Im Alter von 93 Jahren ist in Nürnberg die frühere evangelische Kirchenparlamentarierin und Pfarrfrau Friedl Bär gestorben. Das hat die Familie dem Sonntagsblatt am Donnerstag mitgeteilt. Für ihr Engagement für die Frauenrechte in der evangelischen Kirche wurde Bär 1991 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, 1996 erhielt sie die bayerische Staatsmedaille.

Germanistin setzte sich für frauengerechte Sprache ein

Als unkonventionelle Pfarrfrau aus Seukendorf (Landkreis Fürth) kandidierte Bär als erste Frau in ihrer Region für das Parlament der Landeskirche, die Landessynode. Nach zwei vergeblichen Kandidaturen zog sie dort schließlich 1983 ein. Sie engagierte sich für eine angemessene Pension für Pfarrerwitwen und kritisiert, dass die Ehefrauen von Pfarrern damals keinem eigenen Beruf nachgehen sollten.

Besonders am Herzen lag der Germanistin immer eine frauengerechte Sprache.

"Bei Predigten und sonstigen Ansprachen erfordert die frauengerechte Sprache Mühe und Nachdenken. Es wird noch lange dauern, bis Sturheit, Vorurteile und mangelnde Einsicht halbwegs überwunden sind."

Ab 1985 war Bär Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), zunächst als stellvertretendes Mitglied, anschließend als reguläres Mitglied bis 1998. "Auch in der EKD waren Frauenfragen ein nicht von allen geliebtes Thema", schreibt Bär in ihren humorvollen Erinnerungen. Sie setzte sich weiter für die Gleichstellung der Frauen ein, für die theologische Frauenforschung und dafür, dass die feministische Theologie universitär eingebunden würde.

Auch im Ruhestand noch aktiv

In ihrem Ruhestand arbeitete Bär an Vorträgen über Maria von Wedemeyer, der Verlobten des Widerstandskämpfers und Theologen Dietrich Bonhoeffer, befasste sich mit der Hexenverfolgung im Spätmittelalter und in der Neuzeit und weiter mit der Forderung nach frauengerechter Sprache. 1999 wurde sie beim Frauen-Geschichtswettbewerb der evangelischen Kirche in Bayern mit dem Argula-von-Grumbach-Preis geehrt.

2009 starb Friedl Bärs Mann, mit dem sie seit 1954 verheiratet war, und an dessen Seite sie von 1960 bis 1990 als Pfarrfrau in der Gemeinde Seukendorf wichtige Weichen gestellt hatte. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor.