Der junge Nürnberger Verein Aelius Förderwerk hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. "Wir wollen 2023 das erste Schüler-Förderwerk mit staatlicher Förderung werden", sagt der gebürtige Nürnberger Sagithjan Surendra.

Der 22-jährige Student der Molekularen Medizin an der Uni Erlangen-Nürnberg hat Ende 2018 mit Gleichgesinnten den Verein aus der Taufe gehoben. Statt Studenten werden bereits Schüler ideell gefördert und durch Mentoren unterstützt. Das sei der erste große Schritt hin zu einem bundesweiten Stipendienprogramm für Schüler.

"Faire Bildungschancen sind ein Märchen", sagt der Sohn von Flüchtlingen aus Sri Lanka. Zwar sei seine Schullaufbahn bei den Noten "ideal" verlaufen. Trotzdem sei ihm bei seinem Abitur im Rückblick aufgefallen, welchen Stellenwert finanzielle Mittel und soziales Umfeld ausmachen. Sein Vater sei als Staplerfahrer weit entfernt vom Bildungsbürgertum, seine Mutter spreche bis heute nur leidlich Deutsch.

Aelius Förderwerk: Mentoringprogramm soll helfen

Surendra will Schülern ab 14 Jahren helfen, ihren eigenen Bildungsweg zu gehen. Dazu dienen beispielsweise Workshops, die entweder selbst entwickelt sind oder im Auftrag von Schulen oder Organisationen der Jugendarbeit kostenlos konzipiert werden. Das kann beispielsweise mal ein Besuch im DNA-Labor sein, bei denen Schüler ihre eigene DNA extrahieren können. Andere Themen sind unter anderem Nachhaltigkeit und ökologischer Fußabdruck oder auch Lernkompetenztraining, Theater sowie Geschlechter-Diversität.

Ein weiterer wichtiger Baustein ist für Surendra das Mentoringprogramm. Der Verein bringt erfahrene Praktiker mit Schülern zusammen, die sich noch in einer Orientierungsphase befinden. So bekam eine Hamburger Schülerin die Möglichkeit, trotz der Skepsis der Eltern über einen erfahrenen Schauspieler in die bunte Theater- und Kunstwelt der Hansestadt hineinzuschnuppern. Auch Politiker oder Aktivisten haben sich bei Aelius angeboten, Jugendliche als Mentoren zu begleiten.

"Sie wollen die Möglichkeit nutzen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben."

Der Medizinstudent mit einem Faible für Naturwissenschaften bleibt aber auch selbst neugierig. Gerade hat er ein mehrmonatiges Praktikum in einem Berliner Abgeordnetenbüro abgeschlossen. "Der Blick über den Tellerrand bleibt immer wichtig", findet er. Zumal die politische Praxis auch seine Themen, Bildung und Medizin, beeinflussen. Sein Praktikum während der "Corona-Blütezeit" habe ihm gezeigt, wie schnell die Gesetzgebung im Konsens sein kann.

Die Erfahrung bestärkt ihn, sein auf den ersten Blick unmögliches Anliegen - öffentliche Förderung für das Schülernetzwerk Aelius - voranzutreiben. Denn formal ist Schulbildung kostenlos, ein "Stipendium für Schüler geht eigentlich nicht". Surendra verweist deshalb auf den Nationalen Bildungsbericht, "der sagt etwas anderes". Demnach bestehen beispielsweise für die Bildung drei zentrale Risiken, nämlich formal gering qualifizierte Eltern sowie die soziale und die finanzielle Risikolage, die manche Bevölkerungsgruppen in besonderer Weise treffen.

Viel Anerkennung für den jungen Verein Aelius

Aus der Praxis bekommt die Arbeit von Aelius viel Anerkennung. Knapp über 100 Aktive engagieren sich bundesweit für die Bildungs- und Persönlichkeitsarbeit des Vereins. Über die verschiedenen Formate wurden im letzten Jahr rund 2.000 Schüler erreicht. Für das Engagement mit Jugendlichen aus sozioökonomisch benachteiligten Haushalten erhielt der Verein zuletzt vom Bayerischen Landtag den mit 10.000 Euro dotierten Bürgerpreises 2020. Zuvor hatte bereits der Deutsche Hochschulverband Surendra als einen Vorkämpfer für Chancengerechtigkeit als "Studenten des Jahres" ausgezeichnet. Zudem ist das Bildungsprojekt für den Deutschen Engagementpreis 2020 nominiert.

Aktuell ist der Verein in einem der Nürnberger Stadtmauertürme untergebracht, die Stadt stellt die Räume kostenlos zur Verfügung. Um die Arbeit des Förderwerks weiter zu professionalisieren, soll in Zukunft eine Stelle für einen hauptamtlichen Geschäftsführer geschaffen werden. Die Position schließt Surendra, der erst einmal sein Studium abschließen will, kategorisch für sich aus.