Seit 50 Jahren engagieren sich ehrenamtliche Mitarbeitende im Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadtmission Nürnberg. "Sie sind seit Bestehen des Diensts ein nicht wegzudenkender Baustein unserer Konzeption", sagt Anke Frers, Leiterin der diakonischen Einrichtung im Julius-Schieder-Haus. Die Ehrenamtsarbeit des Sozialpsychiatrischen Diensts der Stadtmission Nürnberg teilt sich in diesem Jahr den ersten Preis beim Ehrenamtspreis der Diakonie Bayern mit der ehrenamtlichen Bürgerhilfe des Sozialpsychiatrischen und Gerontopsychiatrischen Diensts der Diakonie Regensburg.

Der Sozialpsychiatrische Dienst ist aus einer ehrenamtlichen Initiative entstanden, als zwei engagierte Frauen den Club "Stehaufmännle" ins Leben riefen, eine Kontaktgruppe für psychisch kranke Menschen. Damals gab es für diese Personengruppe nach der Entlassung aus einer psychiatrischen Klinik keine ambulante Versorgung. Sie gerieten oft in starke soziale Isolation. Dies führte häufig zu vielen Klinikaufenthalten, zu sogenannter "Drehtürpsychiatrie".

"Das Angebot einer Kontaktgruppe war zur damaligen Zeit absolut innovativ und wurde von den beiden engagierten Frauen gegen viele Widerstände insbesondere der psychiatrischen Klinik durchgesetzt", berichtet Anke Frers.

Neben den Gruppentreffen fanden bald auch Wochenendfreizeiten statt. 1975 startete dann die erste hauptamtliche Mitarbeiterin und die Zahl der Ehrenamtlichen wuchs auf acht Mitarbeitende. Seit den 1990er-Jahren sind circa 30 ehrenamtliche Mitarbeitende im Sozialpsychiatrischen Dienst tätig. Sie übernehmen in erster Linie unterschiedlichste Gruppenangebote von Frühstücken bis zur Männerwerkstatt, begleiten aber auch einzelne Klientinnen und Klienten in ihrem Alltag.

Anke Frers sind die regelmäßigen Teambesprechungen sehr wichtig, außerdem die Supervisionen und das gemeinsame jährliche Schulungswochenende. "Sie führen dazu, dass die ehrenamtlichen Mitarbeitenden sich als Gruppe erleben und gegenseitig unterstützen und auch die erforderliche fachliche Anleitung und Reflexion erhalten." Durch die gute Betreuung bleiben die Ehrenamtlichen lange dabei, "wir haben da eine sehr hohe Kontinuität", sagt Frers. Von den aktuell 25 ehrenamtlichen Mitarbeitenden sind vier bereits seit über 25 Jahren, zwei seit 37 Jahren und eine Mitarbeiterin ist seit 44 Jahren tätig.

Doch es werde schwieriger, Interessierte zu finden, die bereit sind, sich auf diese längerfristig angelegte Mitarbeit einzulassen, sagt Frers. "Wenn ehrenamtliche Mitarbeitende durch gesundheitliche Probleme, oder familiäre Belastungen ihre Tätigkeit beenden, gelingt es nicht immer, im gleichen Umfang neue Mitarbeitende zu finden." Da ist es durchaus keine Notlösung, dass künftig Klientinnen ehrenamtlich mehr mitarbeiten sollen. Ein Betroffener ist seit einigen Jahren mit dabei.

"Sich ehrenamtlich zu engagieren, kann für Klientinnen eine sehr stärkende Erfahrung sein. Dies soll weiter ausgebaut werden", sagt Frers.

In Regensburg werden Senioren mit psychischen Schwierigkeiten durch den Gerontopsychiatrischen und den Sozialpsychiatrischen Dienst unterstützt. Die Arbeit startete 1980 mit der "Laienhilfe". Von Beginn an ging es darum, die Stabilität von psychisch Erkrankten zu fördern. Ehrenamtliche, sogenannte Bürgerhelferinnen und -helfer, verbringen mit den Betroffenen Zeit und unternehmen etwas, berichtet Einrichtungsleiterin Ute Kießling.

Sie gehen mit ihnen spazieren, kaffeetrinken oder besuchen ein Museum - je nach gemeinsamer Interessenlage und Absprache. Oft benötigen Frauen oder Männer nach dem Verlust des Partners Gespräche und Zuwendung. Durch gemeinsame Aktivitäten können sie vor Isolation bewahrt werden und ihre Freude am Leben wieder finden. Im Sozialpsychiatrischen Dienst engagieren sich derzeit etwa 17 Ehrenamtliche, im Gerontopsychiatrischen Dienst sind es zehn. "Oft sind die daraus gewachsenen Beziehungen sehr lang anhaltend und stabil", freut sich Kießling. Es gibt sehr enge Verbindungen bis zu freundschaftlichem Kontakt, in einigen Fällen haben die Ehrenamtlichen während des Corona-Lockdowns für die Klienten eingekauft. "Oft sind die Bürgerhelfer die einzigen langjährigen stabilen Bezugspersonen für unsere Klienten und es gelingt ihnen, diese Menschen gut und engmaschig zu betreuen und ihnen Rückhalt zu geben."