Kluger Humor, unendliche Anspielungen auf alle möglichen geschichtlichen Ereignisse oder aktuelle gesellschaftliche Erscheinungen haben der knallgelben Familie um Homer Simpson seit 1989 viele Fans beschert – auch in Deutschland.

Und natürlich geht es immer wieder um die Religion. Schließlich gehören der frömmelnde Nachbar der Simpsons, Ned Flanders, und der "presbylutherische" Gemeindepfarrer, Reverend Timothy Lovejoy, zum festen Personal der Serie.

"Warrin’ Priests" (etwa: Sich bekriegende Pastoren) – heißt die aktuelle Simpsons-Doppelfolge, deren zweiter Teil am vergangenen Sonntag im US-Fernsehen ausgestrahlt wurde. Der Titel klingt nach dem englischen Titel von Tolstois "Krieg und Frieden" ("War and Peace") – eine typische Simpsons-Doppelbödigkeit.

O-Ton Richard Rohr bei den Simpsons

Die Folgen 681 und 682 aus dem Springfield-Universum erzählen, wie ein neuer, sehr cooler Pfarrer für eine Renaissance des Glaubenslebens in der Stadt sorgt. Der Pastor hat dabei die auch aus dem Sonntagsblatt bekannten Theologen Nadia Bolz-Weber und Richard Rohr im Gepäck.

„Teils wirklich eins zu eins“ der Originalton von Richard Rohr ist das, was der junge Pfarrer den begeisterten Springfieldern zu sagen hat, sagt Andreas Ebert. Der bayerische Pfarrer und langjährige Leiter des Münchner spirituellen Zentrums St. Martin muss es wissen, denn er ist der deutsche Übersetzer des Franziskaner-Mystikers aus Albuquerque.

Die meisten von Rohrs Büchern sind im Münchner Claudius Verlag des Evangelischen Presseverbands erschienen, allerdings nicht jenes, das nun bei den Simpsons seinen Auftritt hat. Geschrieben hat die Simpsons-Doppelfolge der in den USA nicht unbekannte Comedian Pete Holmes. Angefangen hat er einst mit christlicher Comedy. 

Holmes kommt aus einem evangelikalen Elternhaus, er hat aber einige religiöse Häutungen hinter sich, wie er in einem Interview verriet. Die tätowierte lutherische Star-Pastorin Nadia Bolz-Weber nennt ihn einen „guten Kumpel“.

Das Gleichnis von Himmel und Hölle

Voll wie nie ist die sonst leere Kirche, seit Pastor Bode den Laden übernommen hat. Er schafft es mit Jazz und tiefgründiger Theologie sogar, dass die eingefleischte Buddhistin Lisa Simpson zu Jesus findet.

Himmel und Hölle macht er der Gemeinde mit einem chinesischen Gleichnis anschaulich. Es beschreibt die Hölle als einen Ort, an dem die Menschen an einer langen Tafel vor den köstlichsten Speisen sitzen, aber qualvoll hungern, weil ihre Essstäbchen so lang sind, dass sie die Speisen damit nicht in ihren Mund befördern können. Der Himmel? Genau die gleiche Tafel, aber mit Menschen, die sich helfen und gegenseitig füttern.

Am Ende kommt es, wie es kommen muss: Dem abgemeierten Springfielder Ortspfarrer Lovejoy gelingt es, eine unverzeihliche Jugendsünde seines Kontrahenten zu recherchieren: Pastor Wright hat bei einer Predigt eine Bibel verbrannt! Nur um zu demonstrieren, „dass es nicht darauf ankommt, die Straßenkarte anzubeten, sondern das Ziel zu erreichen.“ Aber damit ist der „Judas Priest“ (wie ihn Lovejoy nennt) erledigt, und der alte Pfarrer hat seinen Job wieder.

Ist 2021 mit den Simpsons Schluss?

Immerhin: Die Simpsons halten weiter zu Wright und laden ihn zum Essen ein. Das Tischgebet spricht der unorthodoxe Pfarrer: „Herr, lass die Simpsons nie an ihr Ende kommen“, betet er. Aber natürlich geht es da nicht nur um die Bitte um göttlichen Schutz für Homer, Marge, Bart, Lisa und all die anderen Charaktere aus der Simpsons-Familie.

Es geht um die ganze Serie: Im vergangenen Jahr kamen Gerüchte auf, der Sender Fox wolle die Sendung nach 31 Jahren im Sommer 2020 einstellen. Die Zuschauer sind weniger geworden, der Sender, zu dem auch Donald Trumps Haussender Fox News gehört, verdient kein Geld mehr mit den Simpsons.

Inzwischen steht fest: Wenigstens eine weitere Runde – bis 2021 – gibt es noch für die Kultserie. Und vielleicht erhört Gott das Gebet von Pfarrer Bode ja doch. Um die Lindenstraße zu überholen, fehlen den gelben Männchen jedenfalls noch vier Jahre.