Das "Gsichtl" ist glatt und ohne Falten, es hat rote Backen, einen Schnurrbart und wird von schwarzen Locken eingerahmt. Der Mittenwalder Geigenbaumeister und Larvenschnitzer Georg Neuner hat diese Maske, im Dialekt "Larve" genannt, geschnitzt.
Bevor ein "Maschkera" sie trägt, zieht er ein Seidentuch auf, das Haare und Stirn verdeckt und unter dem Kinn geknotet wird. Darüber kommen die Larve, die durch ein Gummiband am Kopf gehalten wird, und ein Hut. Jetzt fehlt nur noch das "G'wand", dann kann der "Maschkera" zu einem "Gungelabend" in ein Wirtshaus gehen. Dort sitzen Mädchen und Frauen zusammen und warten auf die "Maschkera", und wenn sie kommen, wird getanzt.
"Wichtig ist, dass man beim Maschkeragehen nicht erkannt wird", sagt Georg Neuner. Deshalb tauschen die Besitzer die Larven oft miteinander. Damit die Verkleidung perfekt ist, verstellen die Männer ihre Stimme: "Ein ›Maschkera‹ spricht nicht, sondern er ›raunzt‹", sagt Neuner.
Kretznweibla und Brezenangler
Viele Masken der "Werdenfelser Fasnacht" sind schon sehr alt - manche bis zu 300 Jahre. Die ältesten sind die sogenannten "Kirchenlarven". Sie wurden wahrscheinlich von Handwerkern geschnitzt, die beim Kirchenbau in der Region tätig waren. "In Mittenwald gibt es einen eigenen Typ von Larven, die sogenannten Geigenmacherlarven", erklärt Georg Neuner. Diese kleineren Masken verdecken nur das Gesicht.
Larven werden aus dem Holz der Linde, der Zirbel- oder der Weimutskiefer gefertigt. Typische Faschingsgestalten wie Cowboys oder Hexen sucht man dabei vergebens: Die Masken zeigen ursprüngliche Typen, ruhige lächelnde Frauen- und Männergesichter. Es gibt viele verschiedene Maskentypen, die in den Hauptorten der Werdenfelser Fasnacht gleich sind. Dazu zählen die Schellenrührer, die Pfannenzieher, Jagglschutzer, s'Kretznweibla oder die Brezenangler.
Georg Neuner legt eine "Naggllarve" auf den Tisch. Sie ist aus dunklem Holz gefertigt und hat einen beweglichen Unterkiefer. Er hat sie vor Jahren für seinen Sohn geschnitzt, der damit sogar Tuba spielen konnte. Für den Geigenbaumeister und Larvenschnitzer ist es wichtig, dass seine Larven immer unterschiedlich ausschauen. "Andere Nase, andere Form, anderer Bart, anderer Ausdruck", sagt er. "Mit 14 Jahren habe ich begonnen, Larven zu schnitzen", sagt er.
Wie viele seiner Masken mittlerweile im Umlauf sind, weiß er nicht: Georg Neuner hat längst aufgehört zu zählen.
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