Mehrere Hundert Menschen haben am Dienstag auf dem Rathausplatz in Augsburg bei strahlendem Sonnenschein an der großen Friedenstafel zusammen das Friedensfest gefeiert. Erstmals verkündete dabei Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) die Preisträgerin des Augsburger Friedenspreises vor einer großen Öffentlichkeit. Der Preis, der seit 1985 alle drei Jahre von der Stadt Augsburg und der bayerischen Landeskirche für Verdienste um ein tolerantes und friedvolles Miteinander von Kulturen und Religionen vergeben wird, geht in diesem Jahr an die Journalistin Katrin Eigendorf.

Augsburg feiert das interreligiöse Miteinander

Ebenfalls zum ersten Mal brach Weber auf der Bühne das Brot und teilte es mit einem Dutzend Vertreterinnen und Vertretern der in Augsburg ansässigen Religionen. Die Menschen an den Tischen antworteten mit Applaus und Jubelrufen. Auf den weiß gedeckten Tischen gab es Getränke, Trauben und Gebäck oder mitgebrachte Pizza, Salate, Kuchen und Wein.

Repräsentanten der katholischen und evangelischen Kirche in Augsburg, Vertreter der jüdischen Kultusgemeinschaft und ein Imam bekräftigten, was das interreligiöse Miteinander für die Stadtgesellschaft und die Friedensarbeit an sich bedeute. Das Hohe Friedensfest am 8. August werde seit dem Jahr 1650 im Gedenken an den Westfälischen Frieden von 1648 und damit an das Ende der Unterdrückung der Protestanten während des Dreißigjährigen Krieges gefeiert, hieß es.

Es stehe als Tag der Religionsfreiheit, aber auch für Toleranz und Miteinander während des gesamten Jahres.

Katrin Eigendorf für authentischen Journalismus geehrt

Die Journalistin Katrin Eigendorf sei "aus Sicht Augsburgs eine äußerst würdige Preisträgerin mit großer Strahlkraft für die Bedeutung des Zusammenhangs von Medienberichterstattung und Frieden", sagte Weber zur Begründung der Jury-Entscheidung zur Vergabe des Friedenspreises. Der Preis ist mit 12.500 Euro dotiert und wird am 9. Oktober im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses überreicht.

Als Korrespondentin des ZDF aus der Ukraine stehe Eigendorf seit Beginn des Krieges für einen "authentischen, menschenzugewandten, kritischen und klar reflektierten Journalismus", so die Jury-Begründung.

Sie habe sich mit ihren Reportagen aus Kriegs- und Krisengebieten als "Vertreterin des qualitätsvollen, umfassend recherchierenden und nachgehenden Journalismus ausgezeichnet".

Mit der Auszeichnung werde auch die Bedeutung eines unabhängigen, mutigen Journalismus für die Bewahrung und die Schaffung von Frieden betont, sagte der Augsburger evangelische Regionalbischof und Juryvorsitzende Axel Piper. "Friede ist nur möglich und von Dauer, wenn er den Situationen und Interessen der Menschen bestmöglich gerecht wird. Dazu aber müssen die Situationen und Interessen offen dargelegt und differenziert gewürdigt werden."

Katrin Eigendorf wurde 1962 in Tönisvorst, Nordrhein-Westfalen, geboren. Seit 2018 ist Eigendorf Journalistin im Reporterpool der ZDF-Hauptredaktion Aktuelles mit Berichterstattungs-Schwerpunkten in Afghanistan, der Ukraine, Russland, Libanon, Irak und Türkei. 2021 berichtete sie aus Afghanistan über die Rückkehr der Taliban. Seit Ende Februar 2022 dokumentiert sie den Krieg in der Ukraine.

Am Vormittag hatte Jesuitenpater Tobias Specker in der voll besetzten Annakirche die diesjährige Festpredigt zum Friedensfest gehalten.

"Kreative Wege zum Frieden benötigen eine innere Transformation", erklärte er. Spiritualität und Lebenskrisen machten den Menschen stärker in seinem Streben und dem Finden von Frieden.

Jesuitenpater Tobias Specker hält auf der Kanzel in der voll besetzten Annakirche die diesjährige Festpredigt zum Friedensfest.
Jesuitenpater Tobias Specker hält in der voll besetzten Annakirche die diesjährige Festpredigt zum Friedensfest.

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