Gattendorf wird das erste Mal im Jahr 1234 urkundlich erwähnt, als sich aus einer kleinen Kapellensiedlung und einem kleinen Dorf rund um eine Befestigung auf dem Burgberg ein Doppelort entwickelte. Aus der kleinen Kapelle entstand die evangelische Markgrafenkirche Kirchgattendorf, in der eine Mischung aus Neuem und Altem schon auf den ersten Blick sichtbar ist.

Die Geschichte des Gebäudes

Die Kirche in ihrer heutigen Form ist bereits das dritte Gotteshaus an dieser Stelle. Die kleine, aber feine Markgrafenkirche war ursprünglich eine Kapelle ihrer Mutterkirche St. Lorenz in Hof. Sie ist wahrscheinlich im Laufe des 11. Jahrhunderts entstanden, gilt aber erst ab dem Jahr 1473 als eigenständige Pfarrei. 1250 wird das Kirchenschiff gebaut, doch der Chor mit seinem Sternengewölbe und der Kirchturm werden erst im 14. Jahrhundert dem Gebäude beigefügt.

Die Kirche in der Gotik

Die Kirche weist einige seltene gotische Elemente auf, darunter vor allem einige Wandmalereien, die jedoch nur noch teilweise an den Wänden sichtbar sind. Sie zeigen den heiligen Christopherus, die heilige Agnes und den Zug der heiligen drei Könige. Der älteste Bestandteil der gotischen Inneneinrichtung ist jedoch ein lebensgroßes Kruzifix, das ursprünglich vermutlich am Chorbogen hing und heute an der Empore angebracht ist. Besonders ist, dass der Gekreuzigte echtes Menschenhaar trägt. Eine letzte Auffälligkeit sind die gotischen Schnitzereien am Chorgestühl der Kirche, das der Gemeinde 1509 von Gett von Sparneck gestiftet wurde. Nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Symbole wurden in das Holz geschnitzt, das als das letzte erhaltene Werk Alt-Hofer Schnitzkunst aus der Gotik gilt.

Die Barockisierung der Kirche

Dass die gotischen Wandmalereien heute nicht mehr vollständig erhalten sind, ist der Barockisierung der Kirche zu verschulden. Die für den Barock typische Empore des Gotteshauses wurde achtlos vor die Fresken gestellt, was zur Folge hatte, dass nun nur noch einzelne Teile der Malereien sichtbar sind und zwischen den Bänken ein einzelner Fuß, oder ein Kopf entdeckt werden kann. Die Empore zeigt die Passions- und Ostergeschichte, aber auch einige Darstellungen der Himmelfahrt, Pfingsten und der Steinigung des Stephanus. Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Ovalfenster der Kirche eingebrochen, damit mehr Licht in das Gebäude fällt. Kurz darauf wurde auch die Innenausstattung des Gotteshauses barockisiert, denn Wolf Christoph von Schmidt erwarb im Jahr 1700 die Herrschaft über Kirchgattendorf und begann zahlreiche Bautätigkeiten im ganzen Ort. Ihre heutige barocke Ausstattung, darunter auch den weißen Kanzelaltar, erhielt die Kirche jedoch erst in den drei Jahren von 1751 bis 1753.

Weitere Besonderheiten

Weniger offensichtlich ist eine Auffälligkeit in der Sakristei: Wer den Raum öffnet, braucht starke Nerven, denn auf der Tür ist innen ein großes Skelett mit Sanduhr angebracht – als Mahnung, dass das irdische Leben befristet ist.

Der Kanzelaltar der Kirche.
Der Kanzelaltar der Markgrafenkirche Kirchgattendorf.
Das Skelett auf der Tür der Sakristei der Markgrafenkirche Kirchgattendorf.
Das Kruzifix in der Markgrafenkirche Kirchgattendorf.
Eine Darstellung in der Markgrafenkirche Kirchgattendorf, die zeigt, wie Jona vom Wal ausgespuckt wird.
Schnitzereien auf den Stühlen
Gotische Schnitzereien auf den Stühlen der Markgrafenkirche Kirchgattendorf.

Markgrafenkirche Kirchgattendorf

Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Gattendorf
Kirchberg 5
95185 Gattendorf

Telefon (09281) 40 361
Fax (09281) 833 97 60

E-Mail: pfarramt.gattendorf@elkb.de
www.kirche-gattendorf.de

Weitere Bilder, Informationen und Daten zur Markgrafenkirche Kirchgattendorf finden sich auf der Internetseite der Markgrafen e.V: www.markgrafenkirchen.de.

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