Junge Frauen setzen bei der Berufswahl noch immer überwiegend auf vermeintlich "typische Frauenberufe". Wie eine Anfrage der frauenpolitischen SPD-Sprecherin Ruth Müller ergab, arbeiten knapp die Hälfte der weiblichen Beschäftigten unter 25 Jahren in Bayern in Gesundheitswesen, Einzelhandel, Erziehung und Unterricht, in der öffentlichen Verwaltung, im Sozialwesen oder in Heimen.
In technischen und MINT-Berufen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik seien gerade einmal fünf Prozent der unter 25-jährigen Frauen angestellt, teilte die Bayern SPD am Mittwoch in München anlässlich der Berufsorientierungstage Girls'Day und Boys'Day am 22. April mit.
Girls'Day und Boys'Day in Bayern
Diese "Frauenberufe" seien zwar systemrelevant, aber oft schlecht bezahlt, kritisierte Müller. Es gelte dafür zu sorgen, dass sie für Frauen und Männer attraktiv sind. Ebenso wichtig sei, Mädchen Perspektiven jenseits traditioneller Berufsmuster in technischen Ausbildungen und Studienfächern aufzuzeigen.
Auch unter Studierenden zeigten sich diese Muster: Aktuell seien 50 Prozent der Studierenden weiblich, doch der Frauenanteil an der Hochschule für angewandte Sprachen in München betrage 80 Prozent, während an der Technischen Universität München (TUM) in Garching nur 24 Prozent Frauen eingeschrieben seien.
Die SPD hat zudem abgefragt, wer häusliche Pflege leistet. Auch hier ergab sich ein traditionelles Bild: 75 Prozent der Pflegenden waren weiblich: Töchter (40 Prozent), Ehefrauen (26 Prozent) und Schwiegertöchter (acht Prozent).
Der Girls'Day und Boys'Day findet in diesem Jahr coronabedingt überwiegend digital statt. Zahlreiche Unternehmen öffnen für potenziellen Nachwuchs ihre Türen; Schülerinnen und Schüler bekommen die Möglichkeit, in Berufe zu schnuppern, die sie bisher nicht im Blick hatten.
Niemand müsse sich bei der Wahl des Berufs von Klischees leiten lassen, betonte Bayerns Arbeitsministerin Carolina Trautner (CSU) in einer Mitteilung: Talent kenne kein Geschlecht.