Untergebracht waren die Schülerinnen und Schüler in Gastfamilien. Begleitet von ihrer Religions- und Sportlehrerin Gerda Harprath besichtigten sie tagsüber unterschiedliche Unternehmen in Karmiel und Umgebung - unter anderem einen der weltweit führenden Hersteller von Kunststoff und Gartenmöbeln, eine Art israelisches SOS-Kinderdorf, sowie einen typisch israelischen Kibbuz, eine landwirtschaftliche Siedlung, in der unter anderem medizinisches Marihuana angebaut wird.
Möglich gemacht hat das Günter Wurm, der seit mehr als 15 Jahren die Städtefreundschaft zwischen der Stadt Karmiel im Norden Israels mit 50.000 Einwohnern und der Marktgemeinde mit viel Einsatz und Beharrlichkeit voranbringt. Zahlreiche gegenseitige Besuche hat er schon organisiert, den Austausch von Sportgruppen, Chören, Kommunalpolitikern, aber das Schüleraustausch-Projekt war eine sehr große Herausforderung, sagt er:
"Ich hätte nicht gedacht, dass das so schwierig wird. Seit 15 Jahren habe ich versucht, die Schulen anzuschreiben und mit ihnen Gespräche zu führen und jetzt habe ich endlich einen Rektor gefunden, der das gut findet."
Schulleiter Josef Maisch war gleich begeistert von der Idee, die Partner in Israel sowieso, nur die Schüler zuerst leider nicht. Vor den letzten Sommerferien machte er seinen Schülern das Angebot, ihr Betriebspraktikum in Israel zu absolvieren. Zunächst zeigte niemand Interesse. Erst nach den Sommerferien meldeten sich sieben Schülerinnen und Schüler an und der Schulleiter beschloss:
"Wenn wir sieben Schülerinnen und Schüler haben, die den Schritt wagen, dann wagen wir das auch, das zu organisieren."
Zusammen mit Günter Wurm machte er sich mit viel Engagement auf die Suche nach finanzieller Unterstützung. Denn offizielle Fördertöpfe für das Projekt gab es keine. Zum Glück fanden sich mehrere Sponsoren und auch die Marktgemeinde Mering gab einen Zuschuss. Denn der Meringer Bürgermeister Dieter Kandler hält die Sache für eine tolle Idee:
"Die Jugendlichen sind begeistert und haben einiges lernen können, auch eine andere Art von Leben und Gesellschaft. Reisen bildet."
Und das können die jungen Leute der 10. Klasse des Meringer Gymnasium nur bestätigen. Alle waren begeistert von der Offenheit und Gastfreundlichkeit der Israelis, ja haben sogar Freude gefunden. Und jeder hat seinen ganz persönlichen Eindruck mitgebracht: Paul (15) war sehr berührt von den Feiern zum Holocaust-Gedenktag, Amanda (15) musste sich zuerst an die Soldaten in den Bussen und auf der Straße gewöhnen. Ein Thema, das auch Selina (16) beschäftigt:
"Ich fand das beeindruckend, dass es da die Wehrpflicht für alle gibt, für Jungs drei und für Mädchen zwei Jahre, das ist bei uns ja ganz anders."
Apropos Militär: Von den Raketen, die aus Gaza auf Tel Aviv abgefeuert wurden, als sie dort waren, haben sie nichts gemerkt. Selina erfuhr erst per WhatsApp aus Deutschland davon: "Wir hatten dann schon Angst, aber die wurde uns gleich wieder genommen. Die haben uns dann gleich beruhigt und den Bunker gezeigt." Aber es war nicht nötig, den aufzusuchen.
Die Schüler möchten auf jeden Fall wieder nach Israel fahren, dann auch für längere Zeit. Besonders freut das den Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Augsburg-Schwaben, Gerhard Schröder:
"Ich finde es ganz besonders wichtig, dass junge Leute nach Israel fahren. Und wir würden das gerne auch im nächsten Jahr fortsetzen und finanziell fördern."
So sieht das auch Bürgermeister Kandler, denn für ihn ist dieser Schüleraustausch ein weiterer wesentlicher Schritt hin zur offiziellen Städteparnterschaft zwischen Karmiel und Mering.