Ein Forscherteam unter der Leitung der Technischen Universität München (TUM) hat den Meeresspiegelanstieg der Nord- und Ostsee zum ersten Mal präzise und flächendeckend vermessen.

Mithilfe einer neu entwickelten Methode sei es möglich, Schwankungen in der Nähe der Küste und bei Meereisbedeckung auf den Millimeter genau zu bestimmen, teilte die TUM am Dienstag mit. Solch präzise Daten seien eine wichtige Voraussetzung für besseren Küstenschutz.

Anstieg des Meeresspiegels würde Milliarden Menschen bedrohen

Ein Anstieg des Meeresspiegels aufgrund des Klimawandels könne für die Milliarden Menschen, die in Küstennähe leben, existenzbedrohend werden.

Um sie und die Infrastruktur zu schützen, etwa mit Flutschutzanlagen oder höheren Deichen, brauche es zuverlässige Prognosen, erklärte Professor Florian Seitz, Leiter des Deutschen Geodätischen Forschungsinstituts der TUM. Voraussetzung dafür seien allerdings Daten mit hoher räumlicher Auflösung. "Und die waren bisher nicht flächendeckend verfügbar."

Mittels Algorithmen werden Meeresspiegeländerungen gemessen

Im Projekt "Baltic Sea Level" hat das Forschungsteam Algorithmen entwickelt, um Messdaten von Radarsatelliten so aufzubereiten, dass sich Meeresspiegeländerungen auch in Küstennähe und unter Eis hochauflösend und mit hoher Genauigkeit erkennen lassen.

Die Analyse für die Ostsee zeigt die regionalen Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs während des letzten Vierteljahrhunderts: Während im Süden, an der deutschen und dänischen Küste, der Meeresspiegel jährlich um zwei bis drei Millimeter stieg, waren es im Nordosten, im Bottnischen Meerbusen, sechs Millimeter. An der Nordsee steigt der Meeresspiegel im Mittel um 2,6 Millimeter im Jahr, in der Deutschen Bucht beträgt der Anstieg 3,2 Millimeter.