Die Dokumentarfilmerin Katrin Richthofer organisiert zusammen mit zwei weiteren Frauen das Bündnis #MünchenWirdSichtbar, das am 10. Februar zu einer Lichterkundgebung auf den Odeonsplatz und die Theresienwiese einlädt. Gegen die wachsende Radikalisierung bei Corona-Demonstrationen und "Spaziergängen" will es ein Zeichen setzen "für Demokratie, Vernunft, Solidarität, Empathie und Respekt".
Frau Richthofer, warum laden Sie zu der Kundgebung ein?
Katrin Richthofer: Weil es jemand tun muss, und zwar von unten, aus der Gesellschaft heraus. Wir folgen damit dem Aufruf von Bundespräsident Steinmeier, dass die schweigende Mehrheit nicht länger schweigen soll. Die Corona-"Spaziergänger" fühlen sich mächtiger und klüger, als sie sind. Die Mehrheit der Gesellschaft informiert sich ebenfalls, aber sie zieht andere Schlüsse daraus. Es gibt keine Blaupause für den richtigen Umgang mit einer Pandemie. Aber Solidarität funktioniert nur, wenn sich alle an die demokratischen Spielregeln halten. Momentan sehen wir eine krasse Radikalisierung. Man muss aber nicht aufeinander losgehen, nur weil man unterschiedlicher Meinung ist.
Was wollen Sie mit der Lichteraktion erreichen?
Richthofer: Wir wollen Menschen Gelegenheit geben, Stellung zu beziehen. Viele sind frustriert und wollen ihr Gesicht zeigen, statt immer nur die antidemokratischen Aktionen zu erdulden. Es gibt momentan so viel Spaltendes in der Gesellschaft. Wir wollen zeigen: Komme was wolle, wir sind Mitmenschen, nicht Feinde. Und wir wollen sagen: Es gibt demokratische Mehrheitsentscheidungen - bitte tragt sie mit! Wir bekommen viel Unterstützung: Gestern haben die Könige der Nachtclubszene und der evangelische Regionalbischof gleichzeitig unseren Aufruf gezeichnet. Ein Traum wäre es, wenn unsere Aktion Kreise zieht und bald #AachenWirdSichtbar und #ZwickauWirdSichtbar folgen.
Haben Sie Bedenken, dass Teile der "Spaziergänger"-Szene versuchen, die Kundgebung zu stören?
Katrin Richthofer: Ja, denn es hat schon angefangen. Seit unserer ersten Lichteraktion am Donnerstagabend in Ottobrunn ist unser Facebook-Auftritt gesperrt. Es gab wohl mehrere Hinweise bei Facebook, dass wir "Umtriebe" planen würden - daraufhin wurde die Seite stillgelegt. Ich bin sicher, dass die "Spaziergänger" sich zeigen werden. Aber ich sage mal: Wer mit uns auf der Straße steht, der ist offensichtlich auch für Solidarität und Zusammenhalt. Wir würden diese Menschen auf jeden Fall als unsere Anhänger mitzählen.