Der Monte Kaolino ist ein besonderer Berg in der Oberpfalz. Er ist kein gewachsener Berg, sondern durch den Kaolinabbau eigentlich ein Abfallprodukt der Industrie. Der Monte Kaolino ist eine Art Wahrzeichen für die Region im Tal der weißen Erde. Ein großer Freizeitpark befindet sich auf dem 120 Meter hohen Hügel im Stadtrandgebiet von Hirschau, der das ganze Jahr über von vielen Menschen besucht wird. Sie kommen zum Sommerrodeln, Sandskifahren oder Dünenbaden.
Seit zwei Jahren wird auf dem Berg an Pfingsten auch Gottesdienst gefeiert. Die ersten beiden Male habe man das Altarkreuz für den Gottesdienst noch "hochgeschleppt und danach wieder runter", sagt Pfarrer Heinrich Arweck von der evangelischen Kirchengemeinde Ammersricht-Hirschau. Da sei ihm die Idee gekommen, ein Kreuz dort oben aufzustellen.
Einen Berg ohne Kreuz könne er sich einfach nicht vorstellen, sagt der Theologe. Er ist in Bodenmais im Bayerischen Wald aufgewachsen. Tag für Tag habe er früher das Kreuz vom Silberberg vor Augen gehabt. "Ein Kreuz symbolisiert, dass hier Erde und Himmel zusammenkommen. Wenn man oben steht, steht man über den Dingen. Da ist Gott."
Ein Berg mit Geschichte – und jetzt auch mit Kreuz
Offensichtlich haben in Hirschau viele Menschen so gedacht. Seit er das Projekt vor ein paar Monaten zusammen mit seinem Kollegen, Pfarrer Stefan Fischer, angestoßen hat, hätten sich immer mehr Mitstreiter aus dem ganzen Ort gefunden: Die Stadt, das Kaolinwerk als Eigentümer des Berges, eine Bank als Sponsor und nicht zuletzt viele Menschen in der Stadtgemeinde, die anpacken wollen und am Freitag vor Pfingsten (6. Juni) das Kreuz gemeinsam hochtragen und es aufstellen werden. Es habe eine "Wahnsinns-Unterstützung" für das Projekt gegeben, sagt Fischer.
Auch für die Gestaltung des Kreuzes haben die beiden evangelischen Theologen sich etwas "Besonderes" einfallen lassen, das "zur Geschichte des Bergs passt und das etwas Extravagantes hat, wie der Sand, auf dem man hier steht", sagt Fischer. Die Umsetzung hat ein Künstlerpaar aus der Region übernommen: Hanna Regina Uber und Robert Diem vom Kunstprojekt Aschach fertigten in den vergangenen Monaten ein zwei Meter hohes Kreuz aus verrostetem Cortenstahl. Im Kreuzungspunkt der Balken glitzern vergoldete Edelstahlbleche.
"Im Montekreuz kommen zwei sehr unterschiedliche Materialien zusammen", sagen die beiden Künstler. Der Cortenstahl wirke grob und rau und nehme so Bezug auf die industrielle Geschichte des Standorts. "Cortenstahl wirkt durch die rostige Oberfläche eher vergänglich und steht für Mühsal und Leid. Das Gold im Zentrum des Kreuzes steht für Licht, Hoffnung, Freude und Ewigkeit."
Gemeinschaftsaktion mit Symbolkraft: Alle helfen mit beim Kreuztragen
Am Freitag vor Pfingsten wollen die örtlichen Vereine zusammen mit der Kirchengemeinde das Kreuz aufstellen. Das Betonfundament für das Kunstwerk am Berg ist bereits gegossen. Doch bevor es so weit ist, muss das schwere Gebilde per Muskelkraft nach oben getragen werden. Hirschaus Bürgermeister Hermann Falk (CSU) und die beiden evangelischen Dekane, Ulrike Dittmar (Sulzbach-Rosenberg) und Thomas Guba (Weiden), wollen wie viele andere Menschen im Ort ihre Muskeln spielen lassen, damit das Kreuz - in Etappen getragen - heil nach oben kommt, kündigen sie an.
Am 8. Juni um 14 Uhr soll es beim Pfingstsonntagsgottesdienst mit Regionalbischof Klaus Stiegler aus Regensburg eingeweiht werden. Angekündigt seien Kirchengemeinden "rund um den Berg", von Amberg über Hirschau und Kohlberg bis nach Neunburg vorm Wald. "Es könnte fast ein kleiner evangelischer Kirchentag werden, der jetzt endlich auch ein Altarkreuz hat", sagt Pfarrer Fischer. Zudem hoffe er, dass das neue Gipfelkreuz zu "einer Art Selfie-Point" am Berg werde. Auf dem Kreuz befindet sich ihm zufolge auch ein QR-Code. Das Kreuz selbst hat bereits eine Internetseite unter #montekreuz. Auch ein Gipfelbuch wird künftig ausliegen - "für Erlebnisse und Hoffnungsgeschichten", sagt Fischer.
Die beiden Pfarrer denken bereits über Pfingsten hinaus und kündigen weitere Angebote auf dem Berg an. Als Beispiele nennen sie Gemeinschaftsveranstaltungen wie Campen mit Kindern übers Wochenende. "Bei einer Schatzsuche könnten sich Gegenstände praktischerweise im Kaolin-Sand verstecken lassen." Auch Andachten bei Sonnenauf- und -untergang auf dem Berg schweben den beiden Theologen vor.
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