es ist für mich schwer zu verstehen, dass getauften Asylsuchenden, die schon mehrere Jahre aktive Mitglieder unserer Gemeinde sind, von einem deutschen Gericht abgesprochen wird, dass sie sich aus innerer Überzeugung zum christlichen Glauben bekennen.

Jede einzelne Fluchtgeschichte ist komplex. Auf die Gesamtsituation gibt es keine einfachen Antworten. Ich finde es gut und wichtig, dass wir uns als Synode immer wieder mit dem Thema Flucht und Migration beschäftigen und auch mit Politikerinnen und Politikern ins Gespräch kommen.

Welche Themen möchten Sie in der Landessynode besonders unterstützen bzw. fördern?

Es gibt aktuell viele drängende Themen. Wichtig ist mir vor allem, wie wir diese angehen. Dabei geht es mir um die Kultur der Diskussionen und Entscheidungsfindungen. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass wir offen und ehrlich über Schwierigkeiten, Fehler, Herausforderungen und Befürchtungen sprechen. Das finde ich wichtig, damit wir dann beherzt und verantwortungsvoll den Weg in die Zukunft gestalten können. Dafür sind für mich Wahrhaftigkeit, Mut und Gottvertrauen wesentlich.

Wie bewerten Sie das Thema "Digitalisierung" im Bereich von Kirche und Diakonie?

Dass Kirche und Gemeinden nun mit Informationen und geistlichen Angeboten stärker im Netz präsent sind, halte ich für eine große Chance. Videokonferenzen sind eine tolle Möglichkeit, sich ohne viel Reisezeit bayernweit oder weltweit zu treffen, Informationen auszutauschen und Themen zu diskutieren. Hoffentlich behalten wir das bei. Gleichzeitig können digitale Angebote es nicht ersetzen, einander leibhaftig zu begegnen und miteinander zu singen und zu beten.

 


Synodale Daniela Schmid

  •  in Nürnberg geboren und aufgewachsen. Im Alter von 17 Jahren in die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern eingetreten.
  •  Studium der Evangelischen Theologie in Neuendettelsau, Leipzig, San José (Costa Rica), Zürich und Tübingen.
  • Vikariat in Schweinfurt, nach der Ordination anderthalb Jahre Dienst als Pfarrerin in Südbrasilien.
  • Seit 2016 Pfarrerin an der Stadtkirche Selb.
  • in der aktuellen Synodalperiode gewählt als ordinierte Synodale für die Wahlregion Selb, Wunsiedel, Bayreuth – Bad Berneck und Pegnitz.