Die Grünen überschreiben ihren 67-seitigen Entwurf für das Wahlprogramm zur Bundestagswahl mit "Zusammen wachsen". Den Themenbereichen Familie, Frauen und Kinder widmen sie dabei jeweils mehrere Abschnitte – bereits im Inhaltsverzeichnis tauchen alle Stichworte mehrfach auf.

Familie im Wahlprogramm von Die Grünen

Ein genauerer Blick in das Wahlprogramm in Bezug auf das Thema Familie zeigt, dass die Partei dem Thema eine große Relevanz zuschreibt. Die Grünen wollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern, um das Potenzial von "bis zu 840.000 zusätzlichen Arbeitskräften" zu nutzen.

Sie schlagen vor, einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, der Unternehmen flexible Lösungen ermöglicht und ein verlässliches Angebot an Betreuungsplätzen fördert. Zudem wollen sie die steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten verbessern sowie das Ehegattensplitting geschlechtergerecht reformieren. Ziel soll sein, eine gleichberechtigte Erwerbsbeteiligung von Frauen zu ermöglichen und ihre eigenständige finanzielle Absicherung zu stärken, womit sie vor Altersarmut geschützt wären. Während die Partei damit klare Ziele formuliert, bleiben die konkreten Umsetzungswege noch relativ vage ausformuliert. 

Am konkretesten wird es im Unterpunkt "Für starke Familien". Familien bräuchten "gute und unterstützende Rahmenbedingungen", die zu ihrem Leben passen - dafür will die Partei sie vor allem finanziell unterstützen. Kindergeld und Kinderfreibetrag sollen regelmäßig erhöht werden, Elternzeit künftig gerecht zwischen den Eltern verteilt und das Elterngeld erhöht werden. Auch eine Freistellung nach einer Geburt für Väter oder Co-Mütter fordern Die Grünen, außerdem Mutterschaftsgeld für Selbstständige und Entlastungen für Alleinerziehende in Form von verbesserten Arbeitsmarktchancen und finanziellen Verbesserungen.

In Kapitel 3 des Wahlprogramms zur Bundestagswahl 2025 beschreibt die Partei im Unterpunkt "Für queeres Leben: sicher und selbstbestimmt", was sie als Familie versteht:

"Familie ist, wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen."

Das gelte auch für Regenbogenfamilien. Die Grünen wollen deshalb das Familienrecht anpassen, in dem sie "schnellstmöglich die Diskriminierung von Regenbogenfamilien im Abstammungsrecht beenden, die Elternschaft von trans*, inter* und nicht binären Menschen anerkennen, die rechtliche Situation von Familien mit mehr als zwei Eltern verbessern und es Menschen ermöglichen, jenseits einer Ehe rechtlich verbindlich füreinander sorgen zu können.

Frauen im Wahlprogramm von Die Grünen

Bereits auf Seite 11 ihres Wahlprogramms zur Bundestagswahl beschreibt die Partei das unausgeschöpfte (Arbeits-)Potenzial von Frauen mit Kindern und will dagegen vorgehen, indem sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert und die Gleichstellung von Frauen (insbesondere auch in Bezug auf Gehälter) anstrebt. Die geplanten Maßnahmen dafür sind laut Wahlprogramm unter anderem gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit, flexible Arbeitszeitmodelle und ein Rückkehrrecht auf Vollzeit sowie gute Kinderbetreuung und die faire Verteilung von Sorgearbeit. 

Damit Frauen auch im Alltag "sicher sind und sich sicher fühlen", wollen Die Grünen außerdem konkrete  Maßnahmen anstoßen. Darunter einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung für Betroffene von Gewalt, kostenfreie Hilfen wie Frauenhäuser und eine diesbezügliche Schulung von Justiz und Polizei. Auch dem Bereich der Prostitution und sexuellen Ausbeutung nimmt sich die Partei an, Sexarbeiterinnen und Prostituierte sollen geschützt und ihre Rechte gestärkt werden.

