Digitale Kirche ist spätestens seit Beginn der Corona-Krise in aller Munde. Für die einen ist es ein Zusatz zur klassischen Gemeinde- und Kirchenarbeit, für die anderen ist es der persönliche Raum online, den man sich selbst gestalten kann, und für wieder andere ist es ein Ort, um Neues auszuprobieren.
In Kirchengemeinden, auf Barcamps und Hackathons ist in den vergangenen Monaten und Jahren viel ausprobiert und angestoßen worden. Wir sind ins Netz eingetaucht und haben uns ein paar spannende Projekte näher angeschaut.
Glaubenshack
Glaubenshack ist nach dem bundesweiten Hackathon der Bundesregierung "Wir vs. Virus" entstanden. Hackathon ist eine Wortverbindung aus "Hacken" und "Marathon". Auf diesen zeitlich begrenzten Veranstaltungen wird in Gruppen versucht, nützliche, unterhaltsame oder kreative Lösungen im Zusammenhang mit dem Internet zu erarbeiten. Der Begriff kommt eigentlich aus dem IT-Bereich, aber es gibt mittlerweile Hackathons in den unterschiedlichsten Bereichen. So hat auch Glaubenshack angefangen. Das Team besteht aus sechs Ehrenamtlichen, die in ganz Deutschland verteilt sind. Im Rahmen des ersten Glaubenshacks entstanden diverse Projekte (wie etwa die Mutmacherei, die weiter unten in diesem Artikel vorgestellt wird), die auch nach dem eigentlichen Glaubenshack-Wochenende weiterverfolgt wurden.
Ende März steht dann der zweite Glaubenshack an und beschäftigt sich mit der Fragen, wie Kirche nach dem Lockdown aussehen soll. Die Initiator*Innen sind der Meinung, dass die Kirche nach dem Lockdown nicht in alte Muster zurückfallen darf, sondern ein Umdenken passieren soll.
Hier geht's zum Instagram-Account von Glaubenshack.
60sekundenkirche
60 Sekunden Kirche ist während der Corona-Pandemie entstanden. Das Team besteht aus Gemeindeassistent*innen und ein Diakon aus den (Erz-)Bistümern Fulda, Köln, Hildesheim und Paderborn. Sie wollen kirchliche Begriffe knapp und einfach erklären. Sie behandeln Themen aus dem Kirchenjahr, nehmen aber auch Vorschläge aus ihrer Community auf. In 60 Sekunden langen Storys auf Instagram geht es zum Beispiel um St. Martin, die Bedeutung der Krippe oder der Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Kirche. Sie möchten ihre Follower digital begleiten und sind der Meinung, dass Kirche auch digital gut aufgestellt sein muss.
Der Account ist für euch der richtige, wenn ihr kurze, knackige Erklärungen für kirchliche Themen haben wollt.
Hier geht's zum Instagram-Account von 60sekundenkirche.
Gebetshaus Augsburg
Das Gebetshaus Augsburg bietet einen Ort, an dem rund um die Uhr gebetet werden kann. Dahinter stehen viele hauptamtliche und noch mehr ehrenamtliche Mitarbeiter*Innen. Daneben gibt es diverse Veranstaltungen, wie Donnerstag Abend. In dieser offenen Veranstaltung werden Gebet, Musik und Gespräche miteinander verbunden. Schon vor Beginn der Corona-Pandemie war Donnerstag Abend als Stream verfügbar. Das Gebetshaus will das Beten in verschiedenen Formen erfahrbar machen. So ermöglichten es etwa diverse Livestreams, die rund um die Uhr liefen, den Raum fürs Gebet ins Digitale zu übertragen.
Hier geht's zum Instagram-Account von Gebetshaus Augsburg.
Mutmacherei
Während des ersten Hackathons im Frühjahr 2020 entstand die Idee für die Mutmacherei. Betrieben wird der Kanal von einem ökumenischen Team aus Jugendreferent*Innen aus Südbayern. Sie möchten jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren Impulse geben, um über sich selbst nachzudenken, Zeit mit sich selbst zu verbringen und Neues auszuprobieren. Digitale Kirche ist für sie eine Gemeinde, die man sich selbst zusammensuchen und die Anregung geben kann. Für die Fastenzeit 2021 entstand das gedruckte Heft #MeTime, zu dem es montags Austauschtreffen per Videotelefonie über Zoom gibt.
Hier geht's zum Instagram-Account von mutmacherei.
Wochenworte
Wochenworte übersetzt die Wochensprüche des Kirchenjahrs in moderne Sprache und reduziert sie auf wenige Worte. Der Macher des Accounts, der hessische Pfarrer Lutz Neumeier, möchte Gedankenanstöße für die Woche liefern, die die Nutzer*Innen mit in ihren Alltag nehmen können. Gestartet ist das Projekt im Advent 2019 und jedes Kirchenjahr bekommt ein eigenes Design. Neben den Bild-Posts, für die er mit einem Grafiker zusammenarbeitet, erstellt Neumeier auch kurze Videos. Inspiration dafür hat er aus England mitgebracht, wo er einige Jahre gelebt hat. Der Gemeindepfarrer kann über digitale Kirche nicht nur mit seiner Gemeinde im hessischen Lich in Kontakt bleiben, sondern er sieht digitale Kirche als eine hybride Kirche, die die Verbundenheit über den persönlichen Kontakt hinaus erhalten kann.
Hier geht's zum Instagram-Account von Wochenworte.
Machkirchenmusik
Die Kampagne machkirchenmusik ist im Herbst 2019 gestartet. Dahinter stehen zehn Personen, Studierende der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth, der Rektor der Hochschule, Wolfgang Döberlein, und Kantoren aus verschiedenen Gemeinden. Ziel ist es, Kirchenmusiker*Innen zu vernetzen und junge Menschen für das Themenfeld zu begeistern. Digitale Kirche bietet für sie einen neuen Weg der Vernetzung und des Austauschs, der über das Musik-Machen und Musik-Erfahren hinausgeht. Es werden nicht nur Termine kommuniziert, sondern über historische Persönlichkeiten berichtet und Menschen vorgestellt, für die Kirchenmusik eine Leidenschaft ist.
Hier geht's zum Instagram-Account von machkirchenmusik.
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