Die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel machen auch den Tagungshäusern der evangelischen Landeskirche zu schaffen. Obwohl beinahe überall schon moderne LED-Beleuchtung statt herkömmlicher Glühbirnen verwendet werden und vielerorts auch effiziente Blockheizkraftwerke im Einsatz sind - das alles reicht nicht, um die Preisexplosionen aufzufangen. Um Preiserhöhungen für Tagungsgäste wird wohl keines der Häuser herumkommen.

Lage in Tutzing geradezu dramatisch

Geradezu dramatisch stellt sich die Lage der Evangelischen Akademie in Tutzing dar. Alle bereits ergriffenen Energiesparmaßnahmen reichten nicht aus, "dass wir ohne Sorge auf den Winter und das kommende Jahr blicken können", heißt es am Starnberger See. Denn: Der aktuelle Stromvertrag des Hauses mit seinem renommierten "Politischen Club" läuft Ende 2023 aus. Es stehe "eine Erhöhung um das Zehnfache" im Raum. Auch die Heizkosten seien heuer das bis zu Vierfache von 2021.

Dabei geht man in Tutzing - wie in vielen anderen Tagungshäusern auch - unkonventionelle Wege: So wird etwa die Abwärme aus den Kühlhäusern in die Fußbodenheizung des Wintergartens eingespeist. Dies mache etwa drei Grad aus, die man nicht konventionell hochheizen müsse. Man könne die Mehrkosten aber wohl nicht allein schultern und denke über moderate Preiserhöhungen nach. Bleibe die Lage weiter so angespannt, seien wirtschaftliche Schwierigkeiten möglich.

Wildbad Rothenburg sieht sich gut gerüstet

Im Wildbad Rothenburg sieht man sich unterdessen gut gerüstet. Man schaue zwar "ernst, aber mit breiter Brust und dem nötigen Optimismus in den kommenden Winter", betonte der wirtschaftliche Leiter des Wildbads, Stephan Michels. Man habe sich rechtzeitig gute Strompreiskonditionen sichern können und spare Strom, wo es geht. So werde die Außenbeleuchtung bis auf wenige Ausnahmen ab 21.30 Uhr abgeschaltet, im Gebäude helfen Bewegungs- und Anwesenheitsmelder, hieß es.

Man setze auch auf vermeintlich profane Maßnahmen, sagte Michels. So lasse man in der Küche beispielsweise die "Deckel auf den Töpfen" und arbeite mit Restwärme, die Küchenlüftung arbeite mit einer Wärmerückgewinnungsanlage, man heize mit Nahwärme. Geplant sei aber auch, die Temperatur der Heizung vor allem nachts herunterzufahren - denn ab Oktober sollen auch für die Nahwärme die Preise um bis zu 70 Prozent steigen. Hierfür habe man bereits Rücklagen gebildet, erläuterte er.

Hesselberg und Pappenheim müssen sparen

Dem Evangelischen Bildungszentrum (EBZ) am Hesselberg nahe Gerolfingen machen die steigenden Energiekosten und andere Teuerungen "wirtschaftlich schon schwer zu schaffen", erläutert EBZ-Leiter Christoph Seyler, der gemeinsam für den Hesselberg und dessen "Partnerhaus", das EBZ Pappenheim spricht. Man rechne "mindestens mit der Verdoppelung unserer Energiekosten", obwohl man mit dem EBZ Pappenheim gemeinsam Energielieferverträge zu verbesserten Konditionen geschlossen habe.

Um Energie zu sparen, hat das EBZ am Hesselberg seit Mitte August sein Schwimmbad geschlossen. "Das ist bedrückend", sagt Seyler, denn das Schwimmbad wird nicht nur von den Gästen geschätzt, es wurde auch von Schulklassen und Schwimmschulen genutzt - die jetzt auf dem Trockenen sitzen. In Pappenheim wurde zum 1. September ein "EnergieEuro" pro Gast und Übernachtung eingeführt, um die Energiekosten für das EBZ abzufedern. Eine Erhöhung des "EnergieEuro" sei durchaus denkbar.

Mehr vegane Speisen

Pappenheim und Hesselberg gehen auch so weit, dass es denkbar scheint, eines der beiden Häuser beispielsweise tageweise, etwa in der Zeit zwischen den Jahren, zu schließen - und die wenigen Kurse in dieser Zeit dann im Partnerhaus stattfinden zu lassen. Um eine Erhöhung der Gebühren werde man nicht herumkommen. Doch könne man die "tatsächlichen Kosten nicht so ohne Weiteres vollständig" auf die Gäste umlegen - manche Seminare wären für Normalverdiener so "kaum noch bezahlbar".

Beim Thema Lebensmittel setzt derweil das Wildbad auf regionale Direkt-Zulieferer. So nehme man beispielsweise bei Jägern verstärkt "ganze Tiere" und verarbeite diese komplett. Auch weite man das Angebot an vegetarischen sowie veganen Speisen immer weiter aus. Die Lieferketten des Wildbads seien "insgesamt etwas stabiler" als andernorts, gleichwohl müsse man auch im Taubertal über eine Erhöhung der Preise nachdenken.