Kirchliche Umweltschützer haben die evangelische und katholische Kirche mit einer bundesweiten Aktion dazu aufgefordert, bis 2030 selbst klimaneutral zu werden. Bei dem Aktionstag am Mittwoch haben Mitglieder der "Christians for Future" verschiedenen Erzbistümern und Landeskirchen eine Liste mit Forderungen überreicht. "Wir möchten damit erreichen, dass Kirchen mutiger für den Klimaschutz eintreten", erklärte einer der Initiatoren der Aktion, Georg Sauerwein, dem Sonntagsblatt. Unter anderem sei die Forderungsliste an die Kirchenleitungen in Augsburg, München und Würzburg überreicht worden.

Die Kirchen sollen sich mit ihren klimapolitischen Positionen stärker in die politische und gesellschaftliche Debatte einbringen, lautet eine weitere der insgesamt zwölf Forderungen des Aktionsbündnisses. "Wir wünschen uns einen Klimaschutz in der Kirche, der sich nicht nur auf Sonntagsreden beschränkt, sondern sich auf den Weg begibt und mehr Wirkung erzielt", erklärte Sauerwein. Dazu gehöre etwa, bei den eigenen Gebäuden und Anwesen bis 2030 eine Klimaneutralität zu erreichen und künftig nicht mehr in Unternehmen zu investieren, die ihren Umsatz mit Öl, Gas und Kohle machten.

Christians for Future: Kirchen sollen bis 2030 selbst klimaneutral werden

Außerdem sollen die Kirchen mehr in die Pastoral- und Bildungsarbeit investieren, so die Forderung von Christians for Future. "Jede Diözese und jede Gemeinde sollte einen Umweltbeauftragten haben", so Sauerwein. Insgesamt gehe es bei der Aktion nicht darum, Kirchen gegeneinander auszuspielen. "Wir wollen zeigen, dass viele Kirchen schon gut unterwegs sind beim Thema Klimaschutz – und darauf aufmerksam machen, dass wir viel voneinander lernen können", sagte Sauerwein.

Das Aktionsbündnis sei ökumenisch und wolle möglichst viele kirchliche Einrichtungen erreichen, sagte Sauerwein. Zu ihm gehören evangelische und katholische Theologinnen und Theologen, Wissenschaftler sowie zahlreiche Personen aus Gesellschaft und Politik, die sich ehrenamtlich engagierten. Sauerwein ist Theologe und promoviert derzeit in Innsbruck.

Christians for Future

Die Aktionsgruppe "Christians for Future" versteht sich als Teil der Fridays-For-Future-Bewegung. Sie engagiert sich für Klimaschutz, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Das Engagement umfasst die Arbeit direkt in Kirchengemeinden und in der nachbarschaftlichen, ökumenisch orientierten Öffentlichkeit ebenso wie die Durchführung eigener Aktionen zum Thema Klima- und Umweltschutz.

Weitere Informationen zur Aktionsgruppe "Christians for Future" unter diesem Link.

12 Forderungen von "Christians for Future"

ALLGEMEINE FORDERUNGEN

  • Die Kirchenleitungen zeigen sich solidarisch mit den Forderungen von Fridays For Future Deutschland und kommunizieren dies öffentlichkeitswirksam durch Worte und Taten.
  • Die Kirchenleitungen stehen zusammen mit anderen Religionsgemeinschaften auf nationaler und regionaler Ebene  in regelmäßigem strukturierten Austausch mit der Klimagerechtigkeitsbewegung mit dem Ziel, sich gemeinsam für Klimagerechtigkeit einzusetzen.
  • Die Kirchenleitungen auf nationaler und regionaler Ebene machen mit regelmäßigen öffentlichkeitswirksamen Aktionen, zum Beispiel persönlicher Beteiligung an Demonstrationen zum Globalen Klimastreik, Menschenketten für Klimagerechtigkeit, Mahnwachen oder ähnlichem, auf die Dringlichkeit des Klimaschutzes aufmerksam.
  • Die Kirchenleitungen suchen das persönliche Gespräch mit der Politik und fordern einen deutlichen Wandel hin zu klimagerechter Politik.
  • Die internationale ökumenische Zusammenarbeit und weltkirchliche Solidarität auf den unterschiedlichen kirchlichen Ebenen wird gestärkt in Bezug auf die gemeinsame Herausforderung der globalen Klima- und Umweltkrise, die viele Länder in Afrika, Lateinamerika, Asien und Ozeanien besonders hart trifft.

     

UMSTELLUNG DES EIGENEN HANDELNS IN DEN KIRCHEN

  • Die Landeskirchen und (Erz-)Bistümer setzen sich das Ziel, bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen. Haushaltsplanungen und Investitionsentscheidungen werden an diesem Ziel ausgerichtet.
  • Die Landeskirchen und (Erz-)Bistümer stellen sicher, dass alle land- und forstwirtschaftlichen Flächen in kirchlichem Besitz bis 2035 klimapositiv und nach den Kriterien des Ökolandbaus bewirtschaftet werden. Neuverträge werden ab sofort nach diesen Kriterien abgeschlossen. Auf den Einsatz von Torf wird ab sofort verzichtet.
  •  Die Landeskirchen und (Erz-)Bistümer verpflichten sich auf Divestment (Ausschlusskriterien für Geldanlagen) von Kohle, Öl und Gas und verkünden diese Verpflichtung öffentlichkeitswirksam.
  •  Alle (Erz-)Diözesen und Landeskirchen schaffen pro 100.000 Kirchenmitgliedern eine Vollzeitstelle im Umwelt- und Klimabereich. Auf nationaler Ebene richten die Kirchen Kompetenzstellen Klimaneutralität ein.

 

BEWUSSTSEINSWANDEL INNERHALB DER KIRCHEN

  • Die Kirchenleitungen fördern kooperative Bündnisse, die das Engagement für Klimagerechtigkeit in den Kirchen vorantreiben, wie das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit.
  •  Die Kirchenleitungen stellen sicher, dass das dringende Handeln zur Bewahrung der Schöpfung in der pastoralen Arbeit und Ausbildung grundgelegt ist. Dafür organisieren sie verpflichtende Fortbildungen für alle Hauptamtlichen zum Thema Klimakrise.
  •  Die Kirchenleitungen fördern verstärkt Schöpfungsverantwortung in Liturgie und Spiritualität. Zusätzlich beteiligen sich die Kirchen an dem Bemühen, pastorale Antworten auf die große Sorge und Zukunftsangst vieler Menschen zu bieten und schaffen seelsorgerische Angebote für interessierte Aktivist*innen.