Die Angebote für Hospiz- und Palliativversorgung in Bayern werden laut Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) immer vielfältiger. Er betonte am Montag anlässlich der fünften Jahrestagung zur Hospiz- und Palliativversorgung in Nürnberg:

"Wir treiben den Ausbau weiter voran. Oberstes Ziel müssen Angebote sein, die sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen orientieren."

In Bayern seien Versorgungsstrukturen auf höchstem Qualitätsniveau bereits Realität.

Wachsendes Angebot in Bayern

Bayernweit gibt es laut Holetschek aktuell 74 Palliativdienste und 53 Palliativstationen an Krankenhäusern. 53 Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung kümmern sich um die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit einer besonders hohen Symptomlast. Des Weiteren existieren 22 stationäre Erwachsenen-Hospize und zwei Tageshospize.

Auch für Kinder und Jugendliche gebe es ein wachsendes Angebot. In rund 140 Hospizvereinen sind etwa 7.000 Ehrenamtliche aktiv. Diese begleiten die Betroffenen, ihre Angehörigen und Familien insbesondere zu Hause, in Krankenhäusern oder in stationären Pflegeeinrichtungen.

Knödlseder fordert mehr Hospizplätze

Der Vorsitzende des Bayerischen Hospiz- und Palliativ-Verbands, Willy Knödlseder, forderte mehr stationäre Hospizplätze. Gerade weil es immer mehr Single-Haushalte in den Städten gebe, halte er einen Ausbau für erforderlich, sagte er dem Sonntagsblatt. Sterbenskranke Menschen, die keine Familie haben, könnten meist nicht bis zum Schluss von ehrenamtlichen Hospizhelfern betreut werden.

"Es wird in der Krankheit einen Zeitpunkt geben, an dem der Besuch der Hospizhelfer zwei bis dreimal in der Woche nicht mehr reicht."

Er wolle nicht die ambulante Hospizhilfe gegen die stationäre ausspielen, und er fordere auch nicht in jeder kleinen Gemeinde ein eigenes stationäres Hospiz. Er stellte aber fest, dass die bisher bestehenden stationären Hospize bis zu 98 Prozent ausgelastet seien und gerade kleinere Krankenhäuser auf dem Land oft nicht einmal Palliativabteilungen hätten.

Knödlseder plädierte auch dafür, ehrenamtlichen Hospizbegleitern nicht zu viel zuzumuten.

"Wir dürfen diesen Dienst, der von der Kontaktanbahnung bis zur Trauerbegleitung reicht, nicht überfrachten."

In der Riege der Hospizhelfer gebe es gerade einen Generationenwechsel, der auch durch die Corona-Pandemie gefördert worden sei. Bis zu 30 Prozent der Ehrenamtlichen hätten in dieser Zeit den Dienst aufgegeben. Nun müssten neue Leute gefunden werden, die sich mit dem tabuisierten Thema Tod auseinandersetzen wollen. "Aber wir begleiten nicht das Sterben, sondern das Leben an seinem Ende", erklärt der Passauer die Grundidee der Hospizbewegung.

Herausforderung: Umgang mit Suizidassistenz

Eine aktuelle Herausforderung für die Hospizbewegung ist laut Knödlseder der Umgang mit dem derzeit diskutierten Gesetz zu Suizidassistenz. Wir klären den Umgang damit zurzeit mit der Hospizbewegung und den Kirchen noch ab. "Aber es ist gar nicht einfach, hier eine Richtlinie an die Vereine vor Ort vorzugeben", sagte Knödlseder.

Auch in dieser Frage beschäftigt ihn der Umgang mit den Ehrenamtlichen: "Kann man einem Hospizhelfer zumuten, einen schwerkrankem Menschen zu begleiten, wenn der seinem Leben ein Ende setzen will", fragt er.

Die Fachtagung fand unter dem Motto "Sterbeorte - Hinschauen, wo gestorben wird!" statt. Ihr selbst formuliertes Ziel war es, grundsätzlich über die Bedeutung und weitere Entwicklung verschiedener Sterbeorte zu diskutieren, aber auch innovative Konzepte und Modellprojekte vorzustellen.