Die Partei will weiter ine Frauenquote in Aufsichtsräten und Vorständen von großen Unternehmen und sieht im Bereich der Selbstbestimmung auch das Recht von Frauen auf einen Zugang zu legalen, kostenfreien und sicheren Schwangerschaftsabbrüchen außerhalb des Strafrechts.

Entscheidend sei letztendlich auch ein geschlechtergerechtes Gesundheitssystem. Auch hier sollen durch Quoten und bessere Arbeitsbedingungen mehr Frauen in die Führungsgremien geholt werden.

Kinder im Wahlprogramm von Die Grünen

Los geht es mit dem Thema Ernährung: Gemeinschaftsverpflegung in Kitas und Kantinen soll verbessert werden, Werbung für ungesunde Lebensmittel eingeschränkt und der Zuckergehalt in Softdrinks gesenkt werden.

Im Bildungsbereich will die Partei in "gute und verlässliche" Kitas investieren. Konkrete Ideen: 

  • Schulgeldfreie Ausbildungen, berufsbegleitende Anerkennungsverfahren, schnellere Anerkennung ausländischer Abschlüsse und flexiblere Weiterbildungen und Umschulungen zur Gewinnung von Kita-Fachkräften.
  • Bundesweite, gesetzlich festgeschriebene Qualitätsstandards.
  • Steuerliche Anreize für Unternehmen, die Kitaplätze schaffen.

Schulen wollen Die Grünen mit einem "Zukunftsinvestitionsprogramm Bildung" (finanziell) stärken. Das Ziel seien moderne und barrierefreie Schulgebäude, mehr Stellen für Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und Inklusion und die Förderung von digitalen Fähigkeiten, Medienkompetenz, nachhaltiger Entwicklung und politischer Bildung. Ganztagsbetreuung soll weiterentwickelt und die Digitalisierung vorangetrieben werden. Sprachförderung sehen Die Grünen als entscheinden, durchgängigen Prozess von Kita bis Schule.

Dem Thema Kinderarmut widmen Die Grünen einen extra Unterpunkt. Die Kindergrundsicherung soll kommen, Leistungen gebündelt, Antragsverfahren "verschlankt und stetig automatisiert" und Eltern schon bei der Geburt über ihnen zustehende Leistungen informiert werden. Außerdem soll laut Wahlprogramm das Existenzminimum für Kinder neu berechnet und Alleinerziehende entlastet werden. Kinderrechte will die Partei im Grundgesetz verankern.

Das Programm der Grünen richtet sich zuletzt explizit an junge Menschen, die in der Pandemie "verantwortungsvoll und solidarisch" zurückgesteckt hätten. Die Partei will ihre Rechte stärken und mit einem Sonderprogramm über zehn Jahre Kommunen dabei unterstützen, "Strukturen für Kinder- und Jugendarbeit aufzubauen und zu stärken". Das Wahlalter soll auch auf Bundesebene auf 16 Jahre gesenkt werden.

Bundestagswahl 2025

Am 23. Februar 2025 fanden in Deutschland vorgezogene Neuwahlen zum Bundestag statt. Wir haben uns die Wahlprogramme der Parteien angeschaut und auf Aussagen zu Glaube, Religion und Kirchen sowie Familie, Kinder und Frauen untersucht. 

Alle Analysen zu Religion, Glaube und Kirchen

Teil 1: Das Wahlprogramm von CDU und CSU

Teil 2: Das Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen

Teil 3: Das Wahlprogramm der SPD

Teil 4: Das Wahlprogramm der AfD

Teil 5: Das Wahlprogramm der FDP

Teil 6: Das Wahlprogramm des BSW

Teil 7: Das Wahlprogramm der Linken

Teil 8: Das Wahlprogramm von Volt

Alle Analysen zu Familie, Frauen und Kinder

Teil 1: Das Wahlprogramm von CDU und CSU

Teil 2: Das Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen

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