Volker Pispers, Urban Priol, Josef Hader - sie alle haben hier mal klein angefangen, die Zwerchfell-Profis, die heute auf den großen Bühnen zuhause sind oder über den Bildschirm flimmern. Georg Schramm hat hier sogar mal selbst Eintritt bezahlt, weil der Kartenabreißer ihm nicht glauben wollte, dass er der Künstler des Abends ist. Martin Buchholz brach einst eine Vorstellung ab, weil er mit dem Publikum einfach nicht klar kam - und dieses mit ihm auch nicht.

Zehn Jahre lang hat sich Andreas Rebers hier mit einer kleinen, langsam wachsenden Zuhörerschaft regelrecht abgemüht - heute gehört er zu den ganz Großen. Solche Geschichten und Anekdoten könnte Kiki Schmidt, Vorsitzende des Vereins, stundenlang erzählen. Zirka 100 Veranstaltungen werden im Burgtheater Nürnberg von meist vier Ehrenamtlichen von September bis ins späte Frühjahr gestemmt, auch Studenten sind immer wieder mit dabei. "Wir haben eine gesunde Mischung an Altersgruppen im Verein", meint Schmidt.

YouTube-Links statt Videokassetten

Dazu gehört auch die aus acht Personen bestehende Programmgruppe, die regelmäßig die Bewerbungen von Künstlern studiert und auswählt, wer ins Konzept Kabarett passt. Früher waren es kistenweise Videokassetten, die Monat für Monat in das kleine Theater unterhalb der Burg geschickt wurden. Heute sind es vorwiegend YouTube-Links oder USB-Sticks mit Videoclips. "Wir könnten drei Mal so viele Abende anbieten", erklärt Schmidt. Die Auswahl erfolgt demokratisch, jeder kann sich mit seinem Sinn für Humor einbringen. "Es ist gut, dass die Geschmäcker so verschieden sind", sagt sie. Im Lauf der Jahre habe man ein Auge für Qualität entwickelt. Platte Gag-Erzähler hätten auf der Burgtheater-Bühne nichts verloren.

Es ist intim, manchmal schweißtreibend ehrlich, auf dieser Bühne zu stehen und auf Tuchfühlung mit dem Publikum zu sein. "Viele renommierte Künstler kommen auch heute noch hierher und probieren ihr neues Programm aus", sagt Ulrike Mendlik, einzige Hauptamtliche des Burgtheater-Vereins, dessen Gründer vor vier Jahrzehnten das Nürnberger kulturelle Leben um eine Facette bereichern wollten, die es bis dato nicht gab.

"Kleinkunst"

"Kleinkunst" war Ende der 70er der Überbegriff zu allem, was nicht konform für das Programm von Staatstheater oder Meistersingerhalle war beziehungsweise nicht die Massen lockte. Theater wie das "Salz + Pfeffer" oder das "Pfütze" gab es noch nicht in Nürnberg. Zeitgleich entstand auch das "Gostner Hoftheater" im Stadtteil Gostenhof, das programmatisch aber eher auf Eigenproduktionen sowie Theaterstücke junger Autoren und Bearbeitungen von Klassikern setzte. Mit den Kollegen lebt man seither in vertrautem Nebeneinander. "Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass kleine Theater sich nicht gegenseitig kannibalisieren", so Mendlik.

Der Burgtheaterverein beteiligt sich von Anfang an auch am kulturellen Miteinander in der Stadt. So bietet man beispielsweise beim "Bardentreffen" eine Station für Künstlergespräche im Begleitprogramm des dreitägigen Open-Air-Musikfestivals. Und mit der Tafelhalle, dem 1987 eröffneten Kulturzentrum in der ehemaligen Schraubenfabrik des Tafelwerks, hat man eine Ausweich-Location, wenn ein Künstler doch mal weitaus mehr Leute zieht, als es für das kleine Burgtheater zumutbar ist. Mit rund 80 Prozent ist dieses auch regelmäßig gut ausgelastet.