Paris, die Stadt der Liebe und der Träume, ist derzeit der Mittelpunkt der sportlichen Welt. Olympia 2024 steht auf dem Programm.
Doch für die Kulmbacherin Claudia Weinert, Mutter des talentierten Hammerwerfers Merlin Hummel, ist es ein ganz besonderer Ort, der die Erfüllung eines lange gehegten Traums ihres Sohnes markiert. Merlin nimmt an den Olympischen Spielen teil, ein Ziel, das er sich bereits als Kind gesetzt hat.
"Ich sehe es als logische Folge, als das Ergebnis seines Durchhaltevermögens und seines Willens, sich dem Sport unterzuordnen", erklärt Claudia Weinert im Interview. "Ich freue mich für Merlin, weil er sein Ziel erreicht hat. Es ist für mich heiter-spannend, den wachsenden Trubel um ihn herum am Rande mitzuerleben." Vor allem nach seinem vierten Platz bei der diesjährigen EM scharen sich die Journalisten um den smarten und witzigen jungen Kulmbacher.
Ein Kindheitstraum wird Wirklichkeit
Der Traum begann bei einem Ferienangebot des UAC Kulmbach-Stadtsteinach. "Merlin sah Simon Lang werfen und sagte, er wolle 80 Meter werfen und zu Olympia", erinnert sich Claudia. Heute, viele Jahre später, steht er tatsächlich auf der größten Bühne des Sports. Für Claudia fühlt sich Merlins Reise nach Paris "kurzzeitig an, als würde er in eine Rakete steigen und ins Weltall fliegen.
In seiner kleinen Heimatstadt, die eigentlich eher durch ihr Bier bekannt ist, setze ein unglaublicher Hype um den Nachwuchssportler ein. Einen besonders surrealen Moment für Claudia, war eine Ausgabe der regionalen Tageszeitung vor einigen Wochen, die Merlin als "brüllenden Löwen" auf der Titelseite zeigte, nachdem er die Qualifikationsweite für Olympia erreicht hatte. "Ich fand es so witzig, dass ich mehrere Exemplare gekauft habe. Eine Ausgabe liegt seitdem, mittlerweile verblichen, bei mir im Auto auf der Frontablage."
Unterstützung und Rückschläge: Eine Mutter als Mentaltrainerin
Claudia übernimmt nicht nur die Rolle der unterstützenden Mutter, sondern auch die der Mentaltrainerin. Als gelernte Mentaltrainerin wandte sich Merlin nach einer Rückenverletzung an sie für ein maßgeschneidertes Mentalprogramm. "Es freut mich äußerst, dass er sich für mich entschieden hat, um mit mir Mentales zu besprechen", sagt sie stolz. "Das finde ich schon bemerkenswert."
Ein typischer Samstag in Merlins Trainingsroutine beginnt früh: "Knarzen an der Zimmerdecke signalisiert, dass Merlin aufgestanden ist. Frühstück mit viel Haferflocken, Obst, Spiegelei oder Rührei und Vollkorntoast. Dann Fahrt nach Stadtsteinach zum Wurfplatz am Radweg." Nach dem Training folgt eine proteinreiche Mahlzeit, oft von Claudia zubereitet, und manchmal ein Besuch in der Therme.
Claudia empfindet ihre Rolle in Merlins sportlicher Entwicklung bescheiden: "Eine untergeordnete. Mein Freund hat ihn zum UAC gebracht, er wollte bleiben. Das Training tat ihm gut, also lief das jetzt eben so." Doch sie unterstützte ihn mit allem, was sie konnte, vom richtigen Essen bis hin zu Fahrten zu Wettkämpfen.
Herausforderungen und Erfolge
Merlins Weg war nicht immer einfach. "Recht am Anfang diagnostizierte ein Orthopäde X-Beine, die operiert werden müssten. Gut, dass wir damals dem nicht Folge leisteten", erzählt Claudia. Es läuft eben nicht immer geradlinig, auch Merlin musste das erfahren, als es Jugendbereich irgendwann nicht mehr lief. Der erfolgsverwöhnte Merlin erkannte, dass Talent alleine nicht reicht, harte Arbeit und das gewisse Quäntchen an Glück gehört natürlich dazu.
Obwohl der Sport einen großen Stellenwert einnimmt in Merlins Leben und er professionell alles gibt, der Spaß und auch das über sich selber Lachen darf nicht zu kurz kommen. Wie soll man auch anders reagieren, wenn man sein Sportgerät wegschleudert im Training und es dann im höheren Gras nicht mehr auffindbar ist. Merlin nahm es mit Humor, der Trainer weniger. Aber letztendlich tauchte der Hammer wieder auf, der Trainingsfriede war wieder hergestellt.
Werte und Zusammenhalt
"Du bist in Ordnung so, wie du bist" – diese Botschaft hat Claudia ihren Kindern stets vermittelt. Der Leistungssport bestimmt das Familienleben, aber die Erfolge der Kinder zu sehen, tut gut. "Leistungssport ist eine schöne und privilegierte Sache", sagt Claudia. "Es braucht wahnsinnig viel Durchhaltevermögen, auch von Seiten der Erwachsenen."
Für die Olympischen Spiele hat Claudia keine Erwartungen. "Ich freue mich, dass er seinen Traum verwirklicht hat. Ich weiß, dass er sein Bestes geben wird." Sie wird die Spiele live verfolgen und plant ein Bratwurstgrillen für den Endkampf.
Rat an andere Eltern
"Ich erteile keine Ratschläge", sagt Claudia. "Wenn ein Kind einen Weg gehen will, heißt das für mich, dass ich versuche, meinem Kind das zu ermöglichen." Leistungssport erfordert Engagement und die Bereitschaft, Opfer zu bringen. Doch am Ende, so Claudia, geht es darum, dem Kind zu vertrauen und es zu unterstützen, egal welchen Weg es wählt.
Merlin Hummel hat seinen Weg gewählt, und mit der Unterstützung seiner Mutter Claudia und der ganzen Familie hat er es bis zu den Olympischen Spielen geschafft. Paris wird für ihn nicht nur ein Wettkampf sein, sondern die Erfüllung eines Traums, den er seit seiner Kindheit gehegt hat.
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Um ein Sportgerät wie einen…
Um ein Sportgerät wie einen Wurfhammer im hohen Gras wieder zu finden helfen nicht lachen oder Mentaltraining, sondern in der Realität: Gras mähen, suchen oder einen neuen kaufen 🤷🏻♂️ .